Ende der kostenlosen Bürgertests

Ab dem 11. Oktober zahlt der Bund nicht mehr für Schnelltests. Wer dann einen negativen Coronatest vorweisen muss, der muss selbst für die Kosten aufkommen. Die Preise der Tests bestimmen die Anbieter dann selbst, auch in Backnang können sie unterschiedlich ausfallen.

Ende der kostenlosen Bürgertests

Bisher wurde das Testcenter in der Grabenstraße noch sehr gut besucht. Doch ab Montag gibt es keine kostenlosen Bürgertests mehr. Die Betreiber rechnen mit einem Rückgang der Schnelltestbuchungen. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

Backnang. Ab Montag müssen Coronaschnelltests wieder selbst bezahlt werden, das hat die Bund-Länder-Konferenz vor einigen Wochen besprochen. Damit endet das Angebot der kostenlosen Bürgertests für die Bevölkerung. Der Grund: Mittlerweile gibt es genug Impfstoff und freie Termine, sodass jeder, der auch darf, sich bereits hätte impfen lassen können. Eine dauerhafte Übernahme der Testkosten durch die Steuerzahler sei nicht länger nötig, heißt es.

Trotz der vielen Impfangebote und der steigenden Impfquote ist die Nachfrage nach Schnelltests in Backnang aber immer noch da. Das zeigt ein Blick in die Terminkalender der gut besuchten Testcenter. Die Center-Apotheke in Backnang zum Beispiel ist schon sehr früh ins Testen eingestiegen und verzeichnet auch jetzt noch hohe Testzahlen. Aktuell testen sie unter der Woche noch etwa 150 Personen pro Tag, am Wochenende werden es bis zu 300 Testungen. Ob die Nachfrage genauso hoch bleibt, wenn die Bürger selbst für die Tests zahlen müssen, ist zu bezweifeln.

Denn schon jetzt ist klar: Wenn die Tests am Montag kostenpflichtig werden, ist der Andrang nicht mehr so groß, bisher gibt es kaum Anmeldungen für Schnelltesttermine. In der Center-Apotheke will man die Tests auf jeden Fall auch dann weiter anbieten, wenn sie kostenpflichtig werden oder die Nachfrage nachlässt, erzählt die Filialleiterin Sylvia Klingelhöfer.

Wie teuer werden die Schnelltests

für die Selbstzahler?

Wie viel die Bürger ab Montag für einen Schnelltest zahlen müssen, ist unterschiedlich. Nun soll der Preis nämlich vom Markt bestimmt werden. Zur Einschätzung: Im Frühjahr zahlte der Bund pro Test noch 18 Euro, durch die vielen Testangebote privater Anbieter wurde das Mitte Juni auf 11,50 Euro gesenkt. Angesichts der im März geltenden Preise, also noch vor der Einführung der kostenlosen Bürgertests, konnte der Preis für Schnelltests für Selbstzahler zwischen zwölf und 40 Euro liegen.

In der Center-Apotheke hat man vorläufig schon einen Preis festgelegt: 15 Euro pro Test, also ein paar Euro über dem, was der Bund bisher an die Tester gezahlt hat. „Das liegt daran, dass die Tests aktuell im Einkauf wieder teurer werden. Und obwohl vermutlich weniger Leute getestet werden, braucht man ja trotzdem das Personal und die Ausstattung“, sagt die Filialleiterin. Sie ist sich aber sicher: „Es gibt Leute, denen das sehr wichtig ist, die zahlen das dann auch.“

Gleichzeitig gebe es aber auch die Menschen, die es sich schlicht nicht werden leisten können, die Tests regelmäßig selbst zu bezahlen. „Dadurch wird ein Kinobesuch zum Beispiel dann ja doppelt so teuer sein“, sagt Klingelhöfer. Und es gebe auch jetzt schon Kunden, die nachfragen, ob die Apotheke die Tests nicht weiter kostenlos anbieten könne. „Aber darauf haben wir ja keinen Einfluss“, sagt sie.

Auch die von der Stadt Backnang betreuten Testcenter rechnen damit, dass die Nachfrage ab Montag stark rückläufig sein wird, so Reiner Gauger, der Wirtschaftsbeauftragte der Stadt. Das wohl am stärksten frequentierte Testcenter – und das in der wohl wichtigsten Lage – ist der Container in der Grabenstraße. Hier wurden auch in den vergangenen Wochen und trotz der steigenden Impfquote zwischen 100 und 200 Tests pro Tag durchgeführt. „Aber auch die Einrichtung rechnet mit einem Rückgang und wird darauf reagieren“, sagt Gauger. Man wolle versuchen, diese Testmöglichkeit so lange wie möglich zu halten.

Zumindest vorläufig will die Firma Minessa Medical auch weiterhin den Container in Backnang betreiben. „Wir wollen weiter für die Stadt da sein“, sagt die Stationsleiterin Stefanie Gebhardt. Zumindest wolle man so lange weitermachen, solange die Nachfrage da ist. Damit die Kosten aber auch bei weniger Getesteten gedeckt werden können, sollen zunächst die Öffnungszeiten eingeschränkt werden. Von Montag bis Freitag wird das Testzentrum nur noch von 10 bis 13.30 Uhr und von 14.30 bis 18 Uhr geöffnet haben, am Samstag und Sonntag von 11 bis 14 Uhr. Auch das Personal kann so etwas reduziert werden.

Hier werden die Schnelltests zunächst wohl 14,99 Euro kosten. Gebhardt glaubt, dass die Leute bis zu einem gewissen Preis auf jeden Fall auch für die Tests zahlen werden. Zum einen gebe es Einrichtungen wie manche Pflege- oder Altenheime, Krankenhäuser und auch manche Betriebe, bei denen man auch als Geimpfter noch einen Schnelltest vorweisen muss. „Und vielen geht es um die Gesundheit anderer. Lieber zahlen sie 15 Euro, als einen Angehörigen anzustecken“, sagt Gebhardt. Minessa Medical wolle nun erst mal abwarten, wie sich die Zahlen in den kommenden Wochen tatsächlich entwickeln. Auch wolle man vorbereitet sein, sollte es eine weitere Coronawelle geben, in der die Tests wieder vermehrt benötigt werden.

Auch auf dem Landratsamt vermutet man, dass die Anbieter von Schnelltests zunächst die weitere Entwicklung abwarten werden. „Wir gehen aber davon aus, dass es schrittweise weniger werden“, sagt Pressesprecherin Martina Keck. In Hochzeiten verzeichnete das kreisweite Netzwerk an Teststationen in Praxen, Apotheken und bei privaten Anbietern etwa 200 Anlaufstationen. Mittlerweile seien zwar noch etwa 160 Testzentren auf der Seite des Kreises registriert, doch viele tragen aktuell schon keine oder nur noch wenige Testtermine ein. Durch das System sei man also sehr flexibel, so Keck. Sollten noch mal mehr Tests benötig werden, können die Termine einfach wieder eingetragen werden.

Auch in dem von der Stadt organisierten Testcenter auf der Bleichwiese werden schon länger keine Tests mehr angeboten, dafür soll der Container eventuell aber eine neue Funktion bekommen. Die Stadt überlegt, in dem Container zukünftig Impfungen anzubieten.

Weiterhin kostenlose Testangebote für Ausnahmen

Test für Ungeimpfte nötig Überall dort, wo die 3-G-Regel gilt, müssen Ungeimpfte ab 11. Oktober einen kostenpflichtigen Schnelltest vorlegen. Das Dokument gilt für 24 Stunden und kann digital oder schriftlich vorgelegt werden. Ein negativer Test gilt dann bei Flugreisen innerhalb der Europäischen Union, im Fitnessstudio, im Hallenbad und anderen Sporteinrichtungen, beim Friseur und anderen Pflegedienstleistungen, im Innenbereich der Gastronomie, bei Festen und im Hotel.

Kein Test nötig Beim Einkaufen, an der Tankstelle, bei privaten Treffen in den eigenen vier Wänden oder beim Behördengang muss kein negativer Schnelltest vorgelegt werden.

Symptome Bei Symptomen sollen Bürger einen Arzt kontaktierten und dort einen PCR-Test durchführen lassen. Für diese Kosten sollen dann auch weiterhin die Krankenkassen aufkommen.

Kosten Für einen Schnelltest konnten Apotheken im Frühjahr noch 18 Euro für jeden durchgeführten Test beim Bund geltend machen. Als dann immer mehr private Anbieter und Testzentren den Schnell- und Bürgertest anboten, sank der Betrag auf 11,50 Euro ab. Nun soll der Preis vom Markt bestimmt werden.

Ausnahmen Für Kinder, die jünger sind als zwölf Jahre, gibt es keinen zugelassenen Impfstoff. Die Kosten der Coronatests werden daher weiterhin vom Bund übernommen. Auch Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, bekommen Tests weiterhin erstattet. Sie müssen einen Nachweis von ihrem Arzt vorlegen, wieso sie nicht geimpft werden können. Schwangere, Stillende und Jugendliche bis 18 Jahre bekommen die Tests bis zum 31. Dezember umsonst.