Kriterien für Notbetreuung bleiben bestehen

Da derselbe Personenkreis betroffen ist, rechnen die Träger mit nur wenig Veränderung bei der Zahl der Kinder in der Notbetreuung.

Kriterien für Notbetreuung bleiben bestehen

Symbolfoto: Ein leeres Klassenzimmer in der Anna-Haag-Grundschule in Althütte Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

BACKNANG/ASPACH/WEISSACH IM TAL. Seit Montag sind die Schulen und Kindertagesstätten mal wieder geschlossen, nur die Kinder der Notbetreuung sind in der Schule. Welche Eltern ihre Kinder in die Notbetreuung von Kita und Schule schicken dürfen, ist in Baden-Württemberg aber sehr weit gefasst. Kontrollmöglichkeiten gibt es dabei kaum, einen Nachweis des Arbeitgebers müssen die Eltern nämlich nicht vorlegen. Grundsätzlich gilt die Notbetreuung für Kita-Kinder und Schulkinder der Jahrgangsstufen 1 bis 7. Die Testpflicht gilt auch für den Besuch der Notbetreuung.

Während der ersten Coronawelle im Frühjahr 2020 war die Notbetreuung nur für Kinder von Eltern aus systemrelevanten Berufen wie Kassierer oder Pflegepersonal möglich. In der zweiten Welle wurde die Notbetreuung dann aber erweitert und auch für Eltern ermöglicht, die auf der Arbeit „unabkömmlich“ sind. Das galt für Homeoffice ebenso wie für Anwesenheit im Büro. An dieser Regelung hat sich trotz Kritik von Schulen und Kitas auch jetzt nichts geändert. Die genannten Kriterien sind erneut ausschlaggebend für die seit Montag geltenden Regelungen in der Notbetreuung. Laut Landesregierung haben also die Kinder einen Anspruch auf Notbetreuung, deren Eltern „grundsätzlich durch ihre berufliche Tätigkeit an der Betreuung gehindert sind und auch keine andere Betreuungsperson zur Verfügung steht“.

Je nach Ort und Einrichtung befinden sich aktuell unterschiedlich viele Kinder in der Notbetreuung. „Da genau die gleichen Kriterien gelten, ist bei uns auch der gleiche Personenkreis betroffen“, sagt Philip Sweeney, Hauptamtsleiter der Gemeinde Aspach. Bis auf zwei bis drei Personen mehr oder weniger seien die gleichen Kinder wieder für eine Notbetreuung berechtigt und angemeldet. Die Auslastung, so der Hauptamtsleiter, sei in jeder Kita und von Tag zu Tag etwas unterschiedlich. Insgesamt sei im Durchschnitt etwa ein Drittel der Gruppe in der Notbetreuung angemeldet, es gebe aber auch Gruppen, die fast vollständig sind. „Teilweise sind schon recht viele Kinder da. Aber man muss auch bedenken, dass nicht alle gleichzeitig da sind, sondern wirklich nur an den Tagen, an denen es die Eltern nicht anders regeln können“, sagt der Hauptamtsleiter.

„Im Laufe der Zeit werden es immer mehr Kinder in der Notbetreuung.“

In Weissach im Tal liegen zwar noch nicht alle Zahlen für diese Woche vor, aber die Tendenz ist sichtbar: Die Zahl der Kinder in der Notbetreuung jetzt und bei den vorangegangenen Schul- und Kitaschließungen halten sich in etwa die Waage. In einer Kita sei die Zahl gleich geblieben, in einer anderen leicht gestiegen. Hier sind von eigentlich 55 Kindern in dieser Woche zwischen sechs und zehn da – je nach Tag unterschiedlich. Wie viele Kinder tatsächlich an welchem Wochentag da waren, erfährt die Gemeindeverwaltung erst gegen Ende der Woche, um die Abrechnungen zu machen. „Die Zahl könnte aber noch ansteigen“, sagt Silvia Kircher von der Servicestelle Kinderbetreuung in Weissach im Tal. Denn immer am Ende der Woche melden die Eltern, wie sie die Notbetreuung in der kommenden Woche beanspruchen werden. „Das kann sich von Woche zu Woche etwas ändern“, sagt Kircher.

Auch in Backnang liegen aktuell noch keine genauen Zahlen zur Notbetreuung vor. Wie viele Eltern diese gesamt in Anspruch nehmen, muss sich erst noch zeigen. Denn: Mal wieder wurde die offizielle Schul- und Kitaschließung erst am Wochenende bekannt gegeben, mal wieder mussten die Schulleiter und Träger der Einrichtungen am Wochenende die Notbetreuung organisieren. „Das war wieder alles sehr kurzfristig“, sagt Sabine Hagenmüller-Gehring, Leiterin des staatlichen Schulamts in Backnang. „Die Leitungen haben gerade ohnehin alle Hände voll zu tun. Da wollen wir nicht noch extra Zahlen abfragen“, sagt die Schulamtsleiterin.

Sie vermutet, dass die Zahl in einem ähnlichen Bereich wie bei den vorherigen Schulschließungen liegen wird. Von Schule zu Schule sei das aber sehr unterschiedlich. In manchen Grundschulen gebe es nur eine Notbetreuungsgruppe, in anderen müssen gleich drei gebildet werden. Bereits bei den vorigen Schließungen wurde von Schulen und Kitas eine zu hohe Zahl von Kindern in der Notbetreuung kritisiert, zum Teil gab es bis zu 70 Prozent Auslastungen. Wird das nun erneut zu einem Problem? „Im Laufe der Zeit werden es immer mehr Kinder in der Notbetreuung“, sagt Hagenmüller-Gehring. Auch aus den Schulen komme die Forderung, dass nur noch Kinder in die Notbetreuung können, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten, das Ministerium halte aber noch an den bisherigen Kriterien fest. Diese werden von den Schulleitern zwar hinterfragt, aber tatsächlich kontrollieren könne man das aktuell nicht. Und die Schulamtsleiterin hat gleichzeitig die Situation der Eltern im Blick. „Wir spüren auch die Belastung der Eltern, die müssen ja auch sehr viel mitmachen.“ Eine einfache Lösung gebe es in dieser Diskussion nicht.