Kunst kommt zu Kindern nach Hause

Die Jugendkunstschule Backnang hat neben dem Online-Unterricht ein neues Projekt mit allen Kindern gestartet. Jeder der 107 Schüler hat ein Paket mit Malmaterialien bekommen – unter einem Thema sollen die Kinder gemeinsam kreativ werden.

Kunst kommt zu Kindern nach Hause

Bei der Arbeit: Eine Holzplatte, Grundfarben und eine Aufgabe haben die Schüler der Jugendkunstschule per Post bekommen. Foto: privat

Von Kristin Doberer

BACKNANG. Seit dem 17. März ist auch die Jugendkunstschule in Backnang geschlossen, wann sie wieder für Schüler öffnen dürfen, ist im Moment noch unsicher. Die Dozenten haben schnell auf den Online-Unterricht umgestellt, wollen den Kindern jetzt aber noch einen weiteren Anreiz geben, auch zu Hause kreativ zu werden. Dafür wurde ein gemeinsames Projekt für alle Kunstschüler gestartet. Die Jugendkunstschule hat jedem ihrer Schüler ein Paket mit Materialien zukommen lassen. Neben Acrylprimärfarben, einer Anleitung zum richtigen Farbenmischen, zwei Pinseln, Stiften, einem Skizzenbuch und ein paar netten Kleinigkeiten sind auch eine Holzplatte und das gemeinsame Thema in dem Umschlag.

„Nicht alle Kinder haben alle Materialien zu Hause“, sagt Nadja Pidan, die Leiterin der Jugendkunstschule. „Jetzt sind alle so ausgestattet, dass sie auch daheim kreativ werden können.“ Die Aktion diene in erster Linie dazu, die Kinder mit dem persönlichen Paket zu überraschen. Es sei zwar sehr viel Arbeit gewesen, die Materialien einzukaufen und die Pakete zusammenzustellen und habe viel Zeit gekostet, wäre es aber wert gewesen. „Allein die Vorstellung, wie die Kinder ihr Paket mit ihrem Namen drauf bekommen, macht uns glücklich“, sagt die Leiterin. Auch hoffe sie, dass das gemeinsame kreative Projekt die Schüler inspiriert, die weniger Interesse am Online-Unterricht gezeigt haben.

Alle Kunstkurse finden seit acht Wochen online statt.

Mittlerweile sind alle Pakete bei den Kindern angekommen, wer letztlich bei dem gemeinsamen Projekt mitmachen will, ist den einzelnen Schülern selbst überlassen. Bis Ende Mai können ihre Schüler die Holztafel, die auch in dem Paket war, noch gestalten, anschließend werden diese an einem öffentlichen Ort in Backnang aufgehängt und sollen etwa von Pfingsten bis zu den Sommerferien hängen bleiben. Was genau das übergeordnete Thema des gemeinsamen Projekts ist, will die Leiterin der Kunstschule noch nicht verraten. Sie sagt nur so viel: „Das soll eine Überraschung sein. Aus den 107 Holzplatten soll auf jeden Fall ein gemeinsames Kunstwerk entstehen.“ Sie sei nun sehr gespannt auf das Ergebnis. Ob auch alle ihrer Schüler Zeit und Lust haben, um sich daran zu beteiligen, kann sie schlecht einschätzen. Bisher zumindest kamen viele positive Rückmeldungen der Schüler und der Eltern auf das Kunstpaket. Vor allem der Kontakt mit den Eltern habe sich über die vergangenen Wochen durch das Homeschooling verbessert. Denn besonders die jüngeren Kinder seien beim Umgang mit dem Computer viel auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen, der allgemeine Austausch per E-Mail und WhatsApp habe sich deshalb sehr gesteigert.

Insgesamt sehe das Kollegium die aktuelle Lage sogar sehr positiv. „Natürlich vermissen wir alle den persönlichen Kontakt mit den Schülern, aber wir konnten in den letzten Wochen auch viele neue Wege des Unterrichtens ausprobieren“, sagt Pidan. Der Kursunterricht online habe zum Beispiel das Ausprobieren neuer Formate vorangebracht, wie das Lernen mit Videos und Links anstatt nur mit Büchern. „Wir sehen den Online-Unterricht viel mehr als Bereicherung, den wir auch weiter anbieten und weiter ausbauen wollen.“

Kreative Kunstprojekte als Ausgleich zu den Schulaufgaben

Für die Kinder sei es außerdem wichtig, neben den Schulaufgaben weiterhin kreativ zu werden. „Viele Kinder und Eltern warten regelrecht auf neue Kunstaufgaben von unseren Lehrern.“ Trotzdem sei ihr wichtig, dass der Regelunterricht dadurch nicht vollständig ersetzt werden kann. Es sei zum Beispiel schwierig, den Kindern zu erklären, wie man einen Pinsel richtig hält, wenn man ihnen nicht begegnen darf. Nun bereiten die neun Lehrer der Jugendkunstschule die Räume auf die Rückkehr der Schüler vor. Kleinere Gruppen haben sie geplant und die Möbel in den beiden Ateliers werden umgestellt. Wann genau die Jugendkunstschule den Regelbetrieb wieder aufnehmen kann, ist noch unklar.

Und auch alle Workshops, die für die Sommerferien geplant waren, wurden gecancelt. Pidan hoffe aber, dass auch dafür ein Online-Kurs angeboten werden kann. „Wir wollen auch für die Kinder da sein, die im Sommer nicht verreisen.“ Und nicht nur der Kunstunterricht findet online statt. Auch ein Theaterkurs mit 14 Kindern hat schnell den Sprung zum digitalen geschafft. Über Videokonferenzen arbeitet die Schauspiellehrerin weiterhin mit ihren Schülern. Sprech- und Bewegungsübungen seien auch auf dem Bildschirm gut machbar.