Mit Tests zurück zum Präsenzunterricht

Ab Montag soll es in den Schulen wieder Wechselunterricht und eine indirekte Testpflicht geben. Nur Schüler mit einem negativen Testergebnis können am Unterricht teilnehmen. Doch die Inzidenz steigt. Können die Schulen am Montag überhaupt öffnen?

Mit Tests zurück zum Präsenzunterricht

Eine Schülerin der 2. Klasse an der Murrtalschule in Oppenweiler macht einen Lolli-Selbsttest. Rektor Siegfried Bubeck hilft. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

BACKNANG/OPPENWEILER. Am Montag sollen die Schüler nach den Osterferien und einer Woche Fernunterricht wieder in den Wechselunterricht starten. Voraussetzung wird aber sein, dass die Schüler vor Ort ein negatives Testergebnis vorweisen müssen, um am Unterricht teilnehmen zu können (siehe Infobox) – und das zweimal pro Woche. Die Tests sollten eigentlich vom Land geliefert werden, doch noch sind sie nicht in allen Schulen angekommen. In Oppenweiler zum Beispiel wurde noch nichts geliefert, die Gemeinde wurde immer wieder vertröstet. „Vielleicht kommen sie noch am Samstag, aber zur Sicherheit haben wir selbst Tests bestellt“, sagt Hauptamtsleiter Pascal Schwinger. Zunächst habe man versucht, Nasaltests zu bekommen. Da diese aber im Zoll hängen blieben, wurden sogenannte Lolli-Schnelltests gekauft und verteilt.

Schulleiter der Murrtalschule in Oppenweiler, Siegfried Bubeck, findet es gar nicht so schlecht, dass gerade am Anfang nur die Lolli-Tests zum Einsatz kommen. Statt sich das Teststäbchen etwa zwei Zentimeter in die Nase zu schieben, müssen die Kinder nun etwa 30 Sekunden an dem Teststab lutschen. Das sei auch für die Eltern eine kleinere Hemmschwelle. „Die meisten wollen mitmachen, nur einige wenige holen die Testkits ab und machen das zu Hause vor dem Unterricht“, sagt der Rektor.

In den weiterführenden Schulen dagegen muss der Schnelltest in der Schule stattfinden. „Viele Eltern haben Angst, dass ihre Kinder gemobbt werden, sollten sie positiv sein“, weiß Bubeck. Um das zu verhindern, haben er und sein Team sich aber bei einer Lehrerkonferenz besprochen, wie man auch pädagogisch mit den Tests umgehen möchte. Die Lösung: Die Kinder legen nach dem Probenehmen die Tests auf das Pult, gibt es nach der 15-minütigen Wartezeit einen Coronafall, wird die ganze Kleingruppe nach Hause geschickt und die betreffenden Eltern werden direkt benachrichtigt.

Wie lange können die Schulen überhaupt geöffnet bleiben?

Oppenweiler ist nicht die einzige Gemeinde, die noch auf die versprochenen Testkits wartet. Laut staatlichem Schulamt gibt es auch im Rems-Murr-Kreis mehrere, die entweder noch nichts bekommen haben oder zu wenig. In Backnang sind die Testkits zwar am vergangenen Dienstag eingetroffen, doch nicht in einer ausreichenden Anzahl, wie Christine Wolff von der Sachgebietsleitung Schulverwaltung sagt. „Anscheinend weicht die Zahlenberechnung des Landes von der tatsächlichen Zahl ab. Aber zumindest für nächste Woche reichen die Tests.“ Die Stadt hat deshalb noch extra Tests bestellt, weitere Lieferungen vom Land sind aber angekündigt.

Doch noch ist unklar, wie lange die Schulen überhaupt geöffnet bleiben. Denn die Inzidenz steigt immer weiter an, am Freitag lag sie im Rems-Murr-Kreis bei 191. Sobald sie drei Tage in Folge über 200 liegt, müssen die Schulen und die Kitas am zweiten auf die Feststellung folgenden Tag wieder zu Fernunterricht und Notbetreuung wechseln. Ausnahmen sind aber bei Abschlussklassen vorgesehen. Das Landratsamt schreibt dazu in einer Pressemitteilung: „Sollte die Inzidenz bereits am Wochenende die 200er-Schwelle überschreiten, empfiehlt das Gesundheitsamt den Schulen, am Montag nicht in den Präsenzunterricht zu starten.“ Dazu seien das Landratsamt und das Staatliche Schulamt in enger Abstimmung. Eigentlich ist eine Schließung erst nach dreimaligem Überschreiten der Schwelle möglich. Aber es „wäre kaum nachvollziehbar, wenn kurz nach der Öffnung schon wieder geschlossen werden müsste“.

Sind alle getroffenen Vorbereitungen also wieder dahin? Wolff sieht trotzdem keine vergebliche Arbeit: „Wir wissen zwar noch nicht, wie es nächste Woche mit dem Regelunterricht weitergeht, aber die Notbetreuung gibt es ja trotzdem. Dann kann zumindest dort getestet werden.“ Auch Heinz Harter, Schulleiter der Max-Eyth-Realschule und geschäftsführender Schulleiter der Backnanger Schulen, blickt besorgt auf die Infektionszahlen. Die kurzfristigen Änderungen der Abläufe bedeuten für die Schulen jedes Mal viel Arbeit. So mussten die Lehrer extra geschult werden, um die Schüler bei der Durchführung der Tests anleiten zu können. „Manchmal wundert man sich, welche Aufgaben mittlerweile zum Berufsfeld gehören“, sagt Harter. „Aber wenn die Teststrategie es möglich macht, dass Infektionsketten unterbrochen werden und dass Präsenzunterricht stattfinden kann, dann machen wir da mit.“

Doch obwohl die Schnelltests als Weg zu mehr Normalität gelten, gibt es auch Eltern, die damit nicht einverstanden sind. Einige von ihnen melden sich auch bei Sabine Hagenmüller-Gehring, der Leiterin des staatlichen Schulamts. Viele seien schlicht sorgenvoll und bräuchten Infos, welche Test es sind, wer die durchführt und was passiert, wenn ein Test positiv ist. Es gebe aber auch Eltern, die aggressiv werden. „Die kommen mit Anwälten, irreführenden Urteilen und Informationen von Ärzten und hängen gewissen Initiativen aus dem Internet an. Da müssen die Schulen gerade schon viel mitmachen“, sagt die Schulamtsleiterin.

Es seien zwar nur Einzelfälle, die so auffallen, aber das koste in den Schulen viel Zeit. Auch verunsichere es andere Eltern zusätzlich zu der ohnehin schon unsicheren Situation. Gerade mit Blick auf die indirekte Testpflicht sorgt sie sich um die Kinder. Denn sie befürchtet, dass es Eltern gibt, die ihre Kinder zwar zur Schule schicken, die Durchführung eines Selbsttests aber untersagen. Diese Kinder müssten dann wieder weggeschickt werden. „Sie werden dadurch zum Spielball ihrer Eltern. Ich kann nur hoffen, dass diese Eltern bis Montag zur Vernunft kommen.“ Denn noch können Eltern ihre Kinder formlos von der Teilnahme am Präsenzunterricht befreien lassen, wenn sie mit der Teststrategie nicht einverstanden sind. Wenn die Schülerinnen und Schüler nicht am Präsenzunterricht teilnehmen, müssen sie am Fernunterricht teilnehmen, aber eben keinen Test machen.

Wird auch in den Kitas und Kindergärten getestet?

In den Kindergärten gibt es bisher noch keine Testpflicht. Sie ist zwar im Gespräch, auf Landesebene gibt es aber noch keine Strategie. Viele Kommunen sehen aber bereits jetzt Handlungsbedarf und bieten ab nächster Woche auch freiwillige Tests für die Kitakinder an. Diese haben die Verwaltungen meist selbst besorgen und bezahlen müssen. So plant die Stadt Backnang, ab kommender Woche Tests anzubieten, die Gemeinde Allmersbach im Tal hat Spucktests für die Kitakinder besorgt und auch in Oppenweiler wurden die Lolli-Tests auch in den Kindergarten geliefert.

Indirekte Testpflicht und Ausnahmen

Zunächst galt die indirekte Testpflicht nur für Landkreise mit einer Inzidenz über 100. Entsprechend eines Gesetzesentwurfes auf Bundesebene wird ab dem 19. April aber eine inzidenzunabhängige Testpflicht gelten.

Am Präsenzunterricht oder der Notbetreuung dürfen demnach nur Kinder teilnehmen, die zweimal pro Woche einen negativen Corona-Schnelltest vorweisen können. Kinder an weiterführenden Schulen müssen sich in der Schule testen, Grundschulkinder haben die Möglichkeit, sich Testkits abzuholen.

Ausnahmen von der Testpflicht gibt es für Genesene und Geimpfte. Personen, die eine seit mindestens 14 Tagen abgeschlossene Impfung nachweisen können, sind von der Testpflicht ausgenommen.

Auch Personen, die bereits positiv getestet wurden und über einen Nachweis mittels PCR-Test verfügen, sind ebenfalls von der Testpflicht ausgenommen. Das PCR-Testergebnis darf dabei höchstens sechs Monate zurückliegen.

Außerdem müssen Ausnahmen für die Teilnahme an Prüfungen sowie für das Ablegen von schriftlichen und praktischen Leistungsfeststellungen eingeräumt werden, wenn diese zur Notenbildung erforderlich sind.