Quarantäne halb rum, Stimmung gut?

Arne Orthwein, Klassenlehrer einer der heimgeschickten Rudersberger Klassen, erzählt vom Unterricht aus dem Home-Office

Spaß gemacht habe es! Und ob nicht der Unterricht in Zukunft öfters mal so ablaufen könne? Arne Orthwein, Mathelehrer vom Rudersberger Schulzentrum und zurzeit in Quarantäne, hat seine Schülerinnen und Schüler zum Jubeln gebracht. Und das, obwohl sie richtig was schaffen mussten. Arne Orthwein hat eine Stunde Mathe-Unterricht per Video-Konferenz abgehalten.

Quarantäne halb rum, Stimmung gut?

Arne Orthwein in seinem Quarantäne-Arbeitszimmer. Foto: privat

Von Pia Eckstein

RUDERSBERG. Arne Orthwein ist einer der Lehrerinnen und Lehrer, die in zweiwöchige Quarantäne geschickt worden sind. Genauso wie die zwei Klassen, in denen sich das Coronavirus hätte verbreiten können, weil eine Schulkameradin infiziert war. Das Mädchen – und der erkrankte Vater übrigens auch – ist wieder wohlauf, schreibt Rektor Thomas Smolarczyk in einem Elternbrief.

Orthwein ist Klassenlehrer einer dieser zwei Klassen. Und unterrichtet ein Hauptfach. Da fallen in zwei Wochen ganz schön viele Unterrichtsstunden aus. Außerdem bekam er die Rückmeldung, dass den ans Zimmer gebundenen Kindern ganz schön langweilig sei und sie dringend Beschäftigung bräuchten. Diese Auskunft kam aber wohl eher von Eltern. Jedenfalls war sehr schnell klar: Quarantäne heißt nicht Ferien, sondern „Home-Office“, wie’s Rektor Thomas Smolarczyk so nett und modern ausdrückte.

In modernen Zeiten und mit einem internettauglichen Computer, der heutzutage ja in fast allen Haushalten zu finden ist, sollte das problemlos möglich sein. Ah – ist aber doch nicht so einfach. Der Datenschutz! Alle betroffenen Familien mussten erst mal eine Mail an Orthwein schicken, bevor er einen Verteiler einrichten durfte. Dann ging’s los: im Mathebuch die Aufgaben der Seiten von da bis da. Lösungen zum Nachkontrollieren am Tag darauf. Von den Fachkollegen gab’s ebenfalls Arbeit: die Symbole der chemischen Elemente wissen, Englischvokabeln lernen, unregelmäßige Verben üben. Damit’s nicht ganz so trocken wird, hat die Kollegin sogar ein Kreuzworträtsel eingescannt und weitergeschickt. Kein Arbeiten möglich, weil das Buch in der Schule liegt? Gibt’s nicht. „Fotografiert die Seiten ab und schickt sie euch gegenseitig“, hat Orthwein seinen Schülern geschrieben. Einer von 27 wird das Buch doch zu Hause haben. Ja, sagt Arne Orthwein, hier gehe es auch um Selbstverantwortung. Denn tatsächlich könne ja keiner kontrollieren, ob die Kinder die Aufgaben am Tag, an dem sie verschickt wurden, gerechnet haben – oder ob sie auf die Lösungen gewartet haben, damit das Köpfchen nicht so rauchen muss. Machen mussten sie jedenfalls was: Arne Orthwein wird nach der Quarantäne alle Aufschriebe einsammeln.

Aber dann kam das neue Thema. „Wir müssen ja im Stoff auch weiterkommen.“ Lineare Gleichungen standen an. Mit zwei Variablen. Das sind, wenn man auf die Mathebuch-Seiten guckt, ganz schön viele Zahlen und Buchstaben. Da braucht’s dann halt doch den Lehrer.

Er habe, sagt Arne Orthwein, ein Konferenz-Tool, also ein Programm, heruntergeladen. Die Kinder bekamen dann einen Link. Das heißt, sie mussten nichts runterladen, sondern nur draufklicken und schon waren sie mit dabei. Sie hatten Blick auf das, was Arne Orthwein an seinem Rechner vorführte, nebendran lief noch ein Chat, da konnten Fragen und Antworten reingeschrieben werden.

Arne Orthwein istzufrieden mit seiner Klasse

Das klappte super. Denn wenn im Unterricht auf eine Frage immer nur einer antworten kann, schrieben hier gleich mehrere ihre Lösungen. Wenn dann in einer ein Fehler war, konnte Arne Orthwein sofort darauf eingehen. Vielleicht, sagt Arne Orthwein, wird er später, wenn die ganze Corona- und Quarantäne-Sache wieder vergessen ist, dieses Konferenz-Tool trotzdem noch nutzen. Zum Beispiel für eine nachmittägliche Schülersprech- und -nachfragestunde.

Doch Computer hin, Internet her: So ganz im Zeitplan ist die Klasse nicht mehr. Unterricht online ist arbeitsaufwendig und, – weil nicht direkt – , eben doch kompliziert. Arne Orthwein hat viel Zeit am heimischen Schreibtisch verbracht. Das war auch gut so, denn er musste ja seiner Partnerin großräumig aus dem Weg gehen. Was, wenn man gemeinsam in einer Wohnung lebt, auch nicht immer ganz einfach sei, sagt er. Aber Arne Orthwein ist zufrieden. Vor allem mit seiner Klasse. Er wollte mit ihnen diese seltsame Zeit gut und mit einem Lächeln auf den Lippen durchstehen. Sie haben es fast geschafft.

Info

Für die Klassen, die nicht in Quarantäne sind, öffnet das Rudersberger Schulzentrum am Mittwoch, 11. März, wieder seine Pforten. Der Unterricht startet für alle um 8.45 Uhr.

Die Kommunikationsprüfung sowie das Neigungssportwochenende der Klassen 9 müssen verschoben werden. Die Termine werden rechtzeitig mitgeteilt.

Die Schulanmeldung für zukünftige Fünftklässler wird um eine Woche verschoben, also auf Mittwoch, 18. März, und Donnerstag, 19. März. Wer nicht persönlich erscheinen kann, kann die Anmeldung telefonisch, ) 0 71 83/93 63 10, oder per E-Mail, verwaltung@schulzentrum-rudersberg.de, ankündigen. Alle Infos aktuell auf der Homepage der Schule unter www.sz-r.de

Derweil hat das Landratsamt des Rems-Murr-Kreises in Waiblingen im Laufe des gestrigen Tages drei weitere Fälle von Corona im Kreis gemeldet:

Fall 6: Eine weitere Person aus Weinstadt ist positiv auf das Virus getestet worden. Die Person hatte sich in Südtirol aufgehalten und befand sich bereits seit mehreren Tagen in häuslicher Quarantäne.

Fall 7: In Auenwald ist eine Person positiv auf das Virus getestet worden und ist zu Hause isoliert. Es handelt sich um einen Rückkehrer aus Italien.

Fall 8: In Weinstadt ist eine weitere Infektion bestätigt worden. Die Person ist zu Hause isoliert. Auch hier handelt es sich um einen Rückkehrer aus Italien.