Sorge um Gesundheitsschutz für Erzieherinnen

Wenn wieder mehr Kinder in die Kitas dürfen, will die Stadt Backnang ihre Mitarbeiterinnen mit Atemschutzmasken ausrüsten.

Sorge um Gesundheitsschutz für Erzieherinnen

Schutz muss sein: An die Erzieherinnen sollen aber nicht einfache Alltagsmasken verteilt werden, sondern sogenannte FFP1-Masken.

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. 186 Kindergartenkinder besuchen zurzeit die Notbetreuung in Backnang – das sind etwas mehr als zehn Prozent der insgesamt 1700 Kinder, die normalerweise in den 31 Tageseinrichtungen der Stadt und der freien Träger betreut werden. Nach dem Willen von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sollen die Kapazitäten vom kommenden Montag an aber wieder auf bis zu 50 Prozent hochgefahren werden. Doch wie das genau funktionieren soll, ist unklar. „Wie es weitergeht? Wir wissen es nicht“, erklärte Erster Bürgermeister Siegfried Janocha am Donnerstag im Gemeinderat. Man warte auf Vorgaben des Landes.

Inzwischen ist allerdings klar, dass die Entscheidung, welche Kinder wann in die Einrichtungen zurückkehren dürfen, bei den Kommunen liegt. „Mit dem Rahmen ermöglichen wir den Einrichtungsträgern bewusst Spielräume, damit sie im Rahmen ihrer räumlichen und personellen Kapazitäten individuelle Konzepte entwickeln können, wie sie die schrittweise Öffnung der Betreuung umsetzen können“, wird Kultusministerin Eisenmann in einer Pressemitteilung zitiert. Die Öffnung könne aber nicht von heute auf morgen umgesetzt werden, so Eisenmann. Am kommenden Montag ändert sich also wohl erst einmal nichts.

In Backnang sind die Voraussetzungen, um die Kapazitäten wieder hochzufahren, aber günstig. Nach Angaben von Hauptamtsleiter Timo Mäule sind aktuell nur 13 Prozent der Erzieherinnen nicht einsetzbar, weil sie selbst krank oder Mitglied einer Risikogruppe sind. Nun geht es allerdings um die Frage, wie man die Mitarbeiterinnen bei einer Ausweitung der Betreuung bestmöglich vor einer Infektion schützen kann.

Abstandsregeln einzuhalten, ist bei der Arbeit mit kleinen Kindern naturgemäß schwierig. „Einem Zweijährigen können Sie das nicht erklären“, weiß Siegfried Janocha. Atemschutzmasken könnten die Ansteckungsgefahr jedoch reduzieren. Deshalb werde man sogenannte FFP1-Masken an die Erzieherinnen verteilen, erklärte Hauptamtsleiter Mäule. Diese bieten zwar mehr Schutz als eine einfache Stoffmaske, noch sicherer wären allerdings Masken der Schutzklasse FFP2.

Diese sind laut Mäule aber gerade Mangelware, die Stadt habe in ihrem Bestand keine 100 Stück mehr. „Und die setzen wir für die Mitarbeiter ein, die Kontakt zu nachweislich Infizierten haben, etwa im Vollzugsdienst.“ Man werde aber alle Hebel in Bewegung setzen, um auch für Erzieherinnen so schnell wie möglich weitere FFP2-Masken aufzutreiben, versprach Mäule.

Nur für geleistete Betreuung muss bezahlt werden.

Die Stadt muss nun ein Konzept für den „eingeschränkten Regelbetrieb“ erarbeiten. Dabei geht es auch um die Frage, welche Kinder zuerst zurückkehren dürfen. Janocha könnte sich vorstellen, dass zunächst die Kinder berücksichtigt werden, die im Herbst in die Schule kommen. Um bald wieder möglichst viele Kinder betreuen zu können, regte die CDU-Fraktionsvorsitzende Ute Ulfert an, über zusätzliche Betreuungsangebote im Freien nachzudenken. Stadtrat Karl Scheib vom Bürgerforum Backnang forderte, man müsse darauf achten, dass die Kinder in festen Gruppen betreut werden, die sich nicht vermischen.

Ein Großteil der Eltern wird die Kinderbetreuung aber noch für längere Zeit selbst organisieren müssen. Zumindest werden für diese Zeit aber auch keine Gebühren fällig. Das hat der Backnanger Gemeinderat am Donnerstag einstimmig beschlossen. Bezahlt werden muss nur die Betreuung, die auch tatsächlich in Anspruch genommen wird. Bei reduzierten Betreuungszeiten sinkt der Beitrag entsprechend. Die Einrichtungen müssen deshalb nun genau dokumentieren, welches Kind wie lange betreut wurde. „Diesen Aufwand müssen wir leisten“, erklärte Janocha.

Für die Stadt ist die neue Regelung mit erheblichen Einnahmeausfällen verbunden, zumal sie auch noch den Kirchen und anderen freien Trägern ihre Gebührenausfälle bis zur Höhe der städtischen Sätze erstattet. Dafür erhalten die Kommunen aber einen Ausgleich aus den Coronahilfspaketen des Landes. Laut Siegfried Janocha kann Backnang mit 512000 Euro aus diesem Topf rechnen.

Wann wieder alle Kinder in ihre Tagesstätte zurückkehren können, ist weiter ungewiss. „Was passiert, wenn die Epidemie noch zwei oder drei Jahre dauert?“, wollte CDU-Stadtrat Gerhard Ketterer wissen. Eine Antwort konnte ihm darauf niemand geben.