Trainieren unter Auflagen

Seit vergangener Woche sind die Fitnessstudios im Rems-Murr-Kreis wieder geöffnet. Die Mitglieder freuen sich über den Neustart. Doch die ständigen Neuauflagen und Änderungen der Coronaverordnung sorgen für Unmut bei den Betreibern.

Trainieren unter Auflagen

Inhaber Emre Polat freut sich über die Wiedereröffnung seines Fitnessclubs Asahi in Murrhardt. Foto: A. Becher

Von Melanie Maier

BACKNANG/MURRHARDT. Da die 7-Tage-Inzidenz im Landkreis lange genug unter 50 war, dürfen die Fitnessstudios, Yogastudios und Sportstätten seit dem 7. Juni unter Einhaltung der geltenden Coronaregeln (siehe Infokasten) wieder öffnen. Weil die Nachricht recht spät kam, haben die meisten Betreiber ihre Tore aber erst einen Tag später wieder aufgemacht – zum Beispiel das Studio der Fitnesskette McFit in der Sulzbacher Straße 10. „Wir haben am Dienstag um 8 Uhr geöffnet, das ist ja noch eine humane Zeit“, sagt Studioleiter Nils Degering. Das McFit hat gewöhnlich 24 Stunden täglich auf. Degering findet es „supercool“, dass der Betrieb wieder läuft. „Die Mitglieder freuen sich auch total.“ Dass am Eingang und beim Wechsel zwischen den Geräten eine Maske getragen werden muss, sei kein Problem, sagt der Studioleiter: „Die Leute sind mittlerweile sehr routiniert.“

Rund 50 Mitglieder dürfen gleichzeitig im McFit trainieren, der Check-in erfolgt manuell am Tresen neben dem Eingang. „Der ist tags und nachts besetzt“, sagt Degering. Da in dem Studio keine Kurse angeboten werden, es keinen Wellness- oder Saunabereich gibt, ist der Studioalltag wieder fast völlig der alte. Mit Umziehen in der Umkleidekabine und anschließender Dusche. Das Einzige, was noch nicht erlaubt ist, sind sogenannte „Open Group Workouts“, bei denen zwei- bis dreimal die Woche rund 20 Personen zusammen trainieren. Nils Degering würde sich daher freuen, wenn bald die Abstandsregeln gelockert würden.

Wer im Fitnessstudio trainieren möchte, muss aktuell noch getestet, geimpft oder genesen sein.

Auch im Fitnessclub Asahi in Murrhardt können die Mitglieder seit 8. Juni, 14 Uhr, nach mehr als sieben Monaten Zwangspause wieder an den Geräten trainieren. Inhaber Emre Polat war am Vortag noch vollauf mit Vorbereitungen beschäftigt. „Am Montag war ich bis um 4 Uhr nachts im Studio“, sagt er. „Am Dienstag war ich um 9 Uhr wieder da.“ Die Vorarbeit hat sich gelohnt: „Es läuft sehr gut, die Leute trainieren wieder“, sagt Polat. Seiner Meinung nach liegt das daran, dass er und seine Mitarbeiter „die perfekten Voraussetzungen“ für den Neustart geschaffen haben: Die Kunden, erklärt er, haben die Möglichkeit, sich vor Ort testen zu lassen. Zum einen von den Mitarbeitern des Clubs, zum anderen steht seit vergangenem Freitag eine Teststation für jedermann auf dem Gelände. Denn die Testpflicht beziehungsweise der Nachweis einer Impfung oder Genesung gilt nach wie vor in den Fitnessstudios.

Wie viele Leute sich gleichzeitig im Studio aufhalten, das wird im Fitnessclub Asahi elektronisch erfasst. Jedes Mitglied checkt am Eingang per Armband ein, nicht nur zu Coronazeiten. Über eine Fitness-App kann man in Echtzeit prüfen, wie ausgelastet der Club ist. Im Moment darf Polat rund 40 Mitglieder gleichzeitig trainieren lassen. Das sei im Sommer kein Problem, sagt er.

Problematisch findet Polat dagegen die Kommunikation mit den Behörden. Welche Regeln ab wann gelten, das ist selbst für den Inhaber nicht so einfach zu durchschauen. „Wir sind nonstop in Gesprächen mit dem Ordnungsamt“, sagt er. „Für uns ist es sehr schwierig, keine Planungssicherheit zu haben.“ Deshalb finden alle Kurse momentan noch online statt. „Wir müssen erst mal herausfinden, welche Kurse möglich sind“, erklärt der Fitnessclubbetreiber. Freuen würde er sich darüber, wenn die Testpflicht für Fitnessstudios wegfallen würde. „Es gibt immer noch einen großen Anteil von Menschen, die zögern, in einem Studio zu trainieren, wenn sie sich vorab testen lassen müssen“, meint Polat.

Das sieht Manfred Giess vom WM-Sportzentrum in Backnang ähnlich. „Die Testerei und die Masken, das wollen die Leute nicht“, sagt er. Auch er ist häufig in Kontakt mit dem Landratsamt und dem Ordnungsamt, „die Auflagen ändern sich ständig“. In den vergangenen Monaten, sagt er, hatte er manchmal Sorgen um seine Existenz: „Man wusste ja nie, wie das ausgeht.“

Vielleicht, weil Giess zu vielen seiner Mitglieder ein freundschaftliches Verhältnis hat, hat er die Zeit dennoch gut überstanden. „Wir haben in den letzten Monaten sehr viel Aufmunterung und Verständnis für die schwierige Situation erfahren“, sagt er. „Das hat uns nicht nur getröstet, sondern auch motiviert, die Zeit zu nutzen.“ In Wartungsarbeiten, neue Geräte und weitere Verbesserungen habe er investiert, um beim Neustart nicht nur vorbereitet, sondern sogar besser zu sein als vorher, betont Giess.

Kai Hermann vom Medisports Healthclub in Unterweissach hat auf seinem Gelände einen Outdoorbereich für Kurse geschaffen – eine Ausweichfläche für das, was in den Innenräumen im normalen Umfang aktuell nicht erlaubt ist. In der kommenden Woche möchte Hermann mit möglichst vielen Kursen loslegen. „Diese Woche brauche ich noch Zeit, um zu schauen, was umsetzbar ist“, sagt er. „Ich gehe davon aus, dass wir am Montag wieder vollumfänglich starten können.“ Das hänge aber auch von den geltenden Regeln ab, erklärt er. „Über die wissen wir alle nicht immer so genau Bescheid.“

Immerhin: Leistungen auf ärztliche Verordnung wie Rehasport waren im Medisports Healthclub die ganze Zeit über möglich. Die Mitglieder des Bodystreet Backnang am Marktplatz können erst seit vier Wochen trainieren, wenn sie ein ärztliches Attest haben. Davor war das Studio zu. Seit gestern werde auch das Training mit Personal Trainern wieder angeboten, sagt Manuela Sättele, die das Studio mit ihrer Tochter Romy betreibt. Sie geht davon aus, dass das Geschäft gut anlaufen wird. „Von einigen weiß ich, dass sie in den Startlöchern stehen.“ Vom 28. Juni an wird Sättele auch wieder die Mitgliedsbeiträge abbuchen. Diese waren vorübergehend ausgesetzt. Emre Polat vom Fitnessclub Asahi hat sie weiterhin abgebucht, stellt seinen Mitgliedern aber frei, die Zeit, in der sie nicht trainieren konnten, kostenlos nachzuholen, ohne dass die Laufzeit des Vertrags sich verlängert. Er schätzt, dass es ein bis zwei Jahre dauern wird, bis sich der Umsatz wieder normalisiert hat. „Wir bekommen keine staatliche Hilfe, um die Ausfälle auszugleichen“, erklärt er.

Welche Regeln gelten im Studio?

Die Fitnessstudios im Landkreis dürfen ihre Mitglieder wieder empfangen, und zwar
aktuell eine Person je 20 Quadratmeter. Kurse sind aufgrund dieser Vorgabe meist noch nicht wieder möglich. Wie die
Betreiber die Einhaltung der Personenzahl sicherstellen, bleibt ihnen überlassen.

Es gelten die AHA-Regeln: Der Abstand von 1,5 Metern muss eingehalten werden, beim Wechsel zwischen den Geräten und beim Betreten des Studios müssen Masken getragen werden, außerdem braucht jedes Fitnessstudio ein Hygienekonzept.

Liegt die 7-Tage-Inzidenz stabil unter 35, wie es im Rems-Murr-Kreis aktuell der Fall ist, ist die Testpflicht für Freiluftangebote aufgehoben. In Innenräumen gilt nach wie vor: Nur Genesene, Geimpfte und Getestete dürfen Sport treiben, die Duschen und die Umkleidekabinen benutzen.

Weitere Infos findet man im Internet unter: https://km-bw.de/,Lde/startseite/sonderseiten/corona-verordnung-sport