Verschärfte Hygiene hinter der Theke

Bäcker und Metzger haben weiterhin geöffnet, arbeiten aber mit strengeren Hygienevorschriften für Kunden und Verkäufer

Bäckereien und Metzgereien passen ihre Hygienevorschriften an die aktuelle Lage an: Keine mitgebrachten Becher und Taschen, genügend Abstand zwischen Kunden und Verkaufstheke und möglichst wenig Bargeld anfassen. Was ändert sich sonst noch, und wie gefährlich ist Bargeld eigentlich?

Verschärfte Hygiene hinter der Theke

In der Bäckerei Übele in Oppenweiler zeigen Markierungen auf dem Boden, welche Abstände eingehalten werden sollen. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

und Martin Winterling

BACKNANG/OPPENWEILER. Mit einer weitgehenden Schließung von Geschäften und öffentlichen Einrichtungen wollen Bund und Länder die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamen. Nur Läden, die zur Grundversorgung beitragen, haben jetzt noch geöffnet. Dazu gehören unter anderem auch Bäckereien und Metzgereien, die sich nun um weitreichende Hygienevorschriften für Kunden und Verkäufer bemühen. So auch die Bäckerei Übele mit Sitz in Großaspach. Obwohl hier wie in allen Lebensmittelvertrieben schon immer viel Wert auf Hygiene gelegt wurde, haben sich wegen des Coronavirus noch strengere Regeln für Kunden und Verkäuferinnen ergeben.

„Wir haben die Hygienevorschriften nun noch klarer definiert, und zwar von der Produktion über die Anlieferung bis hin zum Verkauf“, erklärt Regina Kessel, Verkaufsleiterin bei Übele. So dürften die Backwaren zu keiner Zeit mehr mit der bloßen Hand angefasst werden, eine Zange oder Handschuhe seien in jedem Schritt Pflicht. Die Handschuhe würden sehr viel häufiger gewechselt als vor der Coronapandemie und die Kunden würden darauf hingewiesen, dass auch kleine Beträge mit der EC-Karte oder der ladeneigenen Kundenkarte bezahlt werden können. Auch wurde nun eine Abstandsmarkierung für die Kunden am Boden angebracht. „Die Kunden halten sich hervorragend an die Abstandsregeln. Und sie haben auch viel Verständnis dafür, dass es im Verkauf teilweise nicht mehr so flüssig geht“, sagt Kessel. Denn auch die Aufgabenverteilung in den Filialen haben sie wegen der Coronapandemie geändert.

Die Mitarbeiter sollen viel Abstand zueinander halten

Aus Rücksicht auf die Angestellten in der Produktion sollen bestimmte Waren zurückgefahren werden, die bei der Herstellung viel Zeit in Anspruch nehmen, sich aber nicht so gut verkaufen. „Dadurch wollen wir auch in der Produktion dafür sorgen, dass weniger Mitarbeiter anwesend sind und sie mit mehr Abstand zueinander arbeiten können.“

Weitere Einschränkungen gibt es auch für die Kunden: Das betrifft zum Beispiel das Mitbringen eigener Becher oder Taschen. Man sei zwar froh, dass sehr viele Kunden mittlerweile ihre eigenen Mehrwegbecher für den Kaffee oder die eigenen Stofftaschen für das Brot dabei haben, doch unter den aktuellen Umständen könne man diesen Service nicht mehr anbieten. „Hinter die Theke darf nichts gelangen, das von außen kommt“, sagt Kessel. Auch sind alle Sitzmöglichkeiten in den Filialen nun geschlossen. Einen Mundschutz hinter der Theke zu tragen, kommt für Kessel aber zumindest jetzt noch nicht infrage. Das fände sie zu unpersönlich und nicht unbedingt nötig, solange die Kunden weiterhin genug Abstand zur Theke und den Verkäufern halten. „Aber das kann sich alles ändern“, sagt Kessel. „Wir haben noch nie so viele Entscheidungen getroffen und dann doch wieder ändern müssen wie in der letzten Woche.“

Auch die Metzgerei Kühnle hat einen Maßnahmenkatalog zum Thema Coronavirus erstellt. Der Schutz der Mitarbeiter und Kunden hat dabei oberste Priorität. „Unsere Mitarbeiter in der Produktion tragen jetzt überall Mundschutz und halten bei der Arbeit einen Abstand von drei Metern zueinander“, sagt Fritz Kühnle. Sogar in den Pausenräumen dürften sich Mitarbeiter nicht mehr zusammen an einen Tisch setzen und insgesamt wurde die Anzahl der Personen, die gleichzeitig in der Produktion arbeiten, verringert. Des Weiteren wurden die Desinfektionsintervalle erhöht. „Wir haben diese Maßnahmen schon letzte Woche umgesetzt, weil wir uns der Verantwortung als regionaler Lebensmittelproduzent bewusst sind. Es war einfach notwendig“, sagt Kühnle.

Und auch in den Filialen hat sich einiges getan. Kunden werden mithilfe einer Absperrung oder Markierung in sicherer Distanz zu den Verkäufern gehalten und ein Plexiglas am Kassenbereich wird derzeit angebracht. Da das Virus vor allem durch den Kontakt zwischen Menschen übertragen wird, finde er es wichtiger, für genug Abstand zu sorgen, als den Umgang mit Bargeld einzuschränken. In den meisten Filialen besteht trotzdem die Möglichkeit, bargeldlos zu bezahlen. Das bestätigt auch Frank Sautter, Geschäftsführer der Bäckerinnung Rems-Murr. Er verweist auf eine jüngere Untersuchung der Berufsgenossenschaft Nahrung und Gastgewerbe. Die ergab, dass auf Münzen und Scheinen zwar Keime nachzuweisen seien, aber in einer so geringen Zahl, dass das Infektionsrisiko gering sei. Handschuhe hingegen gaukelten bloß eine gute Hygienepraxis vor. Denn auf ihnen tummelten sich binnen kurzer Zeit ebenso viele Keime wie auf der Haut.

Wie gefährlich ist der direkte Umgang mit Bargeld?

Die Volksbank Stuttgart hat an ihre Kassierer prophylaktisch Handschuhe ausgegeben. „Wir empfehlen mit Blick auf die gewünschte Reduzierung der sozialen Kontakte und zur Eindämmung der Virusverbreitung, dass für Ein- und Auszahlungen bevorzugt unsere SB-Geräte genutzt werden sollen“, erklärte ein Sprecher der Volksbank auf Anfrage.

Eine flächige Desinfektion von Bargeld dürfte alleine aufgrund der Umschlagshäufigkeit und der Granularität schwierig werden, gibt er zu bedenken. „Außerdem wäre die Keimfreiheit nur von kurzer Dauer, da Bargeld zwangsläufig durch viele Hände wandert.“ Mit Blick auf die Hygienevorschriften insbesondere im Lebensmittelhandel empfiehlt die Volksbank, bevorzugt kontaktlos mit Karte zu bezahlen. Mit der Girocard gehe dies schnell, dauert nur Bruchteile einer Sekunde und sei bei kleineren Summen auch ohne PIN-Eingabe möglich.