„30 Jahre Andrea Berg“: Die Schlagerparty des Jahres

Anlässlich ihres 30-Jahr-Bühnenjubiläums steht Andrea Berg am Freitag und Samstag mit zahlreichen Schlagerstars auf der Bühne der Wir-machen-Druck-Arena in Aspach. Über 20.000 Fans feiern mit.

„30 Jahre Andrea Berg“: Die Schlagerparty des Jahres

Eine Premiere ist Andrea Bergs gemeinsamer Auftritt mit Stiefschwiegertochter Vanessa Mai. Fotos: Alexander Becher

Von Melanie Maier

Aspach. Die Stimmung im Fautenhau in der Wir-machen-Druck-Arena ist super am Freitagabend. DJ Thommy vom Sonnenhof heizt den Andrea-Berg-Fans ein, „vöööllig losgelöst von der Eeeerde“ singen sie um 19.30 Uhr, lassen Peter Schillings Major Tom klatschend in die Luft abheben. Eine Stunde dauert es noch, bis ihr Idol auf der Bühne stehen wird. Um 20.30 Uhr beginnt die Show „Giovanni Zarrella präsentiert: 30 Jahre Andrea Berg“, mit der die gebürtige Krefelderin am vergangenen Freitag- und Samstagabend in Großaspach mit insgesamt mehr als 20.000 Fans ihr 30. Bühnenjubiläum feiert.

Das Wetter macht mit, es ist nicht so sonnig wie in den Tagen davor, dafür etwas kühler. Vor dem grauen Himmel heben sich die Leinwände neben der Bühne ab: riesige goldumrahmte Schmetterlingsflügel, eine Anspielung auf Bergs neues Album „Ich würd’s wieder tun“, das jetzt im Handel ist und das die Sängerin an diesem Abend mit vielen der Stars, die auf der CD zu hören sind, vorstellt. Kerstin Ott, Johnny Logan Höhner, Beatrice Egli, DJ Ötzi, DJ Bobo und Al Bano Carrisi sind unter anderem zu Gast. Vor zwei Wochen stand Berg bei ihren traditionellen Heimspiel-Konzerten auf der Bühne (wir berichteten).

Um 20.15 Uhr betritt Giovanni Zarrella die Bühne. Er moderiert die Show, die vom ZDF aufgenommen wird. „Gebt uns immer euer schönstes Gesicht – ihr könntet zu sehen sein“, wendet sich der Moderator humorvoll ans Publikum. Es folgen Probeaufnahmen. Mehrmals muss Zarrella denselben Satz aufsagen. So funktioniert Fernsehen.

Endlich wird Berg mit viel Kunstnebel auf die Bühne gehoben. Im neongelben Fransenkleid singt die 56-Jährige zum Auftakt den titelgebenden Song ihres neuen, nunmehr 17. Albums. Die Fans jubeln. Sie tanzen, klatschen, singen mit. Doch wie bei den meisten Konzerten heutzutage erleben viele die Show hauptsächlich übers Handydisplay. Fast alle fotografieren, filmen. Masken dagegen sind kaum zu sehen. Die Coronapandemie scheint ganz weit weg.

Mit drei La-Ola-Wellenrunden begrüßt Berg die Zuschauerinnen und Zuschauer. Für den heutigen Abend, sagt sie, habe sie sich „ganz, ganz viele Herzensmenschen eingeladen, man kann sagen Gefährten“. Der erste davon ist Nino de Angelo, den Berg 1991 nahe Köln kennenlernte. „Ich kam ganz schüchtern zu ihm ins Studio“, erinnert sich die gelernte Arzthelferin und ehemalige Krankenschwester. Inzwischen sei de Angelo wie ein Patenonkel für sie.

Die beiden singen „Die Gefühle haben Schweigepflicht“, einen Berg-Song aus dem Jahr 1995. De Angelo beschließt das Lied mit einem Handkuss, kniet vor Berg nieder und darf noch „Jenseits von Eden“ röhren, bevor Berg wieder mit Maite Kelly übernimmt. „Hallo Houston“ singen sie, die Idee für das Duett sei ihnen vor zwei Jahren bei einer Runde im Swimmingpool des Sonnenhofs gekommen, berichtet Kelly.

Nicht alle Gäste sind an beiden Konzertabenden dabei: Nik P. etwa ist am Freitag abwesend, am Samstag fehlen Stereoact, Al Bano und Beatrice Egli. Die jeweiligen Songs performt Berg alleine.

Begleitet wird die Show von knallender Pyrotechnik und in die Luft geschossenen Luftschlangen – ein richtiges Feuerwerk ist wegen der Waldbrandgefahr nicht erlaubt. Die Stimmung trübt das nicht. Auf Kritik stößt allerdings die Tonmischung. Zu leise, heißt es von den Zuschauerinnen und Zuschauern. Als Maite Kelly zum ersten Mal ins Mikrofon spricht, rufen sie: „Lauter!“

Auch das Showkonzept kommt nicht bei allen gut an. „Zu wenig Party, zu wenig Schlager“, urteilt etwa die 29-jährige Pia Fuchs aus Pforzheim. „Es war super“, hält Francesco Serrecchia dagegen. Er habe nur gehofft, das Al Bano mehr Lieder singt, so der 56-Jährige aus Göppingen. „Ich komm hier gar nicht klar“, sagt Andrea Berg, als sie neben dem italienischen Sänger auf der Bühne steht. „Bitte sag ihm, dass er schuld ist, dass ich Sängerin geworden bin“, bittet sie Zarrella darum, zu übersetzen.

Für den Auftritt mit Kerstin Ott fährt Berg im Lederoutfit auf dem Motorrad auf die Bühne. Der US-amerikanische Sänger und Songwriter Justin Jesso sitzt bei den ersten Tönen von „I’ll be there“ am Klavier. Mit Semino Rossi, der die Schlagerikone bei ihrer Hochzeit 2007 mit einem Lied auf der Gitarre überraschte, singt die Wahl-Aspacherin teils auf Spanisch. Den Höhepunkt des Abends spart sich Berg natürlich bis zum Schluss auf: Mit ihrer Stiefschwiegertochter Vanessa Mai (sie ist verheiratet mit Andreas Ferber, dem Sohn von Bergs Mann Uli Ferber) steht sie erstmals gemeinsam auf der Bühne. Hand in Hand stellen die beiden ihren Song „Unendlich“ vor, der ebenfalls auf dem neuen Album zu hören ist.

Immer wieder wird es natürlich auch ein bisschen sentimental, etwa wenn Zarrella Videoclips von Fans einspielt, die Andrea Berg Grüße zukommen lassen. Ein Paar hat sich bei einem Heimspiel kennengelernt, „ohne dich hätten wir unseren Sohn Luca nicht“. Die Schlagersängerin braucht erst einmal ein Taschentuch. Das sei das Schöne an ihren Fans, sagt sie: „Dass wir das Glück, aber auch die Tränen miteinander teilen.“