Tag der Architektur

Architekten zeigen ihre Häuser in Stuttgart und in dem ganzen Land

Gute Wohnbauten, ausgezeichnete Feuerwehrhäuser: der Tag der Architektur Baden-Württemberg ermöglicht Baukultur-Spaziergänge – auch mit Stuttgarter Beteiligung.

Architekten zeigen ihre Häuser in Stuttgart und  in dem ganzen Land

Nachverdichtung in der Stadt: Ein Wohnhaus in Stuttgart, wo früher Garagen standen, von Architekt Thomas Sixt Finck.

Von Nicole Golombek

Stuttgart ist eine an Architekten reiche Stadt. Und wer sich ein Bild machen möchte, was Architektur alles kann – in Stuttgart und dem Rest des Landes Baden-Württemberg – kann am 24. Juni zu Besichtigungstouren in Stadt und Land aufbrechen. Die Architektenkammer Baden-Württemberg organisiert zum 28. Mal den Tag der Architektur.

Die regionalen Kammergruppen bieten fachkundig geführte Touren mit Bus, Rad oder zu Fuß an. Besucht werden private, öffentliche und gewerbliche Bauten, wo nicht nur die Architektinnen und Architekten, Stadtplanerinnen und Stadtplaner, sondern auch die Bauherrschaften Auskunft geben über die Möglichkeiten zeitgemäßer Planung.

Einfamilienhäuser und öffentliche Bauten

Noch nicht alle Kammern haben ihr Programm veröffentlicht auf der Homepage, aber einige Projekte sind schon angekündigt. Anmeldungen zu den Touren sind bei den jeweiligen Kammern erforderlich.

In Stuttgart zeigt der Architekt Thomas Sixt Finckh etwa als gelungenes Beispiel für Nachverdichtung in der Stadt und Wohnen auf wenig Platz das 2022 fertig gestellte Tiny House, das in Stuttgart auf einem ehemaligen Doppelgaragengrundstück Platz gefunden hat. Der Architekt hat auch schon für den Entwurf eines Tiny House in Esslingen zahlreiche Auszeichnungen erhalten, kürzlich erst den „BIG SEE Architecture Award 2023“, der in Lljubljana, Slowenien verliehen wurde.

In Tübingen-Derendingen wird Weiterbau im Bestand ein Thema. Zu sehen ist der Umbau einer denkmalgeschützten Zehntscheuer in ein Zuhause für zwei Familien durch das Architekturbüro Manderscheid. Über das Projekt hat unsere Zeitung bereits berichtet.

Im Landkreis Esslingen sind Projekte wie das Landesmusikzentrum des Stuttgarter Architekturbüros Lederer Ragnarsdóttir Oei (LRO) dabei. Und der Wohnungsbau für Pflegekräfte in Ostfildern-Ruit vom Büro Kauffmann Theilig & Partner, Freie Architekten ist zu besichtigen.

Im Schwarzwald hat der renommierte Berliner Architekt Thomas Kröger gebaut – die just 2022 fertiggestellte Heimschule Therapiezentrum Osterhof e.V. in Baiersbronn ist an diesem Tag für Publikum geöffnet. Der Bau wurde schon mit dem Preis „Beispielhaftes Bauen“ geehrt – ebenso wie das Nationalparkzentrum Ruhestein in Baiersbronn. Architektur und Innenarchitektur kommt von Sturm und Wartzeck Architekten aus Hessen und von Dipperz Baumeister Architekten, Stuttgart (Bauleitung). Die Tragwerksplanung hat das Büro sbp schlaich bergermann partner aus Stuttgart übernommen.

In Freiburg ist ein Beispiel für siebengeschossigen Holzbau zu besichtigen, das Wohn- und Geschäftshaus Buggi 52, geplant von Weissenrieder Architekten und sutter³ , beide aus Freiburg.

In Pforzheim wird geförderter Mietwohnungsbau in Holzbauweise, drei Gebäude mit 49 Wohneinheiten vorgestellt, die Architektur kommt von der as Planungsgesellschaft, Pforzheim. Absolut sehenswert ist zudem das Feuerwehrhaus in Straubenhardt, errichtet im Cradle-to-Cradle-Prinzip, also wieder vollständig auseinandernehm- und rezyklierbar in Straubenhardt durch wulf architekten aus Stuttgart.

In den Landkreisen Rottweil und Tuttlingen lohnt erst recht bei gutem Wetter ein Besuch des Donauparks Tuttlingen – gestaltet von Landschaftsarchitekt Johann Senner aus Überlingen. Im Freien zu besichtigen ist auch der Wanderweg im Wiedenbachtal (festes Schuhwerk empfohlen). Die Landschaftsarchitektur stammt von Dietmar Herz aus Baden-Baden. Zu der landschaftsarchitektonischen Sehenswürdigkeit lädt die Kammer Baden-Baden und Landkreis Rastatt ein.

In Karlsruhe ist ein Tiny House auf einem Campingplatz zu begutachten und die Wiederbelebung der 120 Jahre alten Dampfschreinerei in der Karlsruher Südweststadt –mitsamt einer neuen Gastronomie. Architekten sind baurmann.dürr Architekten aus Karlsruhe.

Ein Pfarrgebäude ist auch darunter – die Ulmer Tour führt unter anderem zum Neubau-Areal an der Kirche St. Elisabeth, wo im Jahr 2022 ein Gemeindehaus mit Kita und Kirchplatz der Kirchengemeinde St. Elisabeth fertiggestellt wurde, geplant vom Büro a+r Architekten aus Stuttgart. Die Mehrfamilienhaus-Bauherrschaft ist das Siedlungswerk, die Begrünung von Glück Landschaftsarchitektur aus Stuttgart.

Das Angebot richtet sich an alle interessierten Bürgerinnen und Bürger. Das Motto lautet dieses Jahr „Multitalent Architektur“. Es verweist bewusst auf die breite Palette an Möglichkeiten, gute Baukultur in ganz unterschiedlichen Kontexten entstehen zu lassen.

Sie alle seien ausgewählt, so die Architektenkammer in ihrer Ankündigung, „weil sie besonders gute Lösungen gefunden haben für die komplexen Anforderungen an schonenden Materialeinsatz und Energieeffizienz, an Wirtschaftlichkeit und Funktionalität, an qualitätvolle Gestaltung und gelungene Integration ins bauliche Umfeld.“

Fokus auf Umbauten

„An diesem Aktionstag wollen wir auch aufzeigen, dass sich mit guter Planung – jenseits von Abriss und Neubau – individuelle Nutzerwünsche auch im Bestand erfüllen lassen“, sagt Kammerpräsident Markus Müller: „Vor dem Hintergrund knapper Ressourcen und kostbarem Grund und Boden sieht die Architektenkammer den Schwerpunkt künftigen Bauens in der intelligenten Weiternutzung von bereits verbauter Grauer Energie. Hier zeigt sich, wie das Multitalent Architektur Antworten weiß auf gesellschaftliche Herausforderungen wie den Klimaschutz.“

Unter der Internetadresse www.akbw.de/baukultur/tag-der-architektur-2023 findet sich die Übersicht der angebotenen Touren in den 42 Kammergruppen. Sie wird in Kürze noch ergänzt. Eine Anmeldung ist notwendig und erfolgt direkt bei der Kammergruppe.

Architekten zeigen ihre Häuser in Stuttgart und  in dem ganzen Land

So sah es vorher aus. Das Haus in Stuttgart, das . . .

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. . . . der Architekt Thomas Sixt Finckh auf dem Garagenplatz gebaut hat, ist nur 3,3 Meter breit.

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Blick aus dem Tiny-House von Thomas Sixt Finckh.

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Blick ins Bad mit Aussicht in dem Haus in Stuttgart.

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Auf dem Tourplan: Umbau einer alten Scheune in Tübingen. Der Architekt Christoph Manderscheid lebt und arbeitet mit seiner Familie in der rechten Haushälfte. Die linke Hälfte gehört anderen Bauherren. Hier entstanden eine Wohnung sowie eine Einliegerwohnung.

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Auch bemerkenswerte Mehrfamilienhäuser sind anzuschauen. Das siebenstöckige Holzhaus „Buggi 52“ in Freiburg etwa, das jüngst den Deutschen Holzbaupreis gewonnen hat.

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Neues Wohngebäude in Ostfildern-Ruit: hochattraktive und dennoch bezahlbare Wohnungen speziell für Pflegekräfte. Die Architekten von Kauffmann Theilig & Partner haben mit ihrem Entwurf das Ortszentrum enorm aufgewertet.

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Eine Besichtigungsstation beim Tag der Architektur ist außerdem das neue Feuerwehrhaus Straubenhardt von Wulf Architekten aus Stuttgart

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Das spektakuläre Feuerwehrhaus von Wulf Architekten ist vollkommen rezyklierbar.

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Das Deck des Feuerwehrhauses Straubenhardt von Wulf Architekten ist multifunktional, es kann auch als Übungsfläche oder für Veranstaltungen genutzt werden. Die stattlichen V-Stützen aus unbehandeltem Massivholz, zwischen denen Autos parken, tragen das darüberliegende Geschoss.

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Ein Torbogen als einladende Geste: das neue Musikzentrum Baden-Württemberg in Plochingen wurde vom Stuttgarter Architekturbüro Lederer Ragnarsdóttir Oei entworfen. „Das Stuttgarter Architekturbüro setzt der unwirtlichen Lage an den Bahngleisen ein Ensemble von ausgeprägter Harmonie entgegen“, lobte unsere Kritikerin Ulla Hanselmann.

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Die Stuttgarter Architekten asp und Michel + Wolf Architekten sind auf der Tour mit diesem Schulbau vertreten: Der Albert Schäffle-Schule im Landkreis Esslingen.

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Blick ins Atrium der Schule im Landkreis Esslingen. Der lichte Neubau steht auf einer Anhöhe oberhalb von Nürtingen (Landkreis Esslingen. Tageslicht fällt durch ein Band aus Oberlichtern ein.

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Auch ein tolles Ausflugsziel: Das Nationalparkzentrum Ruhestein in Baiersbronn im Schwarzwald von Sturm Wartzeck Architekten aus Hessen ist Teil der Besichtigungstour; es stand auf der Shortlist für den renommierten DAM-Preis 2023.