Zwischen zwei warmen, trockenen Sommerabenden ausgerechnet Dauerregen beim großen Ebnisee-Festival. Geplant waren vier Bühnenshows mit Blick auf das tief im Wald gelegene Gewässer. Die meisten Künstler traten dennoch, mit reduziertem Programm, auf der überdachten Musikbühne auf. Die etwa 500 Besucher nahmen es mit Gelassenheit. Der See lag schön und schwieg.
Toller Indie-Pop kam von der Newcomerband Once on Earth aus Murrhardt. Fotos: B. Büttner
Von Thomas Milz
WELZHEIM. Nass lag er da, der See, von unten, wie immer, diesmal aber auch von oben. Vier offene Bühnen hatte man zum Jubiläumsfest des Naturparks rund um den Ebnisee herum aufgebaut. Eine sommerabendliche Idylle hatte es werden sollen. Ein Fest mit erwarteten 3000 Besuchern. Da hatte an diesem Tag aber der schlecht gelaunte Wassernöck am Grund des Sees was dagegen.
Es regnete also schon den ganzen Nachmittag. Dazu hatte ein kleiner Wirbelsturm eine der Bühnen zerzaust. Schade. Und doch: Alle Künstler hatten sich bereit erklärt, zu bleiben.
Und so konzentrierte sich das Geschehen denn auf der überdachten Musikbühne. Knapp 500 Gäste waren im Laufe des Abends denn im doppelten Wortsinne doch aufgetaucht. Unter wetterfesten Capes und Regenschirmen verharrten sie und genossen, mit melancholischem Blick auf den nebelverhangenen, grauen See, die Auftritte. Und auch die Künstler nahmen es erstens mit Humor und zweitens professionell. Sie gaben alles.
Die Künstler nehmen es professionell und mit Humor
So gaben Siggi Schwarz & Chris Thompson mit ihrer Band ein mitreißendes Konzert. Einzelne ließen sich gar zum Regentanz vor der Bühne hinreißen. Für das Equipment von Starbugs war die Bühne dann zu klein. Hinreißend wiederum die junge Indie-Pop-Band Once on Earth mit ihrer sehr präsenten Sängerin Jana. „Wir spielen kürzer als geplant“, sagte sie, „dafür haben wir doppelt viel Spaß!“ Das war ein charmant-hinreißender Auftritt mit toll phrasierten eigenen Songs, wozu dann sogar der Regen noch eins drauflegte und verstärkt mitzuklatschen schien – auf die Schirme der tapferen Besucher. Und Humor blieb Trumpf. „Für Resignation ist es nie zu spät“, summte Liedermacher Tobias Dellit beim kurzen Soundcheck vor seinem Auftritt.
Und war’s Comedian Helge Thun oder Patrick Bopp von den Füenf – im Regen schwer zu erkennen – der mit einer launigen Zwischenansage die Stimmung hob: „Wir sind noch 25 Künstler. Wir sind alle da, weil wir hier nicht rauskönnen.“ Zwischen der Straße nach Hause und den geparkten Künstlerautos stand nämlich dicht gedrängt vor der Bühne das Publikum. Also versprach er trocken: „Wir haben noch ein paar Highlights gegen Sie vor.“ Es hätte ein wunderschöner Abend werden können. Es wurde einer, der allemal in Erinnerung bleiben wird.
Verständlicherweise trotzdem enttäuscht waren die Organisatoren. „Das Wetter hat nicht mitgemacht“, seufzte Uwe Lehar, der zusammen mit Anne Rössle vom Hauptamt der Stadt Welzheim das Festival zum 40-jährigen Bestehen des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald mit organisiert hatte. „Unsere Absicht waren offene Bühnen mit Blick auf den See“, erklärt Lehar, tröstet sich aber ein wenig mit dem gerade zu Ende gegangenen Auftritt von Chris Thompson: „Ein genialer Sänger. Die Leute sind mitgegangen.“
Zerknirscht blickt auch Hans Braun unter seinem unschuldig weißen Regenschirm hervor. Er hat all die Künstlerauftritte organisiert. „Wenn das schön gewesen wäre, wär’s ein Traum gewesen“, hadert er. Freut sich aber, dass die Künstler dennoch alle geblieben sind und spielen wollten. Eine der Ideen des Festivals war auch die Nachwuchsförderung, sagt Hans Braun. „Schade“, meint er, er hätte „allen einen tollen Auftritt“ gegönnt.
Na ja, wir erinnern uns an Woodstock vor 50 Jahren. Dauerregen und Matsch hatte es bei diesem legendären Festival gegeben – aber tolle Auftritte. Grad so wie am Ebnisee.
Legten trotz der widrig nassen Umstände einen begeisternd heißen Auftritt hin: Chris Thompson & Siggi Schwarz mit Band.
„Das ist halt skandinavisch. Da fragst du auch nicht, wie’s Wetter ist.“
So der Kommentar der jungen Besucherin Sandra, die mit zwei Freundinnen aus Schorndorf zum Ebnisee-Festival angereist war und nicht davon abzubringen war, gut gelaunt zu sein.