Ausstellung mit Ansichten der Backnanger Stadtteile

Peter Wolf stellt im Kabinett des Helferhauses historische Ansichtskarten und Fotografien der Backnanger Stadtteile Heiningen, Maubach, Steinbach, Strümpfelbach sowie Waldrems mit Horbachhof aus. Die Exponate vermitteln Lebensgefühle.

Ausstellung mit Ansichten der Backnanger Stadtteile

Motorrollerparade bei der ehemaligen BP-Tankstelle an der B14 in Maubach. Repros: Peter Wolf

Von Ingrid Knack

Backnang. Sie zeigen sich stolz auf dem Gelände der BP-Tankstelle in Maubach an der B14 in den 1950er-Jahren: die Besitzer von Vespas und Co., die den Eindruck erwecken, jeden Moment zu einer Ausfahrt zu starten oder hier einfach nur einen Stopp einzulegen. Die Radlerin rechts im Bild schaut genauso wie die anderen Personen freundlich interessiert. Beim Betrachten des Bildes ist es fast so, als spüre man das Lebensgefühl einer ganzen Generation, die wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg von Italien, Campingurlaub und Freizeitvergnügen träumte. „Die Tankstelle gibt es heute nicht mehr. Das Gebäude existiert aber noch“, sagt Peter Wolf, Fotodesigner und Kurator der Ausstellungen mit historischen Ansichtskarten und Fotografien von Backnang im Kabinett des Helferhauses. Bei der bis 16. Oktober zu besichtigenden Präsentation hat er sich auf die Backnanger Stadtteile konzentriert.

Zu den früher selbstständigen Gemeinden gehören Heiningen, Maubach, Steinbach, Strümpfelbach sowie Waldrems mit Horbachhof. Mit Ausnahme von Steinbach, dessen Eingemeindung nach Backnang bereits 1940/41 erfolgte, wurden die übrigen Stadtteile im Zusammenhang mit der Gemeindereform 1971/72 „freiwillig“ nach Backnang eingemeindet, wie im Backnang-Lexikon zu lesen ist.

Die Eisenbahnkuh, die es früher öfter bei Bahnhöfen gab, war gar keine Kuh

Durch die Unterstützung von Backnangern wie Jürgen Bielefeld – von ihm stammt das Bild mit den Motorrollerfahrern –, die in ihren alten Fotoalben nach für die Allgemeinheit interessanten Aufnahmen suchen und diese Peter Wolf zur Verfügung stellen, sowie durch Sammler, die ihre Schätze ausleihen, kann der Kurator immer wieder andere Aspekte vom Leben der Leute im Raum Backnang in längst vergangenen Zeiten zeigen. Exponate, auf denen nicht nur Wohn- und Geschäftshäuser sowie öffentliche Einrichtungen, sondern auch Personen zu sehen sind, machen die kleinen Ausflüge in die Vergangenheit erst so richtig rund. So wie das Bild der Radler in Strümpfelbach. Wolf: „Was ich ganz witzig finde, ist der Fahrradverein aus Strümpfelbach, mit den Radlern, die weiße Schärpen tragen.“

Auf einem anderen Bild stehen Kinder im Mittelpunkt, die 1951 in Steinbach eingeschult wurden. Peter Förch ist dort als kleiner Junge zu sehen, der als Einziger neugierig in die Schultüte schaut. Er war es, der das Foto zur Ausstellung beigesteuert hat. Auch das alte Steinbacher Bahnhofsgebäude ist auf einer Fotografie zu sehen, die ebenfalls aus seinem Fundus stammt. „Seine Mutter war Bahnhofsvorsteherin in Steinbach“, sagt Wolf. Interessant ist überdies ein kleiner Anbau an das frühere Wohnhaus der Förchs auf dem Bahnhofsgelände. „In der Scheune war die Eisenbahnkuh untergebracht“, erzählt Wolf. Eisenbahnkuh? Das Wort gehört wohl eher nicht mehr zum allgemeinen Wortschatz. Peter Wolf erklärt: „Die Eisenbahnkuh war eine Ziege. Für eine Kuh war zu wenig Platz. Bei vielen kleinen Bahnhöfen hat man früher eine Ziege gehalten und sie als Eisenbahnkuh bezeichnet.“ Während fast alle Backnanger Stadtteile in der Ausstellung gebührend vertreten sind, trifft dies nicht auf Heiningen zu. Wolf: „Auf einer Ansichtskarte mit einem Gruß aus Maubach ist Heiningen mit drauf. Das ist das einzige Bild, das ich von Heiningen habe, wie es früher war.“

Ein Kuriosum bei der Karte aus Strümpfelbach

Die meisten Exponate sind von Daniel Waack, der so viele Aufnahmen zu den Backnanger Stadtteilen aus seinem Archiv herausgesucht hatte, dass Wolf das Thema „Stadtteile“ einem anderen sogar vorzog. Auch weil viele Besucher früherer Ausstellungen oft nach Motiven aus den Backnanger Stadtteilen gefragt hätten, lässt der Ausstellungsmacher wissen.

Und es gibt ein Kuriosum: Auf einer Ansichtskarte mit einem „Gruß aus Strümpfelbach“ ist die Bezeichnung „Karl-Reusch-Schule“ aufgedruckt. „Das müsste ein anderer Reusch sein“, weiß Wolf. Hier einen Zusammenhang mit einem Karl Reusch herzustellen, war nicht möglich. Wie es zu dem Namen auf der Karte kam, das wäre noch herauszufinden. Vertreten sind auch wieder Bilder von Gebäuden, in denen sich Wirtschaften befanden. Jeder kann nun bei einem Ausstellungsbesuch mit seinen eigenen Erinnerungen eine ganz persönliche Reise in die Vergangenheit starten.