Bandhaus-Theater erhält 100000 Euro vom Land

Um einen offenen Raum der Kulturarbeit zu kreieren, wird das Backnanger Theater im Rahmen des Programms „FreiRäume“ gefördert.

Bandhaus-Theater erhält 100000 Euro vom Land

Jasmin Meindl und Juliane Putzmann leiten das Backnanger Bandhaus-Theater, das mit 100000 Euro vom Land gefördert werden wird. Foto: A. Becher

Von Melanie Maier

Backnang. Mit sehr guten Neuigkeiten startet das Backnanger Bandhaus-Theater in den zweiten Monat des Jahres 2022. Am 1. Februar durften die Leiterinnen Juliane Putzmann und Jasmin Meindl offiziell verkünden, dass ihre Spielstätte mit 100000 Euro vom Land gefördert werden wird – die höchstmögliche Fördersumme im Rahmen des Programms „FreiRäume“. „Wir freuen uns sehr über die Zusage“, sagt Juliane Putzmann. Schließlich, fügt sie hinzu, würden nur wenige Kultureinrichtungen die Landesmittel erhalten.

Mit mehr als 1,5 Millionen Euro fördert die baden-württembergische Regierung die Erschaffung kultureller Begegnungsorte im ländlichen Raum. Insgesamt 26 „FreiRäume“ sollen durch das Programm entstehen (siehe Infokasten).

Für die hohe Förderung der Backnanger Kulturinstitution hat sich der Grünen-Landtagsabgeordnete Ralf Nentwich persönlich eingesetzt. „Das Bandhaus-Theater ist eine tolle Einrichtung, bei der das Geld sehr gut angelegt ist“, sagt Ralf Nentwich. Juliane Putzmann und Jasmin Meindl hätten ein sehr stimmiges Konzept für die Aufnahme in das Programm vorgelegt.

Mit den 100000 Euro, die ihnen zur Verfügung gestellt werden, möchten die beiden Bandhaus-Chefinnen einen Ort der Begegnung und des Zusammenseins in Backnang aufbauen. Sie haben vor, eine momentan leer stehende ehemalige Industriehalle zu bespielen. Dieser Raum könnte als Probebühne, Lager, Fundus und als zweite Spielstätte dienen, soll aber auch anderen Vereinen und Kulturinstitutionen Raum für Veranstaltungen bieten, erklärt Putzmann. „Wir arbeiten von Beginn an mit Vereinen und anderen Kulturinstitutionen im Raum Backnang zusammen – und im Rems-Murr-Kreis gibt es bestimmt viele, die wir noch gar nicht kennen.“

Auch Festivals und größere Veranstaltungen wie etwa die Schultheatertage kann sie sich gut dort vorstellen. Das alles müsse man jedoch zeitlich gut koordinieren. Als Kooperationspartner im Förderantrag sind der Kreisjugendring Backnang sowie die Bläserphilharmonie Rems-Murr angegeben.

Der Gedanke, sich nach einem größeren Raum umzusehen, sei durch die Coronapandemie aufgekommen, berichtet Putzmann: „Wir haben viel zu wenig Platz in unserem Theater.“ Wegen der Hygieneauflagen – der Abstandsregelung – durften sich dort zeitweise nur maximal 35 Personen aufhalten. „Das lohnt sich langfristig für uns nicht“, erklärt Putzmann.

Bis der neue Raum genutzt werden kann, wird es allerdings noch etwas dauern. Sollte alles entsprechend den Vorstellungen von Juliane Putzmann und Jasmin Meindl umgesetzt werden können, so würden zunächst die organisatorischen Details bis zum Sommer geklärt und im Herbst mit dem Umbau angefangen werden. Die Halle könnte unter anderem eine Bühne und einen Gastronomiebereich bekommen. „Im April 2023 feiert das Bandhaus-Theater sein zehnjähriges Bestehen“, sagt Juliane Putzmann. „Es wäre toll, wenn wir pünktlich dazu den Spielbetrieb aufnehmen könnten.“

Das Programm „FreiRäume“ soll kulturelle Begegnungsorte im ländlichen Raum schaffen

Ziel Mit dem vom Wissenschaftsministerium und Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz initiierten Programm „FreiRäume“ verfolgt die Landesregierung das Ziel, Menschen über künstlerische und kulturelle Angebote zusammenzubringen und so den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Leer stehende oder nicht entsprechend genutzte Räume im ländlichen Raum sollen mit neuem Leben erfüllt werden. In den „FreiRäumen“ sollen kulturelle Ereignisse und gesellschaftliches Zusammentreffen stattfinden: die alte Scheune, die zum Theater wird, oder das leer stehende Firmengebäude, in dem ein Ausstellungs- und Begegnungszentrum entsteht. Das Land stellt dafür über 1,5Millionen Euro aus dem Impulsprogramm für den gesellschaftlichen Zusammenhalt bereit.

Anlass Den Gedanken hinter dem Programm erklärt Ministerpräsident Winfried Kretschmann wie folgt: „Die Coronapandemie hat uns gezeigt, wie unverzichtbar persönliche Begegnungen, die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur und der Austausch darüber sind. Auch deswegen fördern wir Projekte, die gerade dort Begegnungsorte schaffen, wo es bisher nur wenige oder gar keine solche Räume gibt.“ Das Programm „FreiRäume“ orientiere sich an den Besonderheiten und Bedürfnissen der ländlichen Räume und wolle bewusst genau dort Kultur- und Begegnungsorte fördern, wo die Menschen sonst in die nächstgelegene größere Stadt fahren müssten, ergänzt Kunststaatssekretärin Petra Olschowski. „Ungenutzte Dorfgaststätten oder Industriegebäude bieten großes Potenzial für soziokulturelle Nutzungen“, führt sie aus. „Wir wollen Kultur nicht nur an den vorherzusehenden und eingeübten Orten erlebbar machen, sondern neue Orte schaffen, die einen niederschwelligen Zugang auch für neue Zielgruppen ermöglichen. Gerade jetzt – mit und nach den coronabedingten Einschränkungen im Kulturbereich – geht es darum, das Publikum zurückzugewinnen und ein neues Publikum zu erreichen.“ Im Vordergrund stehe dabei meistens die Zusammenarbeit verschiedener Akteurinnen und Akteure vor Ort, so Olschowski weiter. Mit dem nach Ausbruch der Pandemie aufgelegten „Masterplan Kultur BW“ und dem sich anschließenden Impulsprogramm „Kultur trotz Corona“ hat das Land bisher insgesamt rund 200 Millionen Euro zur Unterstützung der Kultur im Land zur Verfügung gestellt.

Projekte Insgesamt 26 Projekte werden im Rahmen des Programms „FreiRäume“ gefördert. Fördervoraussetzung ist, dass Kommunen, Kultureinrichtungen, Vereine und bürgerschaftliche Initiativen sich vernetzen. Die landesweit ersten elf außergewöhnlichen „FreiRäume“ wurden bereits 2020 ausgewählt. Im Zuge der zweiten Ausschreibung waren 38 Projektanträge eingereicht und von einem unabhängigen Fachgremium begutachtet worden. Nun wurden 15 weitere Projekte bewilligt – darunter zum Beispiel die Umnutzung einer abrissgefährdeten Kirche in Bräunlingen als „Haus der Musik“. Eine Übersicht über die neu zugelassenen Projekte findet man unter https://cutt.ly/1Ov3W1y. Die bereits im Jahr 2020 geförderten Projekte sind gelistet unter https://cutt.ly/pOv3LY2.