Literatour-Matinee in Backnang mit Barbara Rose

Literatour Die Kinderbuchautorin, die am Sonntagvormittag aus ihren Geschichten las, war jahrelang für den SWR tätig und hat Kinder- und Jugendsendungen moderiert. Sie hielt auch das eine oder andere nicht ganz ernst gemeinte Bild über das Autorinnendaseins für die erwachsenen Gäste bereit.

 Literatour-Matinee in Backnang mit Barbara Rose

Barbara Roses Buch „Whisperworld – Aufbruch ins Land der Tierflüsterer“ hat es auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft. Foto: Alexander Becher

Von Marina Heidrich

Backnang. Im Rahmen der Backnanger Kinder- und Jugendbuchwoche Literatour, die in diesem Jahr zum elften Mal stattfindet, gehört seit Beginn eine Matinee am Sonntagvormittag zu den Besonderheiten. Dieses Jahr hat die Kinderbuchautorin Barbara Rose den Platz am Lesetisch im Fritz-Schweizer-Saal des Backnanger Bürgerhauses eingenommen. Wobei es die temperamentvolle, quirlige Autorin nicht lange hinter dem Tisch hielt, einige Geschichten las sie lieber im Stehen vor.

Manche Autoren schreiben großartig, haben aber beim Vorlesen der eigenen Werke ein Defizit: Nicht alle können auch vor Publikum lesen. Manche plagt das Lampenfieber, andere sprechen nicht deutlich genug, finden keine Satzmelodie, sind einfach zu leise oder gar zu schnell.

Bei Rose, 1965 geboren in Neuwied (Rheinland-Pfalz), ist dies nicht so. Der Glücksfall, dass die Schriftstellerin nicht nur wunderbar schreibt, sondern auch entsprechend vorliest, liegt einerseits an ihrer persönlichen, charmanten und selbstsicheren Art und ist andererseits auch ihrem früheren Beruf geschuldet: Barbara Rose arbeitete 13 Jahre lang für den Südwestrundfunk (SWR), beim Fernsehen und Rundfunk, wo sie unter anderem auch Kinder- und Jugendsendungen moderierte.

Thomas Maier, ehemals Schulleiter der Schickhardt-Realschule, begrüßte die Anwesenden und verwies auf das aktuelle Buch der Autorin, das es im Juli auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat: „Whisperworld – Aufbruch ins Land der Tierflüsterer“. Das Buch, empfohlen ab neun Jahren, wird bei Roses Lesungen an den Backnanger Schulen im Fokus stehen.

Maier erläuterte den Inhalt und gab zu, dass er selbst sich der Geschichte und den lebendig angelegten Charakteren nicht entziehen konnte. Die Schriftstellerin wurde zu diesem Buch durch ein Foto aus dem Internet inspiriert, das ihr sehr naheging. Eine alte Gorilladame ist darauf zu sehen, die im Sterben liegt und nur noch auf ihren ehemaligen Pfleger gewartet hat, der sie liebevoll im Arm hält. Barbara Rose schuf aus diesem emotionalen Moment die Figuren in „Whisperworld“, wo jeder Tierart, auch längst ausgestorbenen, ein Menschenkind zugewiesen wird, welches mit dieser kommunizieren kann.

Für die Sonntagsmatinee wandte sich Rose mehr an die erwachsenen Zuhörer und las aus Geschichten und Beiträgen, die sie unter anderem für Magazine wie „Eltern“ und „Brigitte“ geschrieben hat.

In wunderbar überzogenen Glossen schilderte sie in Ichform das ach so luxuriöse Leben einer Autorin, die Champagner zum Frühstück, einen japanischen Koch, ein spanisches Kindermädchen und ein überquellendes Bankkonto hat. Wie der Durchschnittsmensch sich eben eine Bestsellerautorin so vorstellt.

Das Realleben der vierfachen Mutter mit Kopflausbefall der Kinder, Barbiepuppenchaos und eingebauter Suchfunktion für verlorenes Spielzeug löste dann bei den Zuhörerinnen und Zuhörern lautes Lachen aus, genauso wie die erfrischenden Schilderungen der Autorin aus den Anfangszeiten ihrer Karriere und der in völliger Naivität organisierten ersten Schullesung vor rund 120 Erstklässlerinnen und Erstklässlern.

Barbara Rose ist mit Herzblut bei der Sache, Schreiben ist für sie nicht nur Beruf, sondern Berufung. Ein Glück, dass sie sich doch noch zum Schreiben entschlossen hat, trotz der düsteren Prognosen, die ihre ehemalige Deutschlehrerin der damals Zehnjährigen ausmalte: Professionelle Schriftsteller müssen verhungern.

Die Diplom-Journalistin Rose kann sich mittlerweile doch die eine oder andere warme Mahlzeit auch als Autorin leisten, wie sie schmunzelnd verkündete.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch zwei Schülerinnen des Max-Born-Gymnasiums, die 16-jährige Marina Giordano an der Viola und die 15-jährige Sophia Schmidt-Ott an der Violine.