Bildungsförderung ist ein Schwerpunkt

Benefizkonzert mit der Band Crosstalk im Backnanger Waldheim für Projekte der Deutsch-Nepalischen Hilfsgemeinschaft

Die DNH, die Deutsch-Nepalische Hilfsgemeinschaft mit Sitz in Stuttgart, ist einer von über 200 in Nepal registrierten gemeinnützigen deutschen Vereinen. Seit nahezu 40 Jahren existiert sie mittlerweile und gehört damit zu den erfahrensten auf diesem Gebiet. Der Backnanger Karl Kutasi und der stellvertretende DNH-Vorsitzende Richard Storkenmaier sind seit 20 Jahren dabei. Am 14. September veranstaltet die DNH in Zusammenarbeit mit dem Backnanger Waldheim ein Benefizkonzert für Nepal.

Bildungsförderung ist ein Schwerpunkt

Karl Kutasi (links) und Richard Storkenmaier engagieren sich ehrenamtlich für die Nepalhilfsorganisation DNH. Durch ein Benefizkonzert in Backnang wollen sie Spenden für Vorhaben in den Bereichen Schulbildung, medizinische Versorgung, soziale Maßnahmen und Infrastruktur zusammenbekommen. In Nepal betreuen erfahrene und zuverlässige Mitarbeiter die Projekte vor Ort. Foto: A. Becher

Von Thomas Roth

BACKNANG. Die Faszination, die Nepal auf viele Menschen ausübt, ist enorm. Nepal als Sehnsuchtsort. Aber es ist auch ein Fleckchen Erde mit viel Potenzial für helfende Hände. Kein Wunder, dass sich so viele deutsche Organisationen dort engagieren. Wobei die Deutsch-Nepalische Hilfsgemeinschaft zu denen zählt, die schon sehr lange hoch seriös und professionell hervorragende Arbeit leisten.

Der Faszination Nepal ist Richard Storkenmaier ebenso erlegen wie Karl Kutasi. „Als ich mein erstes Geld als Arzt verdient habe, wollte ich mal die richtig hohen Berge sehen“, erzählt Storkenmaier. Der Nierenfacharzt aus Böblingen war als gebürtiger Lindauer schon von Kindesbeinen an im Gebirge unterwegs. Karl Kutasi war bis 2011 Lehrer für alle kaufmännischen Fächer und in allen Stufen an der einstigen Kaufmännischen Schule (heute Eduard-Breuninger-Schule) in Backnang. Der gebürtige Schorndorfer genehmigte sich 1992 – und das war seinerzeit kein Modetrend – ein Sabbatjahr: „Ich war damals ein halbes Jahr in Nepal. Ich wollte und will auch heute noch gern dort bleiben, wo’s schön ist, und nicht immer rumreisen. Dieses halbe Jahr war die Initialzündung für die Liebe zu den Menschen und zur nepalesischen Landschaft“, sagt er.

Losgelassen hat ihn das Land nie. Auch Storkenmaier war nach seinem ersten Aufenthalt in dem Binnenstaat in Südasien so angetan, dass er das Jahr darauf gleich wieder dorthin reiste: „Die Ruhe, die Abgeschiedenheit, kein Telefon und einfach dem Rhythmus des Tages folgen“, das hat ihm gefallen. Bis heute ist Nepal geschüttelt von Armut, sozialen Gegensätzen, schwerem Zugang zu Bildung vor allem auf dem Land und schlechter medizinischer Versorgung: „Das hat mich bewogen, in die DNH einzutreten“, versichert Storkenmaier. Als dann die damals gängigen Dialysegeräte in seiner Praxis gegen moderne ausgetauscht wurden, „wanderten“ die alten (Storkenmaier: „Sozusagen Modell VW-Käfer – er läuft und läuft und läuft“) nebst Personal für technische und medizinische Fragen nach Nepal.

Angehörige der untersten Kaste werden gefördert

Das vor allem ob seiner Achttausender bekannte Land ist dreigegliedert. Der Süden ist eher flach und geht in die nordindische Tiefebene über. Kathmandu liegt etwa in der Mitte auf 1300 Metern Höhe. Im Norden thront der Himalaja. Die landschaftliche Aufteilung spiegelt sich auch in den Religionen wider. Storkenmaier: „Der südliche und mittlere Teil ist überwiegend hinduistisch, der nördliche eher buddhistisch geprägt.“ Ganz so streng nehmen die Nepalesen das aber nicht, wissen die beiden Insider, die übrigens bis heute Katholiken sind. Manche Nepalesen, so Kutasi, übernehmen Elemente aus beiden Religionen: „Es schadet ja nichts. Sicherheitshalber kann man ja in beide Tempel gehen.“

Die Hindus sind de facto in Kasten eingeteilt. Angehörige der untersten, also die der Dalits, der Straßenkehrer und all jener, die das erledigen müssen, was die anderen zu erledigen sich weigern, werden von der DNH gefördert. Wie beispielsweise die Mädchen in Pokhara. Die leben meist in Slums, oft ohne Vater und ohne Chance auf Schulbildung. Allein, weil sie sich die Schuluniform nicht leisten können. Derzeit unterstützt die DNH 180 Dalit-Mädchen mit Geld für Schuluniformen und Lernmittel. Sozialarbeiter kümmern sich nach dem Unterricht um Hausaufgaben. Zudem bietet die DNH auch berufsbildende Kurse für die Mütter an: Nähen etwa oder Anleitungen zum Umgang mit Geld. In diesem Zusammenhang hat die Hilfsorganisation ein genossenschaftlich organisiertes Mikrokreditprogramm aufgelegt. Dort gibt’s Geld für äußerst niedrige Zinsen. Auf dem freien Markt haben eher Wucherer (Zinsen bis zu 40 Prozent pro Jahr) das Sagen. Schuldenfallen und lebenslange Abhängigkeit sind die Folgen.

Gern erinnert sich Karl Kutasi an eine ganz spezielle Nepalreise: 1997 flogen er und alle 17 Schülerinnen und Schüler seiner Abiturklasse mit Bangladesh Airlines für zwei Wochen nach Nepal: „Meine Begeisterung für Nepal hat sich auf meine Abiturientenklasse übertragen. Die Kosten für Flug, Unterkunft und Verpflegung lagen damals bei 700 DM.“

Heute kümmern sich die Mitarbeiter von DNH unter anderem um den Wiederauf- oder Neubau von Grundschulen, die von Naturkatastrophen wie jenen im Jahr 2015 zerstört worden sind. Und weil in Nepal jeder, der mittlere Reife besitzt, in Grundschulen unterrichten darf, gibt es auch ein Lehrerausbildungsprogramm sowie gemeinsam mit der nepalesischen Schulbehörde neu entwickelte Unterrichtsmaterialien, mit denen Kinder in Kleingruppen selbstständig lernen können (MultiGrade MultiLevel), wobei individuelle Förderung im Mittelpunkt steht. Aktuell betreut die DNH 100 Schulen und entwickelt zurzeit ein eigenes Lehrerausbildungszentrum mit Lehrertraining (Training of Teachers).

Warum engagieren sich Karl Kutasi und Richard Storkenmaier in dieser Form? Richard Storkenmaier: „Die Ressourcen werden in jeder Beziehung knapper. Es gibt eine Tendenz im persönlichen wie im staatlichen Bereich, dass man nur sein eigenes, persönliches Interesse sieht. Deswegen ist es wichtig, Menschen auf der schwächeren Seite zu unterstützen und somit dem Verteilungskampf entgegenzuwirken. Auch, wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.“

Und Karl Kutasi verweist nochmals auf die nepalesischen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse: „Wir haben schlichtweg unheimliches Glück, in Deutschland geboren zu sein.“

Bildungsförderung ist ein Schwerpunkt

Sie geben wieder einmal ein Konzert zugunsten armer Menschen in Nepal: Die Musiker der Band Crosstalk. Auftrittsort ist das Backnanger Waldheim. Foto: privat

Info
Musik für Nepal in Backnang

Am Samstag, 14. September, spielt die fünfköpfige Band Crosstalk um den Gitarristen Werner Dannemann unter dem Motto „Musik für Nepal“ im Waldheim Backnang ein Benefizkonzert. Bei gutem Wetter draußen, bei schlechtem Wetter drinnen. Los geht’s ab 18 Uhr, Einlass: 17 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Spenden für das Nepal-Engagement der Deutsch-Nepalischen Hilfsgemeinschaft (DNH) wird gebeten.

Die Besucher können sich auf Blues, Jazz, Rock, Funk, Latin und mehr freuen. Songs von 1940 bis heute sowie Eigenkompositionen sind zu hören. Wer mitreißende Musik aus verschiedenen Stilrichtungen mag, der ist bei Crosstalk goldrichtig. Neben dem Gitarristen und Sänger Werner Dannemann wirken noch der Bassist Benedikt Lerch , der Drummer Peter Nagel, Wolfgang Schiller (Keyboard und Gesang) und Thomas Störk (Saxofon) mit.

Die DNH organisiert seit 40 Jahren zielgerichtete Projekte in den Bereichen medizinische Versorgung, Erziehung und Ausbildung sowie soziale Hilfsmaßnahmen für benachteiligte Bevölkerungsgruppen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Bildungsförderung zur nachhaltigen Verbesserung der Unterrichtsqualität an Grundschulen in entlegenen Bergregionen mit der erfolgreichen Methode MGML (Multi-Grade-Multi-Level-Learning). Die DNH versorgt in ihrer Armenapotheke (Dispensary) in Kathmandu zudem mittellose Patienten mit Medikamenten und Verbandsmaterial. Nähere Informationen zur DNH und den Projekten gibt es im Netz unter www.dnh-stuttgart.org.

Tiefere Einblicke in die Projekte der DNH gibt’s an einem Infostand. Dort finden Besucher auch kleine Nepalartikel zum Kauf. Für Speis und Trank sorgt die Gastronomie im Waldheim, Wilhelm-Erlenbusch-Straße.