„Creed III“ bereitet auch Backnanger Kinos Probleme

Sowohl im Kino Universum als auch im Traumpalast ist es bei Vorführungen des Films zu Unruhen gekommen. Hintergrund ist ein Tiktok-Trend.

„Creed III“ bereitet auch Backnanger Kinos Probleme

Michael B. Jordan steigt in „Creed III“ in den Boxring. Foto: ©Warner Bros./Metro-Goldwyn-Mayer Pictures

Von Melanie Maier

Backnang. Seit dem Start von „Creed III“ am Donnerstag vergangener Woche wird viel über den Boxfilm mit Michael B. Jordan in der Hauptrolle in den Medien berichtet. Doch nicht etwa wegen der bevorstehenden Oscarverleihung; „Creed III“ ist für keine Kategorie nominiert. Vielmehr sind es die Vorgänge in den Kinosälen, die Anlass zu Schlagzeilen geben. Denn immer wieder kommt es während der Vorführungen zu Zwischenfällen: Manche werfen Popcorn, andere telefonieren oder rufen laut, einige Kinosäle sollen verwüstet worden sein. In einzelnen Kinos – etwa in Berlin-Neukölln und in Bremen – kam es sogar zu Krawallen und Schlägereien. Vorstellungen wurden unterbrochen oder vorzeitig beendet. In Essen musste die Polizei einen Saal räumen.

Hintergrund der Vorgänge soll ein Trend auf dem Videoportal Tiktok sein, bei dem es darum geht, sich absichtlich so daneben zu benehmen, dass der Film ganz abgebrochen werden muss. Das vermutet jedenfalls die Polizei. Entsprechende Videos verbreiten sich derzeit schnell auf Tiktok.

Auch in Backnang ist es mittlerweile schon zu solchen Vorfällen gekommen. „Leider“, bedauert Annegret Eppler, Inhaberin des Kinos Universum. Das erste Mal sei es am vergangenen Samstagnachmittag passiert. Vor allem jugendliche Kinogäste wurden während des Films laut, warfen mit Popcorn. „Wir waren selbst total überrascht davon, weil wir überhaupt nichts von dem Trend wussten“, berichtet Eppler.

Der Film musste wegen der Störungen mehrmals unterbrochen werden

Der Filmvorführer an dem Nachmittag habe zwar ab und zu im Saal nach dem Rechten geschaut, aber jedes Mal, wenn er hineinkam, verhielten sich die Jugendlichen ruhig. „Dass etwas nicht stimmt, kriegt man erst mit, wenn jemand rauskommt“, erklärt Eppler. Zwei Gäste verließen den Film dann auch vorzeitig. Als Entschädigung stellte Annegret Eppler ihnen Kinogutscheine aus. Bei weiteren Vorführungen musste der Film bereits mehrmals unterbrochen werden. Erst nach der Ankündigung, die Vorstellung werde nach dem nächsten Zwischenfall nicht fortgeführt, kehrte Ruhe im Saal ein.

Auch im Kino Traumpalast ist Ähnliches vorgefallen. „Wir müssen den Film immer wieder anhalten“, berichtet Geschäftsführer Marius Lochmann. Junge Kinogäste würden wiederholt stören, das versuche man so schnell wie möglich zu unterbinden. „Wir wollen nicht, dass es bei uns so wird wie in anderen deutschen Städten. Alle sollen sich im Kino wohlfühlen.“ Zu einer Schlägerei oder Zerstörungen sei es zum Glück noch nicht gekommen. „Da schätze ich Backnang ruhiger ein“, sagt Lochmann. Aber man wolle sicherstellen, dass alle Kinobesucher den Film genießen können.

Im Universum werden die Zuschauerinnen und Zuschauer jetzt schon vor Beginn darauf hingewiesen, dass sie sich ruhig zu verhalten haben. Wer wiederholt stört, könnte des Saals verwiesen werden. Falls das alles nicht wirken sollte, würde Eppler nicht zögern, den Film ganz aus dem Programm zu nehmen. Es wäre nicht das erste Mal. Das Drama „Rheingold“ von Fatih Akin hat die Kinobetreiberin nach nur vier Tagen Spielzeit wieder gestrichen, weil zu viele Störfälle vorkamen. „Sogar Drohungen sind ausgesprochen worden“, berichtet sie. In eine Vorstellung von „Rheingold“ setzte sie sich mitten in eine der störenden Gruppen. „Ich kann diese Verantwortung auf mich nehmen“, sagt sie, „aber ich kann das nicht von meinen Mitarbeitern verlangen. Und ich bin auch nicht zu jeder Uhrzeit da.“ Für sie ist es deshalb auch eine Frage, was sie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zumuten kann – auch, was die intensivere Reinigung nach den Vorstellungen angeht.

Solche Vorfälle seien im Kino jedoch die absolute Ausnahme, betont Eppler. „Aber für diejenigen, die den Film einfach gerne anschauen wollen, ist es natürlich sehr, sehr schade, wenn andere ständig stören.“