Wohnen in Stuttgart

Das beste Wohnhaus Europas steht in Stuttgart

Stuttgarter Architekten haben mit einem Doppelhaus den europaweiten Preis „Häuser“-Award gewonnen – weitere Projekte aus der Region Stuttgart sind dabei. Warum diese Einfamilienhäuser „Ideen fürs Wohnen von Morgen“ verwirklichen und wie sie aussehen.

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Das Architekturbüro VON M aus Stuttgart hat mit diesem Doppelhaus den „Häuser“-Award 2024 gewonnen. Weitere Häuser mit Stuttgarter Beteiligung in der Bildergalerie.

Von Nicole Golombek

Der Preissegen lässt nicht nach für zwei junge Stuttgarter Architekturbüros. Die Architekten mit den enigmatischen Namen VON M haben den mit 7000 Euro dotierten ersten Platz beim internationalen Wettbewerb „Häuser“-Award gewonnen; Atelier Kaiser Shen wurden für ihr Strohballenhaus in einem Dorf bei Heilbronn mit einem Sonderpreis geehrt. Der Wettbewerb stand unter dem Motto „Häuser mit Zukunft“ und zeichnet Projekte vom flexibel nutzbaren Stadthaus bis zum innovativen Umbau auf dem Land aus.

Die Sieger und insgesamt 30 Neu- und Umbauprojekte aus ganz Europa sind auch in dem Buch „Häuser mit Zukunft“ in Bild und Text zu entdecken, welches begleitend zum Preis erschienen ist. Anhand der Projekte wird deutlich, wie trotz aller ökologischer Vorbehalte bei kluger Planung Ein- oder Zweifamilienhäuser neu entstehen oder umgestaltet werden können, die dann möglichst lange (und damit nachhaltig) genutzt werden. Die meisten ausgezeichneten Häuser sind dabei entweder Umbauprojekte oder neue Gebäude, bei denen eine mögliche Umgestaltung bereits im Entwurf maßgeblich mitgeplant wurde.

Das Strohballenhaus von Florian Kaiser und Guobin Shen hatte bereits den ersten Platz beim Wettbewerb des Deutschen Architekturmuseums Frankfurt, „Häuser des Jahres 2023“ gewonnen, das VON M-Doppelhaus im Stuttgarter Süden wurde von der Architektenjury der Architektenkammer Baden-Württemberg mit „Beispielhaftes Bauen 2023“ ausgezeichnet.

Was macht das Doppelhaus der Architekten VON M, die eine Hälfte selbst bewohnen, so besonders? Die Antwort lautet: Es ist auf einer eigentlich als Garagenplatz ausgewiesenen Brache mitten in der Stadt entstanden und so ein gutes Beispiel für Nachverdichtung in der Stadt.

Und es ist von Beginn an so konzipiert, dass es das Altwerden dieser oder anderer Bewohner mitdenkt und Platz für einen Personenaufzug bereithält. Dabei ist es modular geplant, durch Trennwände und Einbauten sind ganz andere Nutzungen als die für eine Familie leicht möglicht, ob als Büro oder Wohngemeinschaft. „Dies ist ein exzellentes Beispiel für intelligente Nachverdichtung im innerstädtischen Kontext“, urteilt die Jury.

Architekt Dennis Mueller zeigt sich auf Anfrage unserer Zeitung erfreut über die Auszeichnung, sie bedeute dem Büro „aufgrund der hochkarätigen Jury und damit der guten Reputation des Preises sehr viel. Letztendlich bauen wir aber nicht, um Preise zu gewinnen, sondern einen Beitrag zur Baukultur zu leisten. Auch entscheidet die Anzahl der Preise nicht darüber, ob ein Projekt gelungen ist oder nicht. Dennoch sind die Preise eine schönes Feedback für die viele Arbeit, die wir in die Projekte stecken.“ Generell, so sagt der Architekt, seien diese Preise „unglaublich wichtig, um gute Architektur zu zeigen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“

Staunen über gute Baukultur auf dem Land lässt es sich mit dem Projekt des Stuttgarter Büros Kaiser Shen. Auch dieses Architekturbüro hat preiswürdige Ideen für das Wohnen von Morgen realisiert – mit seinem ökologischen, mit Strohballen gedämmten Wohnhaus zugleich die Dorfmitte von Pfaffenhofen bei Heilbronn revitalisiert hat. Die Architekten Florian Kaiser und Guobin Shen erhielten dafür den Sonderpreis der Jury (2500 Euro), gestiftet von der Bundesstiftung Baukultur.

Mit dieser Arbeit prämiert die Jury ein besonders flexibel nutzbares Haus mit hervorragender Energiebilanz. Die Jury lobte außerdem: „Das Strohballenhaus ist eine Referenz für zeitgemäßes Bauen auf dem Dorf.“

In Stuttgart-Degerloch hat es ein Wohnhaus auf einem verwinkelten Grundstück, das von Frey Architekten geplant wurde, unter die Finalisten geschafft. In Aalen wiederum wurde von den bereits vielfach für ihre Wohnhäuser ausgezeichneten Liebel Architekten ein Haus auf einer Garage gebaut – dafür gab es zudem den dritten Platz beim Leserpreis. Das Projekt hat bereits eine Hugo-Häring-Auszeichnung 2023 des Bundes deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) erhalten.

Bei der Garagenaufstockung am Waldrand bei Aalen nutzt die Holz-Beton-Hybridkonstruktion den Bestand als Sockelgeschoss und schafft auf flächenschonende Weise attraktiven Wohnraum. Eindrücke von diesem und weiteren Gewinner-Häusern finden sich in der Bildgalerie.

Info zum „Häuser“-Award

WettbewerbHÄUSER veranstaltet den Wettbewerb gemeinsam mit dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA, dem Verband Privater Bauherren e.V. (VPB), JUNG und Parkett Dietrich. Die Jury vergab Preisgelder in Höhe von insgesamt 19 500 Euro. Zusätzlich zeichnete der VPB die Bauherren der

JuryDie Jury bestand aus Susanne Wartzeck, Präsidentin Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA; Thomas Penningh, Präsident Verband Privater Bauherren (VPB); Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender Bundesstiftung Baukultur, Elke Reichel, Architektin, und Anne Zuber, HÄUSER-Chefredakteurin.

BuchZum Award ist das Buch „Häuser mit Zukunft“ von der Architektin und Autorin Bettina Hintze im Prestel Verlag München (59,95 Euro, 260 Seiten, 300 Farbfotos und 140 Planzeichnungen) erschienen.

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Das Doppel-Haus der Architekten VON M aus Stuttgart von der Straßenseite gesehen.

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Blick in das vom Architekturbüro VON M geplante Stuttgarter Doppelhaus – Wohn-, Ess- und Küchenbereich. In diesem Teil der beiden Doppelhäuser wohnen die Architekten Dennis Mueller und Márcia Nunes und Familie.

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Offenes Wohnen. Die Stockwerke in dem modular geplanten Bau lassen sich auch in eine Wohngemeinschaft umwandeln beispielsweise – Platz für einen Aufzug ist schon vorhanden.

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Das Strohballenhaus in Pfaffenhofen bei Heilbronn vom Stuttgarter Atelier Kaiser Shen hat den Sonderpreis der Jury (2500 Euro) des „Häuser“-Awards erhalten, gestiftet von der Bundesstiftung Baukultur. Mit dieser Arbeit prämiert die Jury ein besonders flexibel nutzbares Haus mit hervorragender Energiebilanz, das auch ein Modell für die Revitalisierung von Dorfkernen darstellt. Die Jury: „Das Strohballenhaus ist eine Referenz für zeitgemäßes Bauen auf dem Dorf.“

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Den Architekten Florian Kaiser und Guobin Shen war wichtig, dass sich das Haus leicht verschiedenen Nutzungsanforderungen anpassen lässt. De Bau ist eine Massivholzkonstruktion: Brettsperrholz und Strohballendämmung; Stahlbetonwände und -stützen im Erdgeschoss.

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Blick aus dem Strohballenhaus. Es steht in der Dorfmitte und ist auch ein gebautes Plädoyer dafür, mit Neubauten nicht auf eine grüne Wiese zu ziehen.

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Auf einer Garage in Aalen, die zugleich als Werkstatt diente, haben Liebel Architekten ein Wohnhaus gebaut. Dafür gab’s den dritten Platz beim „HÄUSER“-Leserpreis und eine Auszeichnung des BDA „Hugo Häring“.

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Der zweite Preis (5000 Euro) des Awards 2024 ging an Quinta do Ladāo in Cinfāes in Portugal, geplant von Carlos Azevedo, Luís Sobral und João Crisóstomo von Depa Architects aus Porto, Portugal.

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Blick in das Haus in Portugal. Die Architekten wurden für den Umbau und die behutsame Ergänzung eines Landhauses im portugiesischen Douro-Tal geehrt. Über das Projekt „Quinta do Lodāo“ . . . in Cinfāes sagt die Jury: „Aus einem alten, unbeachteten Haus wurde einbemerkenswertes Ensemble in der fragilen Kulturlandschaft geschaffen.“ Dafür erhielten die Bauherren zusätzlich den Bauherrenpreis (1000 Euro) vom VPB.

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. . . in Cinfāes sagt die Jury: „Aus einem alten, unbeachteten Haus wurde einbemerkenswertes Ensemble in der fragilen Kulturlandschaft geschaffen.“ Dafür erhielten die Bauherren zusätzlich den Bauherrenpreis (1000 Euro).

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Der dritte Platz des HÄUSER-Awards, dotiert mit 3000 Euro, sowie der Leserpreis-Sieg geht an das White Patio House in London (Großbritannien), entworfen von den Architekten und Architektinnen Koen Schaballie und Mariia Pashenko von Pashenko Works aus London.

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Blick ins Haus. Koen Schaballie und Mariia Pashenko von Pashenko Works haben ein verwohntes Reihenhaus im Londoner Stadtteil Brixton in ein helles und offenes Zuhause verwandelt und . . .

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. . . es mit einem Studio im Garten ergänzt. Das Jurylob: „Aus einem engen Haus wurde großzügiger Wohnraum mit qualitätvollem Außenraum – absolut preiswürdig!“

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Der Interior-Preis (2000 Euro) des HÄUSER-Awards 2024 geht an The Granary House in Arouca, Portugal. Architektin ist Marta Brandão aus Portugal. Bei diesem Projekt . . .

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. . . in der Nähe von Porto begeisterte sich die Jury vor allem für die überlegene Konzentration auf das Wesentliche und . . .

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. . . eine exzellente Materialwahl. Die Jury urteilt: „Alles ist einfach und strahlt mystische Ruhe aus. Nichts wird vermisst.“

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Die Siegergebäude des HÄUSER-Awards 2024 mit dem Untertitel „Häuser mit Zukunft“ und insgesamt 30 Projekte sind nachlesbar in dem Buch von Bettina Hintze (59,95 Euro, 260 Seiten, 300 Farbfotos und 140 Planzeichnungen) im Prestel Verlag München.