„Der Grüne Salon“: Neue Ausstellung im Backnanger Helferhaus

Fünf ehemalige Kommilitoninnen der Kunstakademie Stuttgart präsentieren ihre Werke in der Schau „Der Grüne Salon“ des Heimat- und Kunstvereins Backnang im Helferhaus. Die Farbe Grün und das Thema Natur verbinden ihre unterschiedlichen Malstile.

„Der Grüne Salon“: Neue Ausstellung im Backnanger Helferhaus

Die Studienfreundinnen Lidija Paunovic, Katarzyna Bojanowska, Katrin Bergmann und Stefanie Krüger (von links) stellen ihre Bilder gemeinsam im Helferhaus aus. Die Fünfte im Bunde, Chunhee Im, kommt aus Südkorea. Ihre Werke schickte sie per Post. Fotos: Alexander Becher

Von Melanie Maier

Backnang. Hätte man sich Ende 2019 wie an einer Weggabelung ganz frei für eine Welt mit oder ohne Corona entscheiden können, so hätte wohl kaum jemand den Weg der Pandemie eingeschlagen. Dennoch hatte sie vereinzelt auch ihr Gutes. Zum Beispiel führte sie die fünf ehemaligen Kommilitoninnen Lidija Paunovic, Stefanie Krüger, Katarzyna Bojanowska, Chunhee Im und Katrin Bergmann wieder zusammen – freundschaftlich genauso wie künstlerisch. Vom 30. April bis zum 21. Mai stellen die Frauen unter dem Titel „Der Grüne Salon“ zusammen im Backnanger Helferhaus aus.

Mitte der 1990er-Jahre studierten sie unter Peter Chevalier an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Doch einige Jahre nach ihrem Abschluss verlor sich der Kontakt. Während der Pandemie flammte er durch Instagram, E-Mails und Videogespräche erneut auf. Bald kam es auch wieder zu persönlichen Treffen, an denen Chunhee Im allerdings nicht teilnehmen konnte. Die 52-jährige Künstlerin wohnt in Südkorea, nahe Seoul. Stefanie Krüger, Lidija Paunovic und Katrin Bergmann sind in Stuttgart zuhause, Katarzyna Bojanowska in Tübingen. Alle vier arbeiten als Kunsterzieherinnen, Lidija Paunovic unterrichtet auch Klavier. 2021 hatte Katrin Bergmann die Idee einer gemeinsamen Werkschau. Dass es bis zu deren Umsetzung zwei Jahre gedauert hat, liegt daran, dass die meisten Ausstellungsräume während der Pandemie geschlossen hatten.

Die Handschrift der gemeinsamen Studienzeit ist deutlich erkennbar

„Der Titel ‚Der Grüne Salon‘ kam schon früh auf“, berichtet Katrin Bergmann. „Grün ist die Farbe, die uns verbindet“, fügt Katarzyna Bojanowska hinzu. „Ich finde, dass man die Handschrift unserer Klasse noch sieht“, verweist Katrin Bergmann auf die gemeinsame Studienzeit. „Wir arbeiten alle stark aus der Farbe heraus, das passt gut zusammen.“ Dem Projekt liege eine große Neugier zugrunde, sagt Katarzyna Bojanowska, „es ist ein großes Wiedersehen auf dem Podium der Malerei.“

Für Chunhee Im bleibt das Wiedersehen vorerst allerdings digital. Ihre Werke schickte sie per Post nach Deutschland. Sie zeigen maskenartige Figuren mit großen, schwarzen Augen vor pastelligen Hintergründen oder abstrahierte Naturbilder in ganz verschiedenen Formaten. „Manchmal dauert es Jahre, bis sie ein Bild fertigstellt“, weiß Lidija Paunovic (55).

Sie selbst fertigt gerne Serien an. Eine von ihnen ist (unvollständig) im Helferhaus ausgestellt. Sie sei von der Kabbala (Lehren des Judentums) inspiriert, jedes Bild stehe für einen hebräischen Buchstaben. Darauf zu sehen sind etwa ein menschliches Auge, ein Grashalm oder eine Seifenblase. Doch auch großformatig arbeitet Lidija Paunovic gerne, genauso wie Katrin Bergmann. Auch ihre Vorliebe dafür, mehrere Farbschichten, Muster und Strukturen aufs Bild zu bringen, verbindet die beiden Künstlerinnen.

Doch während Lidija Paunovic bevorzugt mit Öl malt, verwendet Katrin Bergmann lieber Acrylfarben. Abstrakte Farbspiele nehmen den Großteil ihrer Leinwände ein, „aber ich brauche immer auch einen gegenständlichen Aspekt“, sagt die 49-Jährige. Momentan seien das oft Frauen in Booten, die den Aufbruch ins Unbekannte darstellen sollen. Ein Porträt zeigt ihre Tochter mit elf oder zwölf Jahren und Haaren, die bis über die Augen reichen – eine Reminiszenz an die Pandemie: „Es entstand im Lockdown, als wir nicht zum Friseur konnten.“

Gegenständliches steht auch bei Stefanie Krüger im Fokus. Die Werke der 52-Jährigen sind gemalte Momentaufnahmen. Da sind zum Beispiel die beiden Mülltonnen, die im Dunkeln dicht nebeneinander stehen. „Sie wirken wie zwei Figuren, das sieht drollig aus“, findet die Künstlerin. „Ich mag es, wenn ein Bild etwas Banales hat, etwas Alltägliches, in das man selbst eine Bedeutung hineininterpretieren kann.“ Wie die Wellen, auf denen sich der Mondschein spiegelt.

Die Natur ist bei Katarzyna Bojanowska ebenfalls allgegenwärtig. Seit Jahren reist sie nirgends mehr hin ohne ihren Farb- und Zeichenkoffer. Vor allem Berge malt und skizziert sie, meist als Aquarelle. „Ich versuche, das Gesehene abzubilden“, erklärt die 51-Jährige. Ab und zu dienen ihr Fotos dabei als Vorlage. Die Fotografie werde für sie auch immer wichtiger, sagt sie. Drei analog anmutende Smartphone-Bilder sind Teil der Werkschau im Helferhaus. Die Ausstellung sieht Katarzyna Bojanowska als Paukenschlag ihrer gemeinsamen Arbeit mit Lidija Paunovic, Stefanie Krüger, Katrin Bergmann und Chunhee Im – als Auftakt für weitere Kollektivprojekte.

Die Ausstellung

Vernissage Am Sonntag, 30. April, wird die neue Ausstellung „Der Grüne Salon“ des Heimat- und Kunstvereins Backnang um 11.30 Uhr in der Galerie im Helferhaus
eröffnet. Der erste Vorsitzende Ulrich Olpp führt in die Werkschau ein. Während der Vernissage findet auch eine Saxofon-Solo-Performance statt. Saxofonist René Esser studierte ebenfalls mit den Künstlerinnen.

Öffnungszeiten Die Ausstellung ist bis zum 21. Mai zu sehen. Die Öffnungszeiten des Helferhauses sind dienstags bis freitags von 16 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 18 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr. Am 1. Mai ist geschlossen. An Christi Himmelfahrt
(18. Mai) ist von 14 bis 18 Uhr geöffnet.