Der Konsum und die Feuerwehr

Peter Wolf widmet sich in der „Backnang im Zeitspiegel“-Reihe im Helferhaus dem Bereich vom Adenauerplatz zur Spritnase

Bilder von der Feuerwehr, vom ehemaligen Krankenhaus, von den Betreibern eines Konsums vor ihrem Laden: Das sind einige der Themen, mit denen Peter Wolf die an der Historie Backnangs Interessierten in seiner aktuellen Ausstellung im Kabinett des Helferhauses in der Reihe Backnang im Zeitspiegel konfrontiert. Diesmal geht es vom Adenauerplatz bis zur Spritnase.

Der Konsum und die Feuerwehr

Backnanger Feuerwehrmänner mit ihrer ersten Autofeuerlöschspritze 1924. Im Hintergrund das Feuerwehrgerätehaus (Feuerspritzenremise) mit Steigerturm am Adenauerplatz. Repros: P. Wolf

Von Ingrid Knack

BACKNANG. Wer weiß noch, dass die Backnanger Feuerwehr einmal am Adenauerplatz beheimatet war? Im Februar 1881 hatte der Gemeinderat grünes Licht für eine Turnhalle und eine Feuerspritzenremise mit Steigerturm, einem Schlauchturm, in der Oberen Vorstadt nach Plänen des Backnanger Oberamtsbaumeisters Christian Hämmerle gegeben – am 29. Juni 1882 wurde Eröffnung gefeiert. In der Ausstellung des Fotodesigners und Hobbyhistorikers Peter Wolf ist ein Bild dieses Bauwerks zu sehen, das um 1920 entstanden ist. Daneben eine weitere Fotografie, die die Backnanger Feuerwehr 1924 stolz mit ihrer ersten Autofeuerlöschspritze zeigt. Interessant auch, mit welchen Leitern die Feuerwehr damals ausgerüstet war.

Vor dem Konsum steht ein Katzenbuckel-Ford

In Blättern zur Ausstellung erfahren die Besucher Details zu den Exponaten. Zur Feuerwehr ist unter anderem zu lesen, dass Bürger über 18 Jahre per Aufruf vom 14. März 1860 gebeten wurden, sich zum freiwilligen Eintritt in die Feuerwehr zu melden. Bald darauf konnte eine Abteilung gebildet werden. Ein Jahr später gab es bereits drei Kompanien mit etwa 100 Mann, „zwei weitere sollten noch folgen“. Die Ausrüstung wurde nach und nach erweitert. 1956 erhielt die Feuerwehr eine voll motorisierte Drehleiter. 1960 beschloss der Gemeinderat nicht nur den Bau eines Hallenbads, sondern auch den Bau eines „Feuerwehrhauses am oberen Ende der Bleichwiese“, das 1965 bezogen wurde. Die Turnhalle am Adenauerplatz wurde Anfang der 1950er-Jahre abgebrochen, das alte Feuerwehrgerätehaus 1965/1966.

Ein Foto zeigt Heinrich und Clara Bielefeld vor ihrem Konsumladen in der Stuttgarter Straße 63 Ende der 1930er-Jahre. Der kleine Junge auf dem Dreirad ist Sohn Harry. Auf einem anderen Bild sieht man das Haus nach dem Umbau Anfang der 1960er-Jahre, vor dem ein Ford „Katzenbuckel“ (Ford Taunus) steht, der der Familie Bielefeld gehörte. Heute findet man an dieser Stelle ein Friseurgeschäft.

Auch wie das „Bezirkskrankenhaus“ in Backnang einmal ausgesehen hat, kann man in der Ausstellung entdecken. Bei späteren Erweiterungen hat man den Bau in L-Form sozusagen in den Neubau integriert, weiß Peter Wolf, der sich im Bauamt der Stadt Backnang Baupläne dazu angeschaut hat, um die verschiedenen Schritte der Erweiterung nachvollziehen zu können. Auch das Ärztehaus wurde vermutlich vom damaligen Chef der Klinik und Bewohner Dr. Karl Krische fotografiert. Der Mediziner hatte sich 1919 als praktischer Arzt in Backnang niedergelassen. Er war der erste Chirurg im Bezirkskrankenhaus in Backnang. In dem Begleitblatt heißt es: „Dr. Krische war maßgeblich daran beteiligt, dass es zu einem Neubau des Krankenhauses an der Hügelstraße kam, der 1924 eröffnet werden konnte. Bis 1949 war er dort alleiniger Chefarzt. Nach seiner Pensionierung im Jahr 1952 betreute er privat noch einige Jahre weiterhin Patienten. Anlässlich seines 80. Geburtstages wurde ihm am 19. Juli 1964 aufgrund seines ,selbstlosen, aufopferungsvollen und segensreichen Wirkens‘ das Ehrenbürgerrecht der Stadt Backnang verliehen. Am 18. März 1965 wurde ihm zu Ehren die Hügelstraße am Kreiskrankenhaus in Karl-Krische-Straße umbenannt.“

„Es ist spannend, wenn man immer wieder dieselben Ecken sieht, diese aber in einem stets anderen Licht erscheinen“, sagt Peter Wolf bei einem Rundgang durch die Ausstellung. In einem Hochhaus an der Stuttgarter Straße wohnten zum Beispiel Fahrer des Omnibusunternehmens Ruoff. Dann wurde das Haus abgerissen. Heute steht dort das Hotel am Südtor. Auch die Tankstelle „Sprit Nase“ hat heute freilich ein ganz anderes Gesicht als auf der Fotografie aus dem Jahr 1951, auf der noch das Firmenschild „Sprit Nase“ in großen Lettern prangt. Der Begriff, kreiert von dem Backnanger Künstler Alois Oecker, hat sich bis heute gehalten. Auch der Firmenzug „Kawag“ ist auf einem Bild aus den 1960er-Jahren an einem Haus zu sehen, das an der Kreuzung steht, die für die Backnanger immer noch die „Kawag“-Kreuzung ist. Nun sind dort eine Bankfiliale und eine Steuerberaterkanzlei zu finden.

Der Name Adenauerplatz war eine Idee von Karlmann Maier

Anhand der Fotografien aus einer Broschüre des Apothekers Peter Förster in zwei Vitrinen kann man nachvollziehen, wie sich der Adenauerplatz über die Jahre verändert hat. Wolf: „Peter Förster hat die ganze Umgestaltung fotografiert.“ In den Jahren 1952 bis 1971 wurden zahlreiche Häuser abgerissen. Die Erneuerung der frei gewordenen Fläche wurde in den Jahren 1975/76 in Angriff genommen. Dr. Karlmann Maier hatte angeregt, dass der frei gewordene Platz den Namen Adenauerplatz erhält. Im Oktober 1947 hatte Maier begonnen, im Backnanger Krankenhaus zu arbeiten. 1951 eröffnete er im großelterlichen Haus in der Oberen Bahnhofstraße eine eigene Praxis, die er bis Juni 1987 betrieb.

Die Ausstellung „Backnang im Zeitspiegel – vom Adenauerplatz zur Spritnase“ mit historischen Fotos, zusammengetragen von Peter Wolf, ist bis 20. Januar im Kabinett des Helferhauses zu sehen. Die Öffnungszeiten: jeweils Dienstag bis Freitag von 17 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag von 14 bis 19 Uhr.

Der Konsum und die Feuerwehr

Clara und Heinrich Bielefeld vor ihrem Konsumladen, im Vordergrund Sohn Harry.

Der Konsum und die Feuerwehr

Hier ist das Fachwerk am Haus der Gaststätte Deutscher Kaiser noch sichtbar.

Der Konsum und die Feuerwehr

Ansicht des alten Krankenhauses in Backnang.