Ed Sheeran in Stuttgart

Der schrecklich nette Mr. Sheeran

Vielleicht gibt es keinen Künstler, der auf dem Normalo-von-nebenan-Image eine größere Karriere aufgebaut hat als Ed Sheeran. Am Wochenende kommt er nach Stuttgart.

Der schrecklich nette Mr. Sheeran

Ed Sheeran ist seit drei Jahren auf „Mathematics Tour“ – hier vor Kurzem im französischen Lille.

Von Theresa Schäfer

Wenn Ed Sheeran das Superstarsein zu Kopf steigen will, wenn er Luxusspinnereien ersinnt – eine Bowlingbahn im Garten zum Beispiel – sagt seine Frau nur ein Wort: „Bro“. Dann weiß er, dass etwas „too Hollywood“ ist und lässt es lieber sein. Denn wenn der 34-Jährige eines nicht sein will, nicht sein darf, dann ist es: ein Star. Im herkömmlichen Sinn des Wortes.

Vielleicht gibt es keinen Künstler, der auf dem Netter-Normalo-von-nebenan-Image eine größere Karriere aufgebaut hat als Ed Sheeran aus Suffolk. Kein anderer Musiker wird von seiner Plattenfirma so geschickt als unkomplizierter Kumpeltyp verkauft, als sympathisch verstrubbelter, kräftig tätowierter Rotschopf, mit dem sich jeder vorstellen kann, in den Pub um die Ecke auf ein Pint zu gehen. Auf seine eingängigen Songs können sich alle einigen, Sheeran ist eine Hitmaschine, hat ein Gespür für Melodien, die im Ohr bleiben und Texte, die leicht zu merken sind. Mehr als 45 Millionen verkaufte Alben und 150 Millionen verkaufte Singles sprechen für sich.

Jetzt ist der Brite auf Tournee, „Mathematics-Tour“ heißt die, am Samstag und Sonntag ist er in der Stuttgarter MHP-Arena zu Gast. Dazu wird im Stadion eine 360-Grad-Drehbühne aufgebaut. Die hat er, damit alle Besucher ihn gut sehen können. So ist er, der schrecklich nette Mr. Sheeran. Wahrscheinlich werden sich auch wieder Paare verloben, wenn er auf der Bühne „Perfect“ oder „Thinking out loud“ anstimmt. Das sei inzwischen ein Trend geworden, sagte der 34-Jährige kürzlich der BBC.

Beim Casting wurde Ed Sheeran noch aussortiert

Vielleicht wird sich derweil irgendwo ein Macher von „Britannia High“ einmal mehr kräftig in den Hintern beißen: Bei dieser Mischung aus dem Filmmusical „Fame“ und der Sing-along-Serie „Glee“ flog ein junger Edward Christopher Sheeran in den Nullerjahren durchs Casting – weil er nicht tanzen konnte. Die ITV-Serie floppte, aus dem rothaarigen Landei wurde ein Weltstar.

Seine Tournee zum Debütalbum „+“ mit der Hitsingle „The A Team“startete 2011 in einem Club in Oxford – und endete zwei Jahre später im Madison Square Garden. Grammys und Brit Awards pflastern seinen Weg. 2017 verlieh im – damals noch – Prinz Charles den Titel „Member of the Order of the British Empire“.

Populär machte ihn aber nicht nur seine Musik, sondern auch Gastauftritte bei den „Simpsons“, „Bridget Jones’ Baby“ und in der charmanten Beatles-Komödie „Yesterday“. Sogar „Game Of Thrones“ kam an Sheeran nicht vorbei.

Seine ziemlich beste Freundin ist Taylor Swift. Als die Amerikanerin im vergangenen Sommer mit ihrer bombastischen „Eras“-Tour in London Halt machte, holte sie ihren Kumpel Ed auf die Bühne. Zusammen sangen sie vor 90.000 Menschen „Everything Has Changed“, „End Game“ und auch einen Sheeran-Klassiker: „Thinking Out Loud“.

Mit Tay-Tay verbindet ihn ein Faible für ungewöhnliche Einlagen, die die Fans entzücken: Immer wieder spielt Sheeran zum Beispiel Mini-Konzerte in Fußgängerzonen. Anfang des Jahres zog bei einer solchen Aktion ein Polizist im indischen Bengaluru dem britischen Superstar den Stecker. Im vergangenen Jahr sang er für eine Joggerin „Tenerife Sea“, als diese an einem Kanal in London entlanglief. Videos von diesen Überraschungsauftritten gehen zuverlässig viral.

Wenn man Taylor Swifts Nummer im Handy und ein geschätztes Vermögen 370 Millionen Pfund auf dem Konto hat (laut der „Sunday Times“ landet Sheeran damit auf Platz 13 der reichsten Briten unter 40) und sich und seiner Familie in Suffolk ein Anwesen gebaut hat, das aus so vielen Häusern besteht, dass der britische Boulevard es „Sheeranville“ nennt – was hält einen dann am Boden? Zum Beispiel der Fußball. Sheeran ist seit Jahren Sponsor und inzwischen Minderheitseigner von Ipswich Town, seinem Herzensverein. Und natürlich mit der Jugendliebe verheiratet zu sein. Sheeran kennt seine Frau Cherry noch aus Schulzeiten. Vor sechs Jahren haben sie geheiratet.

„Cherry ist mein größter Anker“, sagt der Sänger. In dem Song „Vega“ vom Album „-“ verarbeitete er 2023 die Zeiten, in denen bei seiner Frau ein Tumor entdeckt wurde. Erst nach der Schwangerschaft mit dem zweiten Kind konnte er – glücklicherweise erfolgreich – operiert werden.

Die Sheerans haben zwei Töchter, bei denen sie sich namenstechnisch ordentlich ausgetobt haben: Lyra Antarctica und Jupiter heißen die beiden. Und das wiederum ist „very Hollywood“.

Ed Sheeran – Tour und neues Album im September

„Mathematics Tour“Ed Sheerans „+-=÷ד-Tour begann im Frühjahr 2022 in Dublin – und ist jetzt fast an ihr Ende gekommen. Am 7. September beendet Sheeran seine „Mathematics Tour“ in Düsseldorf. Davor kommt er am 28. und 29. Juni für zwei Konzerte nach Stuttgart.

Neues AlbumSchluss mit Mathe: Ed Sheerans neues Album, das am 12. September erscheinen soll, heißt „Play“. Es wird von Musik aus der ganzen Welt beeinflusst sein. Bei „Sapphire“, der dritten Singleauskopplung, treffen indische Sitar-Klänge auf britischen Pop. Für den Song hat Sheeran mit dem indischen Musiker Arijit Singh zusammengearbeitet.