Europäischer Architekturpreis 2024

Deutsche Architekten gewinnen Mies Award – mit Stuttgarter Beteiligung

Die deutschen Architekten Gustav Düsing und Max Hacke sind die jüngsten Gewinner des mit 60 000 Euro dotierten europäischen Mies van der Rohe Awards 2024. Ein Stuttgarter Büro darf mitfeiern. Was den Bau besonders macht und wer noch gewonnen hat.

Deutsche Architekten gewinnen Mies Award   –    mit Stuttgarter Beteiligung

Sieger des Mies van der Rohe Awards 2024 – das Studierendenhaus in Braunschweig, die Architekten Gustav Düsing und Max Hacke haben in Stuttgart studiert.

Von Nicole Golombek

Der mit 60 000 Euro dotierte wichtige europäische Architekturpreis Mies van der Rohe 2024 geht nach Deutschland an die Architekten Gustav Düsing & Max Hacke – und das mit planende Stuttgarter Ingenieurbüro knippershelbig. Eine international besetzte Jury hat ihren Entwurf des „Studierendenhauses“ der Technischen Universität Braunschweig unter die sieben Finalisten zum begehrten europäischen Preis für zeitgenössische Architektur, den Mies van der Rohe Award, gekürt. Anfang des Jahres hatten Düsing und Hacke bereits den DAM Preis 2024 gewonnen.

Die Architekten sind die jüngsten Preisträger der Auszeichnung: Max Hacke (Jahrgang 1986) und Gustav Düsing (Jahrgang 1984) haben beide in Stuttgart und London Architektur studiert. Der Mies Award wird nur alle zwei Jahre von der Europäischen Union vergeben. Größen wie Zaha Hadid, David Chipperfield und Peter Zumthor haben die Auszeichnung erhalten.

Die Jury lobte an dem Studierendenhaus, dass es Kriterien der Nachhaltigkeit genüge – und eine einladende, kommunikative Umgebung für die Studentinnen und Studentinnen schaffe: „Es wurde eine klare architektonische Idee verfolgt, überarbeitet und an ihre Grenzen gebracht. Es ist mehr als ein Gebäude, eher ein vielseitiges System, das technologischen Fortschritt mit einem flexiblen und wiederverwendbaren Prinzip verbindet.“

Die Architekten, die heute in Berlin leben, waren als wissenschaftliche Mitarbeiter in der Architektur tätig. Sie gewannen 2017 den internen Wettbewerb, den die TU Braunschweig unter den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fakultät Architektur, Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften ausgelobt hatte.

Nachwuchspreis geht nach Spanien

Der Sieger des mit 20 000 Euro dotierten Nachwuchspreises ist die Gabriel García Márquez Bibliothek in Barcelona, geplant von SUMA Arquitectura, gegründet von Elena Orte und Guillermo Sevillano in Madrid. Auch dieses Projekt hat bereits Lob eingeheimst – der Internationale Verband der Bibliotheksverbände (IFLA) hat das Gebäude zur besten Bibliothek der Welt gekürt.

Vier Projekte aus Deutschland auf der Shortlist

Von den ursprünglich 362 Nominierungen aus 38 Ländern hatten es im aktuellen Wettbewerb gleich vier Projekte aus Deutschland auf die Shortlist der 40 ausgewählten Bauten geschafft. Neben dem Studierendenhaus der Technischen Universität Braunschweig von Gustav Düsing und Max Hacke war Floating Berlin als Bildungseinrichtung dabei. Außerdem ist es June14 Meyer-Grohbrügge & Chermayeff (Berlin) gelungen, sich mit ihrem Baugruppenhaus „Kufu“ zu platzieren.

Was die Beiträge und Projekte aus oder in Baden-Württemberg angeht, ist der Stadtbahntunnel in Karlsruhe vom Büro allmannwappner (München) in der diesjährigen Shortlist-Auswahl gewesen. Beim Bau der U-Bahnstation in der Fächerstadt hat Markus Allmann mitgewirkt, der seit 2006 Professor am Institut für Raumkonzeption und Grundlagen des Entwerfens der Universität Stuttgart ist.

Die Calwer Passage in Stuttgart von ingenhoven associates (Düsseldorf) war zwar auf der Longlist, doch schaffte es aber nicht mehr in die Shortlist-Auswahl.

Zuletzt waren im Jahr 2022 das Town House der Kingston University in London und die genossenschaftliche Wohnanlage La Borda in Barcelona mit dem Mies Award 2022 und dem Nachwuchspreis „Emerging Architecture 2022“ ausgezeichnet worden.

Projekte aller Sieger und Finalisten finden sich in der Bildergalerie.

Mies van der Rohe Award

PreisverleihungDie Preisverleihung findet am 14. Mai in Barcelona statt. Seit 2001 lobt die EU-Kommission den Preis alle zwei Jahre gemeinsam mit der Fundació Mies van der Rohe aus. Die Auszeichnung wurde erstmals 1988 vergeben und trug bis 1998 den Namen „Mies-van-der-Rohe-Preis“. Inzwischen hat sich die modernere Kurzform „EUMiesAward“ durchgesetzt.

AusstellungIn einer Ausstellung werden die 362 Werke aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Award erst in Barcelona gezeigt, dann geht die Schau auf Reisen nach Madrid und Wien.

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Das Studierendenhaus der TU Braunschweig auf dem Campus in Braunschweig von Gustav Düsing und Max Hacke – die mitarbeitenden Ingenieure sind Knippers Helbig Ingenieure aus Stuttgart.

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Blick ins Innere des Studierendenhauses. Sonnengelbe Vorhänge dienen als Raumteiler und schallschluckende Akustikvorhänge.

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Ein lichtes, leichtes und filigranes Bauwerk aus weißem Stahlgestänge und Glas und Blick ins Grüne.

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Das Gebäude ist ein Beispiel für zirkuläres Bauen, denn keine Verbindung wurde geklebt, sondern ausschließlich revidierbar geschraubt.

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Gewinner des Nachwuchspreises ist die Gabriel-García-Márquez-Bibliothek in Barcelona, entworfen von Suma Architekten.

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Blick in die Bibliothek in Barcelona.

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Ein Finalist kamen aus Spanien: die Reggio Schule von Andres Jaque / Office for political Innovation in Madrid.

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Auch einer der Finalisten – ein umgebautes und beeindruckend erweitertes Kloster auf Korsika von . . .

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. . . von Amelia Tavella Architectes mit einer Kupferfassade für die Erweiterung und „Auffüllung“abgebrochener Gebäudeteile.

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Finalist war zudem ein ehemaliges Schlachthaus in Tschechien, das ist nun der Kunst, namentlich der „Plato Contemporary Art Gallery“, gewidmet. Die Architekten sind KWK Promes aus Polen.

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Finalist aus Europas Norden ist ein öffentlicher Platz mit Begegnungsstätte: „Hage“ in Lund in Schweden von Brendeland &Kristoffersen Architekten aus Oslo (Norwegen).

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Auch in Portugal hat die Wiederherstellung und Gestaltung eines öffentlichen Platzes samt Tourismusbüro in Piódao durch Branco del Rio als Finalist überzeugen können.

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Es werde Licht – wesentliches Gestaltungselement ist das von Ingo Maurer entworfene Lichtkonzept im Stadtbahntunnel Karlsruhe von allmannwappner Architekten – und schaffte es auf die Shortlist.

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Die Baugruppe Kurfürstenstraße der Architekten June14 Meyer-Grohbrügge & Chermayeff in Berlin ist auch auf der Shortlist gewesen.

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Auf die Shortlist schaffte es der ebenfalls in der deutschen Hauptstadt gebaute temporäre Bau Floating University Berlin von Floating e. V. Association in einem Wasserbassin des ehemaligen Tempelhofer Flughafens.

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Unter den insgesamt 40 Nominierten sind auch spektakulär kleine Objekte gewesen: Bivouac Fanton in Italien – Tiny-Hütte in den Bergen auf 2667 Metern Höhe von DEMOGO studio di architettura.

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Auch Sozialwohnungen sind preiswürdig: Harquitectes haben diese Wohnhäuser in Gavà (Spanien) entworfen, mit . . .

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. . . interessantem Laubengang fürs von der Sonne geschützte Draußensitzen und Pflanzenaufstellen.

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Am Wasser gebaut: Das Munch-Museum in Oslo, Norwegen, von estudio Herreros, Juan Herreros (Spanien) und Jens Richter (Deutschland).

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Wildtierbeobachtungsstellen und Besucherzentrum in Osekovo, Kroatien, von roth&cerina aus Zagreb.

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Schöner schwimmen: Sanierung und Erweiterung eines kommunalen Schwimmbads in Saint-Méen-Le-Grand in der Bretagne von RAUM.

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Schickes Tierwohl: slawonische Ökoschweinefarm in Cret Viljevski, Kroatien, von SKROZ aus Zagreb.

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So beeindruckend können Reihenhaussiedlungen auch aussehen: Beitrag aus Irland: Annesley Gärten in Dublin von Metropolitan Workshop LLP, Dublin.

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Auf Samos, Griechenland: Liknon ist ein in die Landschaft integriertes Museum, entworfen von K-Studio.

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Diese Baumschule hat Platz für 1306 Pflanzen und steht in Timișoara (Rumänien) entworfen von MAIO; Studio Nomadic; Studio Peisaj.

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Unterführungen und . . .

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. . . eine Fußgängerbrücke in Tartu, Estland, von PART Architekten, sind ebenfalls unter den Nominierten der Shortlist gewesen.