Zensur an US-Schulen

Diese Bücher sind in den USA verboten

Tausende Titel verschwinden aus Schulbibliotheken. Betroffen sind vor allem Geschichten über queere Menschen, People of Color oder Gewalt.

Diese Bücher sind in den USA verboten

Zahlreiche Bücher werden aus den Bibliotheken der US-Schulen verbannt.

Von Katrin Jokic

In den USA erleben Schulen eine neue, aggressive Phase der Zensur. Seit 2021 dokumentiert PEN America fast 23.000 verbotene Bücher – mehr als in jeder vergleichbaren Epoche der jüngeren US-Geschichte. Betroffen sind überwiegend Titel über Rassismus, queere Identität, People of Color, sexualisierte Gewalt oder Bücher, die als „zu explizit“ für Jugendliche gelten. Im Schuljahr 2024/2025 kamen 6.870 neue Verbote hinzu. Die Spitzenreiter: Florida, Texas und Tennessee.

Die folgende Liste zeigt die 15 meistverbotenen Bücher – und erklärt, warum sie so umstritten sind und worum es inhaltlich geht.

Die 15 meist-verbotenen Bücher in den USA

Burgess’ Klassiker zeichnet eine brutale, dystopische Gesellschaft, in der der jugendliche Alex mit seiner Gang mordend und vergewaltigend durch die Straßen zieht. Nach seiner Festnahme wird er einem radikalen staatlichen „Umerziehungsprogramm“ unterzogen, das ihn mittels Aversionstherapie unfähig zu Gewalt, aber auch unfähig zu freiem Willen macht.

Der Roman verhandelt zentrale ethische Fragen: Darf ein Staat das Böse ausradieren, wenn er gleichzeitig die Freiheit zerstört? Warum ist Wahlfreiheit selbst dann wertvoll, wenn Menschen sie missbrauchen? Genau diese Mischung aus Gewalt, Sozialkritik und moralischem Dilemma macht das Buch seit Jahren zum Ziel von Verboten.

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Claudine, kurz vor dem Schulabschluss, sieht ihr Leben auseinanderbrechen, als sich ihre Eltern trennen. Statt eines geplanten Roadtrips landet sie mit ihrer Mutter auf einer abgelegenen Insel. Dort lernt sie Jeremiah kennen – eine Begegnung, die sie zwingt, sich mit ihrer Wut, ihrer Verletzlichkeit und ihrer Sexualität auseinanderzusetzen.

Der Roman erzählt intensiv von erster Liebe, Selbstfindung, Vertrauen und dem Mut, sich wieder zu öffnen. Besonders die offene Thematisierung von Sexualität und emotionaler Verletzlichkeit sorgt in konservativen Regionen für Widerstand.

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Die 13-jährige Lakshmi wird von ihrem Stiefvater aus Armut an Menschenhändler verkauft – in dem Glauben, sie werde in der Stadt als Haushaltshilfe arbeiten. Tatsächlich landet sie in einem indischen Bordell, wo Gewalt, Missbrauch und Zwangsprostitution ihren Alltag bestimmen.

McCormick erzählt Lakshmis Geschichte bedrückend, ohne Beschönigung und aus der kindlichen Perspektive der Protagonistin. Der Roman zeigt die Mechanismen moderner Sklaverei und die psychischen Folgen sexualisierter Gewalt. Viele Schulbezirke verbieten das Buch wegen seiner Brutalität und den sexuellen Inhalten – andere halten es für essenzielle Aufklärung.

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San Francisco, 1954: Die Chinatown-Schülerin Lily entdeckt ihre Gefühle für ihre Klassenkameradin Kathleen. Um ihre Liebe zu leben, schleichen sie nachts in eine lesbische Bar, den Telegraph Club – in einer Zeit, in der Homosexualität kriminalisiert ist und die Red Scare alle unter Generalverdacht stellt.

Lo verbindet eine zarte Liebesgeschichte mit historischem Druck, Rassismus und staatlicher Überwachung. Genau diese Verbindung aus queerer Identität und amerikanischer Geschichte macht das Buch zu einem häufigen Ziel von Zensur.

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Feyre leidet unter den Folgen der traumatischen Ereignisse aus Teil eins, während ihr Partner Tamlin sie immer stärker kontrolliert. Ihre Vereinbarung mit Rhysand zwingt sie an den Hof der Nacht, wo sie in ein Geflecht aus Machtspielen, Intrigen und Leidenschaft gerät.

Das Buch ist emotional und erotisch stärker als der Auftaktband und thematisiert Trauma, Selbstbestimmung und toxische Beziehungen – genau das führt regelmäßig zu Beschwerden und Verboten an Schulen.

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Der Roman basiert lose auf der Drogensucht von Hopkins’ eigener Tochter. Erzählt in freien Versen, begleitet die Geschichte die Schülerin Kristina, die durch „Crank“ – eine Form von Crystal Meth – in eine Abwärtsspirale gerät. Die Verse zeigen den euphorischen Einstieg und den anschließenden Kontrollverlust.

Der offene Umgang mit Drogen, Sex, Gewalt und psychischen Abstürzen gilt vielen Schulen als „zu hart“, während andere den authentischen Blick auf Sucht als wichtiges Warnsignal sehen.

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Ein Roman von 1975, der bis heute polarisiert: Katherine und Michael erleben ihre erste ernsthafte Beziehung – inklusive Sexualität, Verhütung, Unsicherheiten und Trennung.

Blume wollte bewusst ein realistisches Bild jugendlicher Sexualität zeichnen, ohne moralische Strafe oder Tragödie. Genau diese Normalität führt seit Jahrzehnten zu Verbotsversuchen, besonders in konservativen Regionen, die Sexualität nur in belehrendem Kontext akzeptieren wollen.

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Charlie, ein sensibler Außenseiter, schreibt Briefe über seinen Start in die Highschool, über Freundschaft, Liebe, sexuelle Orientierung, Trauma und psychische Belastung.

Der Roman ist emotional, ehrlich und behandelt auch schwierige Themen wie Missbrauch und Suizidgedanken. Schulen verbieten das Buch wegen angeblich „unerwünschter Themen“; für viele Jugendliche ist es eines der wichtigsten Werke über mentale Gesundheit.

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Maguire erzählt die Vorgeschichte der berühmten Hexe des Westens aus dem „Zauberer von Oz“. Elphaba ist intelligent, grünhäutig und ständig Außenseiterin. Während sie sich für die Rechte sprechender Tiere einsetzt, entlarvt sie die brutale Politik des Zauberers von Oz – und gerät selbst ins Visier.

Das Buch ist komplexer, politischer und moralisch vielschichtiger als Disney-Fantasy. Viele Schulbezirke stören sich an den düsteren Themen, Gewalt und politischen Allegorien.

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In autobiografischen Essays erzählt Johnson von Gewalt, Identität, Sexualität, Familie und Erwachsenwerden als schwarze, queere Person in den USA. Die Texte sind persönlich, manchmal hart, aber voller Selbstbestimmung.

Viele Schulen greifen das Buch an, weil es queere Sexualität thematisiert – genau deshalb gilt es Aktivist*innen als eines der wichtigsten Jugendbücher der letzten Jahre.

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Der Auftakt zur Erfolgsreihe mischt Fantasy, Romantik und dunkle Märchenmotive. Feyre tötet aus Not ein Fae-Wesen und wird dafür in das Reich der sieben Höfe entführt. Zwischen politischen Intrigen und tödlichen Prüfungen entwickelt sich eine gefährliche Anziehung. Die Mischung aus Gewalt und Erotik macht das Buch zu einem häufigen Ziel von Einsprüchen.

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Eine Prinzessin, die angeblich aus den Klauen eines Drachen befreit wurde, merkt Stück für Stück, dass ihre Rettung eine Lüge ist – und dass das Königreich ein System von Zwang, Gewalt und Kontrolle aufrechterhält.

Arnold dreht das klassische Märchenmotiv komplett um und erzählt eine extrem kritische Geschichte über patriarchale Machtstrukturen, in der es auch um Gewalt und Sexualität geht. Für viele Schulbezirke ist das zu viel.

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Bianca gilt als „DUFF“ – die „hässliche Freundin“ der Gruppe. Eine verletzende Bemerkung löst eine komplizierte Mischung aus Wut, Trotz und Nähe aus, die schließlich in einer heimlichen Affäre endet.

Der Roman erzählt ehrlich über Bodyshaming, Selbstwert, familiäre Probleme und sexuelle Orientierung. Verboten wird er oft wegen Sexualität, expliziter Sprache und „unmoralischem Verhalten“.

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Ein Schul-Amoklauf erschüttert eine ganze Kleinstadt. Picoult beleuchtet Täter, Opfer, Familien und das gesellschaftliche Umfeld – warum Gewalt entsteht, welche Rolle Mobbing spielt und wie ein Ort mit der Katastrophe lebt.

Der Roman ist intensiv, emotional und unbequem. Laut Autorin Jodi Picoult ist der offizielle Grund für das Verbot jedoch nicht der Amoklauf, sondern die Verwendung des Wortes „Erektion“.

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Trinity lebt in einer Welt, in der Gestaltwandler die Menschheit vor Dämonen schützen. Sie selbst besitzt außergewöhnliche Fähigkeiten – und eine Bedrohung, die sie angreifbar macht. Als ein Krieg zwischen übernatürlichen Mächten beginnt, wird sie in eine Geschichte voller Kämpfe, Geheimnisse und romantischer Spannung hineingezogen. Verbote richten sich meist gegen die Mischung aus Gewalt und Erotik.

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Jugendschutz oder Zensur?

Die Verbote zeigen, wie tief die kulturellen Konflikte in den USA inzwischen in Schulen hineinreichen. Was als „Jugendschutz“ verkauft wird, trifft vor allem Bücher über Minderheiten, Identität, Trauma und unangenehme gesellschaftliche Realitäten. Für Schülerinnen und Schüler bedeutet das eine Einschränkung ihrer Möglichkeit, unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen – und eine Debatte, die weit über einzelne Titel hinausweist.