Kino - Bislang haben die Luxx-Studios Trickbilder für Hollywood geliefert. An diesem Donnerstag kommt ihr erstes abendfüllendes Animationsabenteuer auf die Leinwand: „Manou, flieg flink!“
Stuttgart Alles begann mit einem Sturm. Der hielt die Hobbysegler Andrea Block und Christian Haas vor zwölf Jahren im Hafen von Nizza fest. Beim Erkunden der Umgebung fiel Haas eine Felsenformation auf, von der sich kleine und große Möwen zum Fischen hinab in die Fluten stürzten, als handle es sich um eine Flugschule. Die meerabgewandte Seite hingegen war von Mauerseglern umschwirrt. Da entstand die Idee für eine animierte Culture-Clash-Geschichte unter Vögeln. Das Ergebnis, der Animationsfilm „Manou, flieg flink!“, ein berührender Mix aus Humor und Gefühl, startet nun im Kino.
Die damals Urlaubenden, beide Absolventen der hiesigen Filmakademie, hatten in Stuttgart ein Jahr zuvor die Luxx-Studios gegründet, eine Firma, die sich mit visuellen Effekten beschäftigt. Aktuell haben sie sechzehn fest angestellte Mitarbeiter. Zu ihren ersten Kunden zählten Industrieunternehmen wie Daimler und Kärcher mit Imagefilmen. Dank des Netzwerks der Studienkollegen der Filmakademie, die auch in den USA erfolgreich sind, arbeiten sie längst auch als VFX-Spezialisten für Hollywood.
Ihr Ehrgeiz aber geht weiter. Sie wollen den kreativen Nachwuchs in der Region halten, zum Beispiel mit der Chance, an einem Kinofilm mitzuwirken. Mit „Manou“ ist das gelungen. „Bis zu 35 Leute saßen zu Hochzeiten hier“, erzählt Christian Haas in den charmanten Firmenräumen am Hölderlinplatz, einer ehemaligen koptischen Kirche.
Doch um dieses Vorhaben zu stemmen, brauchte es einen langen Atem. Solamedia, ein mittlerweile in Stuttgart ansässiger Weltvertrieb für Familienfilme, stieg beim Filmmarkt von Amsterdam in das Projekt ein. Vorverkäufe von Polen bis Südkorea sicherten einen großen Teil der Finanzierung. Stets unterstützend dabei: die baden-württembergische Filmförderung MFG.
Als große deutsche Kinoverleiher nur winzige Mindestgarantien boten, setzten die Newcomer auf die kleine, ebenfalls in Stuttgart heimische Firma Kinostar. Die bot neben „vertrauensvoller Zusammenarbeit“, so Block, die Möglichkeit, an weiteren deutschen Filmförderungen anzudocken und Zwischenfinanzierungen zu finden. Bis jetzt ist der Film in 21 Territorien verkauft und startet in 87 Städten. Block und Haas werden nun von Dresden bis Wien auf Kinotour mit Publikumsgespräch unterwegs sein.
Die im Gespräch spürbare positive Energie ist vielleicht wie Fliegen. Auch Manou hat von seinen Eltern, die nicht mehr leben, gehört: „Fliegen ist der Schlüssel zum Überleben.“ Zu seinem Glück plumpst das Mauerseglerküken irgendwann neben die Möwin Blanche, die es sofort unter ihre Fittiche nimmt und die Einwände ihres Gefährten Yves einfach wegwedelt. Doch Manou spürt immer mehr, wie sehr er sich von seiner Ziehfamilie unterscheidet.
Er fängt Mücken in der Luft, verabscheut Fische so sehr wie das Wasser und patzt beim Flugunterricht. Denn so pfeilschnell und wendig er flattert, das Gleiten der Möwen auf Windströmen ist nicht sein Ding. Als er die toughe Kalifa und ihre Mauersegler-Brüder als Kumpane gewinnt, erfährt er, woher er stammt, und fühlt sich fortan hin- und hergerissen zwischen den Vogelkolonien.
„Manou, flieg flink!“ bietet hohen Schauwert. Bezaubernd und nahezu fotorealistisch muten Steilküste, Meer und Wolken sowie die Altstadt von Nizza mit ihrem bunten Marktgeschehen an. Auch die gefiederten Helden orientieren sich an ihren realen tierischen Vorbildern. Menschliche Probleme plagen sie dennoch. Manou sieht sich sowohl den Möwen als auch den Mauerseglern gegenüber immer wieder Vorurteilen ausgesetzt. Aber gerade, weil er überall als fremd wahrgenommen wird und aneckt, vermag er in einer Notsituation die unterschiedlichen Fähigkeiten beider Arten zu verbinden.
Das erzählt der Film für kleine wie große Gucker gleichermaßen unterhaltsam. Da gibt es etwa den nervösen Perlhahn Percy, dem die Flucht aus einem Käfig gelingt, dem aber die Angst vor Menschen bleibt, urkomisch schwäbelnd von Dominik Kuhn alias Dodokay eingesprochen. Dass er die Möwen „Gelbfüßler“ nennt, ist ein württembergischer Gag, der wie ein paar andere an den Kleinen vorbeigeht und Große amüsieren dürfte. So oder so wünscht man dem entzückenden Manou unwillkürlich einen Sturm an glücklichen Kinobesuchern.