Fulminanter musikalischer Einstieg in das Backnanger Konzertjahr 2023

Das sinfonische Jugendblasorchester Baden-Württemberg meistert beim „Konzert zum neuen Jahr“ im Backnanger Bürgerhauses alle Herausforderungen mit Bravour.

Fulminanter musikalischer Einstieg in das Backnanger Konzertjahr 2023

Das sinfonische Jugendblasorchesters Baden-Württemberg unter der Leitung von Franco Hänle zog das Backnanger Publikum bei seinem Auftritt im Walter-Baumgärtner-Saal voll in seinen Bann. Foto: Alexander Becher

Von Miklós Vajna

Backnang. Das „Konzert zum neuen Jahr“, mit dem das sinfonische Jugendblasorchester Baden-Württemberg und ihr Dirigent Franco Hänle im Walter-Baumgärtner-Saal des Backnanger Bürgerhauses gastierte, war ein großartiger und fulminanter musikalischer Einstieg in das Jahr 2023.

Die Plätze der veränderten Bestuhlung waren mit fachkundigem Publikum vollständig besetzt, der Bühnenhintergrund leuchtete in einem exquisiten Rot mit Lichtreflexen und gab den würdigen Rahmen für die jungen eleganten Musikerinnen und Musiker mit ihren golden glänzenden und blitzenden Instrumenten.

Perfektion in Intonierung und Zusammenspiel

Schon in der ersten, ruhigeren Programmhälfte zeigte sich mit dem Eingangsstück, der Bläserserenade Opus 7 von Richard Strauss, dass das Jugendblasorchester auf sehr hohem Niveau agiert: edler Klangfarbenreichtum verbindet sich mit weicher und warmer Klangfülle und durchsichtiger Polyfonie in frei atmenden Phrasen und nötiger Präzision zu einem begeisternden Gesamteindruck. Die Jugendlichen musizieren voller Konzentration, mit Perfektion in Intonierung und Zusammenspiel und unter vollem Einsatz, sodass die Frage nach dem Jugendbonus irrelevant wird: Wahrscheinlich müsste sich manches professionelle Erwachsenenblasorchester schon sehr anstrengen, so eine Qualität zu erreichen. Dieses hervorragende Ergebnis wird in zwei relativ kurzen Probenphasen von jeweils knapp einer Woche erarbeitet. So etwas ist nur möglich mit einer guten individuellen Vorbereitung, Disziplin und großer Einsatzbereitschaft seitens der Orchestermitglieder und einer perfekten Probenarbeit mit energetischer Konsequenz seitens der Verantwortlichen.

Auch von der Jugendmusik- und -kunstschule Backnang sind, wie Musikschulleiter Michael Unger in seiner Moderation mitteilte, drei Schüler als Mitglieder des Orchesters dabei, die sich dann im Sommer mit ihren Kollegen auf eine Konzertreise nach Singapur freuen dürfen.

Das Orchester begleitete trotz naturgemäßer Massigkeit in den Tuttis mit Leichtigkeit und Zurückhaltung

Mit typischen dramatischen Klängen und pulsierenden Bässen begann das Konzertstück Nr. 2, Opus 114 von Felix Mendelssohn-Bartholdy für zwei Klarinetten, gespielt von Konzertmeister Felix Stephan und Emma Rauch. Die Solisten harmonierten in jeder Hinsicht und waren gut aufeinander eingespielt. Das Orchester begleitete trotz naturgemäßer Massigkeit in den Tuttis mit Leichtigkeit und Zurückhaltung. Etwas irritierend war der Schluss: Nach einer recht kurzen Schlusskadenz kam mit wenigen Orchesterakkorden das abrupte Ende.

Die Orchestersonate Nr. 2, Opus 17 von Julien Meisenzahl hätte einer kurzen Einführung bedurft: Sowohl die Erklärung der Titel der vier Sätze als auch der Tatsache, dass die ersten drei Sätze ohne Pause ineinander übergehen, hätte zum besseren Verständnis beigetragen. Der Komponist, der an dem Abend anwesend war und auch kurz die Probenphase besucht hat, ist selber Blasorchesterleiter und bevorzugt wegen der großen klanglichen Möglichkeiten das Komponieren für sinfonisches Blasorchester. Das Werk ist komplex, schwierig und vielschichtig und ist eine Herausforderung für die Ausführenden. Das Orchester meisterte die Herausforderung mit Bravour.

Spannender Auftrittder grandiosen Percussiongruppe

Nach der Pause erklangen „Mother Earth – A Fanfare“ von David Maslanka, im Klang maschinell massig und mit unerbittlich treibenden Bässen und ein moderner Tango: „Vientos Y Tangos“ von Michael Gandolfi. Hier hatte die grandiose Percussiongruppe ihren sehr spannenden Auftritt.

Zum Abschluss des Programms kam noch ein Highlight: die „Fantasy Variations“ nach einem Thema von Niccolo Paganini von James Barnes. Das Thema, die 24. Caprice von Paganini, wurde von sehr vielen Komponisten verwendet und auf die verschiedensten Arten variiert. In der Bearbeitung von Barnes ist ein mitreißendes publikumswirksames Werk entstanden, das jede Instrumentengruppe und -kombination entsprechend dem jeweiligen Charakter zur Geltung kommen lässt. Hier zeigte sich das sinfonische Jugendblasorchester wieder von seiner besten Seite und zog das Backnanger Publikum voll in seinen Bann. Dementsprechend gab es riesigen Applaus, Bravorufe und Pfiffe und die Forderung nach einer Zugabe. Die gab es natürlich: Ein Stück von Giacomo Puccini.