Heinz Rudolf Kunzein Auenwald

Gruschtelkammer stellt neues Programm 2019/2020 vor

„Da sitzt du in Oberbrüden in dieser alten Baracke und siehst die Topstars des deutschen Kabaretts. Für mich jedes Mal aufs Neue die Erfüllung eines Traums“, dieses Statement von Gruschtelkammer-Vorstand Charley Graf findet sich auf der Homepage der Kleinkunstbühne. Wobei „klein“ hier schwer untertrieben ist. In der kommenden Saison gastieren in Auenwald Kulturgrößen wie Musiker Heinz Rudolf Kunze und Kabarettist HG Butzko.

Heinz Rudolf Kunze
in Auenwald

In der Sängerhalle kann man Heinz Rudolf Kunze hautnah erleben. Foto: Martin Huch

Von Ingrid Knack

AUENWALD. Wieder einmal ist es Gruschtelkammer-Chef Charley Graf gelungen, ein herausragendes Programm mit einer großen Vielfalt präsentieren zu können. Und stets das gleiche Spiel: Kaum ist das Programm heraus, muss man sich sputen, um für alle Veranstaltungen, die man besuchen möchte, noch Karten zu bekommen. „Die Nachfrage zu den Veranstaltungen und zur Gruschtelkammer überhaupt ist nach wie vor unglaublich. Gerade bei den Wirtschaftsgesprächen in dieser Woche bin ich ununterbrochen angesprochen worden. Auch der Vorverkauf, nach Erscheinen des Programms, ist gigantisch. Für viele Veranstaltungen gibt es nur noch Restkarten“, lässt Graf wissen. Besonders hat ihn gefreut, „dass der hochpolitische Kabarettist HG Butzko mit die höchste Nachfrage hat. Das zeigt, dass wir auf dem Land ein tolles Kabarettpublikum haben.“

Ein Blick auf die digitale Welt und die Hintermänner im Silicon Valley

„Echt jetzt“ heißt das Programm von HG Butzko, das am 18. März 2020 in der Sängerhalle zu sehen ist. Der für investigatives Kabarett hochgeschätzte Künstler wird dann bereits zum vierten Mal Gast der Gruschtelkammer sein. In seinem aktuellen Programm nimmt er sich die digitale Welt und deren Hintermänner im Silicon Valley vor. Dieter Hildebrandt urteilte einmal über ihn: „Sein Kabarett ist so nachhaltig, dass es einen noch Tage drauf beschäftigt.“

Obwohl die Gruschtelkammer hauptsächlich für Kabarett und Comedy steht, gab es aber schon immer auch Konzerte. Beispiele sind Stephan Sulke, Konstantin Wecker oder, unvergessen, Wolle Kriwanek. Nun präsentiert die Kleinkunstbühne einen Künstler, der locker größere Hallen füllt: Heinz Rudolf Kunze. Graf ist ein großer Fan Kunzes, sein Wunsch war es schon seit Langem, „ihn mal in die kleine Sängerhalle zu holen. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit“, so der Programmmacher. Doch da er selbst in der Szene einen guten Namen hat und in all den Gruschtelkammer-Jahren auch Freundschaften entstanden sind, werden kleine Wunder wahr: Pe Werner, die als Erste in der Gruschtelkammer auftrat, ist der Kleinkunstbühne und deren Verantwortlichen schon seit Jahren eng verbunden. Und Pe Werner ihrerseits ist mit Kunze befreundet. „Wir wollten schon vorher einmal mit den beiden einen Singer/Songwriter-Abend machen, aber das hat terminlich einfach nicht geklappt“, sagt Graf. „Ich freue mich riesig auf diesen Abend, denn diesen Künstler so hautnah zu erleben, ist schon etwas Besonderes.“ Kunze ist am 27. November in der Sängerhalle zu erleben. Der Titel seines Programms: „Heinz Rudolf Kunze – Wie der Name schon sagt“. Das Programm bildet die Essenz aus 36 Studioalben, zahlreichen Büchern und unzähligen Konzerten. Und es gewährt den Fans einen Blick in das „Arbeitszimmer“ eines der berühmtesten Songschreiber Deutschlands. „Wie der Name schon sagt“ ist, was ihn ausmacht, reduziert auf das Wesentliche: Kunze, seine Gitarre, sein Klavier und seine Songs. Alles ergänzt durch zahlreiche Geschichten, Anekdoten und Gedichte.

Den Auftakt der Saison bestreitet die Kabarettistin Simone Solga mit „Das gibt Ärger“ am 19. September. Die Trägerin des Deutschen Kleinkunstpreises tritt zum ersten Mal in der Gruschtelkammer auf. Als Kanzlersouffleuse packt sie aus, dass Berlin einpacken kann.

„Eine Geschichte der Welt in 9 Gitarren“ präsentiert Udo Wachtveitl, den meisten wohl als Tatortkommissar Franz Leitmayr bekannt, zusammen mit dem Gitarrenduo Gruber&Maklar am 9. Oktober. In neun Episoden erzählt das Buch von Érik Orsenna und Thierry Arnoult „Eine Geschichte der Welt in 9 Gitarren“ in einer poetischen Mischung aus Realität und Fantasie, mit einfühlsamem Witz und großer Kennerschaft, die Geschichte der Gitarrenmusik von den Pharaonen über die Inka in Peru, die Bemühungen des Sonnenkönigs Ludwig XIV., das Gitarrenspiel zu erlernen, bis zu den „modernen“ Virtuosen Django Reinhardt und Jimi Hendrix.

Das schwäbische Solo-Kabarett „Best of Birk“ von und mit Klaus Birk gibt es am 16. Oktober. Allerdings nicht in der Sängerhalle, denn die Gruschtelkammer geht wieder einmal „on Tour“. Graf: „Wir sind zu Gast bei der Firma Lorch in Auenwald-Mittelbrüden. Zu diesem tief mit der Heimat verwurzelten Unternehmen passt natürlich ein Künstler wie Klaus Birk ideal. Wenn es um schwäbisches Kabarett geht, steht sein Name immer ganz oben.“ Die Firma räume für diese Veranstaltung das Logistikzentrum leer und arbeite unter erschwerten Bedingungen. „Das ist unglaublich toll“, freut sich Graf. Die Firma Lorch wolle damit auch ihre regionale Verbundenheit zeigen.

Mit von der Partie ist am 30. Oktober Sissi Perlinger, die bisher schon dreimal in Oberbrüden zu sehen war. „Die Perlingerin – Worum es wirklich geht“ ist ihre Show betitelt. Das italo-schwäbische Kabarett „Spätzle, Sex und Dolce Vita!“serviert Roberto Capitoni am 13. November. In seinem Bühnenprogramm begibt sich Roberto Capitoni auf die Suche nach seinen Wurzeln und letztlich nach sich selbst. „Auf charmante und höchst amüsante Weise entführt Roberto sein Publikum für einen Abend in seinen alltäglichen Wahnsinn, schlüpft in zahlreiche unterschiedliche Charaktere und Rollen und lässt diese auf der Bühne lebendig werden. Natürlich spielt er alle Rollen selbst. Utensilien braucht er dazu keine – sein Bewegungstalent, die akrobatische Mimik, der quirlige Körper und großartige Geschichten genügen, um den Zuschauern einen Haufen Spaß zu bereiten“, weiß Graf.

Comedy-Freunde sollten sich den 4. Dezember frei halten: Der hessische Comedian Bodo Bach zeigt sein aktuelles Programm „Pech gehabt“ – es wird sein dritter Gruschtelkammer-Auftritt sein. Die weiteren Künstler der kommenden Gruschtelkammer-Saison sind Ernst und Heinrich („Nex Verkomma Lassa — Die ersten 20 Jahre“ am 15. Januar), Philipp Weber („WEBER N°5: Ich liebe ihn!“ am 5. Februar) und Comedian Wigald Boning („Wie ich Weltmeister im Langsamschwimmen wurde“ am 13. März). Nach dem 17. April (Premiere) stehen weitere fünf Termine der Gruschtelkammer-Theatergruppe auf dem Programm, die ein schwäbisches Lustspiel präsentiert.

Weitere Informationen zu den Veranstal- tungen und zum Kartenvorverkauf unter: www.gruschtelkammer.de. Es gibt auch ein Kartentelefon: 07191/310180.

Info
Zukunftsaussichten

Dass die Zukunft der Gruschtelkammer nicht gesichert ist, bewegt nun schon seit rund zwei Jahren die Gemüter der Kabarettfreunde in der Region und darüber hinaus. Zahlreiche Überlegungen gab es schon, der Bühne eine adäquate Zukunft zu ermöglichen, eine Lösung wurde aber bisher nicht gefunden. Auf den neuesten Stand angesprochen, erklärt Gruschtelkammer-Vorstand Charley Graf: „ Die Gemeinderatsfraktionen, so wurde mir vor wenigen Tagen von Bürgermeister Ostfalk mitgeteilt, haben einer Verlängerung um ein Jahr zugestimmt. Das heißt, dass ich die Spielzeit 21/22 planen kann. Es wird ja so sein, dass immer zwei Jahre vor Saisonbeginn der Gemeinderat die Verlängerung um ein weiteres Jahr beschließt. So ist es mit Herrn Ostfalk vereinbart. Da meines Wissens die Planungen für die Verwendung des Geländes, auf dem die Sängerhalle steht, noch in den Kinderschuhen stecken, ist die Chance, wenn die Halle hält, mein ursprüngliches Ziel, bis zum Jahr 2025 zu spielen, gar nicht mehr utopisch.“