Nora Boeckler Die schwäbische Kabarettistin lebt in Köln – jetzt kehrt sie mit ihrem neuen Programm nach Stuttgart zurück.
Stuttgart
Frage: Frau Boeckler, warum bezeichnen Sie Angst als deutschen Volkssport?
Antwort: Wir sind in vielerlei Hinsicht ängstlich und werden immer ängstlicher. Während wir früher zum Kauf einer Glühbirne einfach in einen Laden marschiert sind, begeben wir uns heute aus Angst vor der falschen Wahl Rat suchend ins Internet, um Berge von Bewertungen zu studieren. Wir sind Sparweltmeister, weil wir Angst haben, dass in der Zukunft etwas Schlimmes passieren könnte. Und wir wählen den vermeintlich sicheren Beamtenjob aus Angst vor irgendwelchen abstrakten Lebensrisiken.
Frage: Wovor haben Sie Angst?
Antwort: Vor alten Fotos von mir mit Zahnspange und lila Haaren, vor Flugzeugen, ICEs und Autos. Deswegen liebe ich mein Fahrrad. Von allem anderen berichte ich ausführlicher am Dienstag.
Frage: Was tun Sie dagegen?
Antwort: Das Beste ist es, den Stier bei den Hörnern zu packen und sich seiner Angst zu stellen. Zu meinen Auftritten kann ich leider nur selten mit meinem Fahrrad anreisen. Da heißt es: Augen zu und durch.
Frage: Wie lebt es sich als Schwäbin in Köln?
Antwort: Herrlisch! Ich fühle mich in Köln pudelwohl und hab meinen Bausparvertrag einfach mitgenommen. Aber ich freu mich immer tierisch, wenn ich in die Heimat komme, denn es geht nichts über echte schwäbische handgeschabte Spätzle!