Inklusiver Rock im Park(haus)

Am Samstag, 18. September, geht das inklusive Festival Mu5ikmaile in die zweite Runde. Drei Bands treten ab 18 Uhr im City-Parkhaus Windmüller in Backnang auf. Sie möchten Menschen mit und ohne Behinderung zum Tanzen bringen. Die Tickets sind bereits ausverkauft.

Inklusiver Rock im Park(haus)

Bereits 2019 standen die „ Cool Chickpeas“ bei der Mu5ikmaile auf der Bühne – und hatten sichtlich Spaß dabei. Archivfoto: A. Becher

Von Melanie Maier

Backnang. Miteinander Spaß haben und ausgelassen feiern, darum geht es bei der Mu5ikmaile. Bei dem inklusiven Festival sollen Menschen mit und ohne Handicap einfach zusammenkommen – ohne, dass die Unterschiede zwischen den Feiernden im Vordergrund stehen. Das Konzertevent am Samstagabend steht unter dem Motto „Rock im Park(haus)!“, denn das ist der Spielort der zweiten Runde der Mu5ikmaile. 2019 fand das Festival zum ersten Mal statt. Zehn Bands an vier Orten waren vor zwei Jahren dabei. Dieses Jahr werden von 18 bis 22 Uhr drei Musikgruppen im City-Parkhaus Windmüller in Backnang auftreten.

Auf der Bühne stehen werden „Twentyfour“, „Bölter“ und „The Cool Chickpeas“. Letztere waren bereits 2019 mit dabei. Die drei Stammmitglieder von „Twentyfour“ kommen aus Mögglingen zwischen Aalen und Schwäbisch Gmünd, spielen akustische Coversongs und rockige Eigenkreationen. „The Cool Chickpeas“ – das sind insgesamt 17 junge Musiker mit und ohne geistige Einschränkung. Sie covern die Songs von Musikern, die sie selbst gerne hören – von Helene Fischer bis zu den „Toten Hosen“. Mitglied der dreiköpfigen Band „Bölter“, die mit Blues-Rock, Folk und Pop aufwartet, ist Heiko Peter, der ehemalige Schlagzeuger von „Wendrsonn“. „Bölter‘ werden noch eine große Karriere vor sich haben“, ist sich Birgit Kneiser sicher. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Vereins Via Backnang, der im Juli 2020 gegründet wurde, um Inklusion in den verschiedensten Bereichen zu ermöglichen und Menschen zusammenzubringen. So wie jetzt bei der Mu5ikmaile.

Wegen Corona pausierte die Mu5ikmaile

Das Via-Backnang-Projekt wird von der Aktion Mensch gefördert und von mehreren Unternehmen aus der Region unterstützt. Es sei einiges an Spenden zusammengekommen, sagt Birgit Kneiser. Sie hofft, dass der Verein am Ende auf null herauskommt. Das könnte klappen, denn Hilfe bekommen die Veranstalter auch von Freunden und Bekannten: So werden etwa die mobilen Toiletten und die Eventtechnik von persönlichen Kontakten zur Verfügung gestellt.

Was die Vorbereitungen angehe, stehen die Organisatoren in den Startlöchern, sagt Birgit Kneiser. Im Vorfeld war allerdings sehr viel zu tun: „Als wir die Idee hatten, ein Parkhauskonzert zu machen, war uns nicht bewusst, dass wir vor Ort weder Strom noch Wasser haben würden.“ Jetzt sei man bereit für die zweite Runde.

Dass die Mu5ikmaile nach 2019 erst einmal pausiert hat, liegt zum einen an der Pandemie. Zum anderen daran, dass es für einen kleinen Verein extrem aufwendig ist, so ein Konzert auf die Beine zu stellen. „Wir machen ja alles ehrenamtlich“, erklärt Kneiser. Die 53-Jährige aus Auenwald war 25 Jahre lang Lehrerin an der Bodelschwinghschule in Murrhardt. Aus der Schulband, die sie damals mitbetreut hat, sind die „Cool Chickpeas“ entstanden. 2020 sollte sie mit der Band, die sie nach wie vor pädagogisch begleitet, für einige Konzerte nach Südkorea fliegen. Durch die Pandemie kam das jedoch nicht zustande. Deshalb sollte ein Ersatzauftritt für die „Cool Chickpeas“ gefunden werden – die Initialzündung für „Rock im Park(haus)!“.

Thomas Wildermuth, erster Vorsitzender von Via Backnang, und Oberbürgermeister Maximilian Friedrich werden das Festival am Samstag gemeinsam eröffnen. Wie sein Vorgänger Frank Nopper hat auch Friedrich die Schirmherrschaft über das Konzertevent übernommen. „Es ist eine tolle Sache, wenn so ein Inklusionsprojekt bei uns läuft“, sagt der amtierende Oberbürgermeister. Für die Stadtverwaltung und den Gemeinderat sei die Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger am gesellschaftlichen Leben ein wichtiges Anliegen. Ob er sich alle Konzerte anhören wird, weiß Maximilian Friedrich noch nicht. „Das hängt auch davon ab, wie der Abend terminlich verläuft“, sagt er.

Sein Vorgänger Frank Nopper lässt es sich nicht nehmen, Grüße aus Stuttgart zu schicken. Inklusion zu fördern, sei eines der höchsten Ehrenämter, die gelebt werden können, denn es ermögliche ein Miteinander ohne Barrieren und mit viel gegenseitigem Verständnis, lässt der Stuttgarter Oberbürgermeister wissen und sendet „die besten Grüße aus dem Stuttgarter Rathaus für dieses großartige Engagement“.

Die Moderation teilen sich Birgit Kneiser und Hülya Marquardt, Schirmherrin des Projekts „Lebende Tagebücher“ des Vereins Kubus, das Menschen mit Behinderung und Migrationserfahrung sichtbar machen möchte. „Das wird bestimmt sehr schön“, sagt die 38-Jährige aus Oberweissach, die hauptberuflich als Seminarmanagerin bei der Handwerkskammer Stuttgart arbeitet. Obwohl sie noch nie als Moderatorin auf der Bühne stand, ist sie nicht aufgeregt – „das kommt bestimmt noch“, sagt sie und lacht. Als Schülerin war sie regelmäßig bei Schultheaterstücken und Musicals auf der Bühne. „Ich war da immer total präsent und konnte alles um mich herum vergessen“, erinnert sie sich. Am meisten freut sie sich aber darauf, endlich einmal wieder mit vielen Menschen zusammenzukommen und unbeschwert zu feiern. „Durch Corona war das ja lange nicht möglich“, sagt sie. „Ich freue mich total darauf. Und ich glaube, dass es vielen anderen auch so geht.“