Kabarettist glänzt mit „Best of Birk“

Gruschtelkammer „on tour“ zu Gast bei der Firma Schweißtechnik Lorch in Mittelbrüden

Es ist schon eine besondere Atmosphäre, wenn die sonst so heimelige Kleinkunstbühne Gruschtelkammer „on tour“ geht und Solokabarett in einer riesigen, industriellen Werkshalle präsentiert. Zwischen Maschinen und Hochregalen amüsierten sich 300 Besucher in der Firma Schweißtechnik Lorch prächtig beim Programm „Best of Birk“.

Kabarettist glänzt mit „Best of Birk“

Von Claudia Ackermann

AUENWALD. Kabarettist Klaus Birk ist ein alter Hase in seinem Geschäft. Bereits 1982 gründete er zusammen mit Bernd Kohlhepp das Kabarett-Duo „Vis a Vis“, tourte damit durch die Republik und trat in zahlreichen TV-Sendungen auf. Seit 1992 steht er als Solist auf den Bühnen. Das Logistikzentrum der Firma Lorch in Mittelbrüden gehört wohl auch für ihn zu den außergewöhnlichsten Veranstaltungsorten.

„Es ist unglaublich aufwendig“, sagt Gruschtelkammer-Chef Charley Graf, der seinen Veranstaltungsort bereits zum zweiten Mal vom angestammten Haus in der Sängerhalle Oberbrüden in das industrielle Ambiente der Firma verlegt. Am Nachmittag vor dem Auftritt werden Maschinen weggeräumt und Stühle aus der Auenwaldhalle geholt. Catering ist organisiert und die Bühne sowie Technik nur für diesen einen Abend aufgebaut. Für den Inhaber der weltweit agierenden Firma, Wolfgang Grüb, sei es eigentlich „betriebswirtschaftlicher Unsinn“, da der Arbeitsprozess gestört wird, sagt Graf, der mit dem Firmenchef befreundet ist. Aber die beiden haben sichtlich Spaß an diesem „Unsinn“ und Mitarbeiter des Unternehmens packen gerne mit an.

Spaß haben auch die Besucher beim Auftritt des schwäbischen Kabarettisten, dessen Markenzeichen es ist, auf der Bühne einen VfB-Fanschal zu tragen. Über einen Sieg der Fußballmannschaft würde er sich schon freuen, aber nach all den Niederlagen funktionieren die Gesichtsmuskeln, die ein Lächeln erzeugen könnten, leider nicht mehr.

Überhaupt freue sich der Schwabe doch eher innerlich. Mit dem Smart fahre sein Nachbar tagsüber durch die Stadt. Der Rolls Royce und der Ferrari kämen nur nachts aus der Garage: „Man hat’s, aber man zeigt’s net.“ Deshalb würde man den Stuttgarter Bahnhof ja auch unter der Erde bauen. Es ist kein Schenkelklopf-Humor, wie es leider zu oft im schwäbischen Kabarett vorkommt. Intelligent und mit teilweise abstrusen Gedankengängen nimmt Klaus Birk das Alltagsleben im Ländle auf die Schippe. Da erfährt das Publikum etwa, wie man den Herzallerliebsten, der zu gut aussieht, „aus dem Schwimmbad kocht“. Nämlich, indem man ihn so lange füttert, bis er sich nicht mehr traut, sich in der Badehose zu zeigen.

Birk erzählt von Begegnungen in seinem Wohnort Tübingen. „So, sind sie grad nicht im Fernsehen“, wird er dort öfter angesprochen. „Doch“, antwortet er dann. Die Kameras seien überall. „Die wollten mich mal mitm Seggel filmen.“ Auch auf Floskeln wie: „Ja, lebsch du au no“, hat der Kabarettist die passende Antwort und plaudert von seinem Wohnort auf dem Friedhof. Heute habe er allerdings Ausgang.

Es geht in die Landeshauptstadt, wo man einen „Trumptower“ bauen wolle, was jedoch verhindert wird, weil das 220 Meter hohe Haus in der Einflugschneise von Zugvögeln läge. Warum die gefiederten Tiere es schaffen, instinktiv von Skandinavien nach Südafrika zu finden, aber ein Hochhaus nicht umfliegen können, ist für ihn nicht ganz nachvollziehbar. Da helfe nur: Fenster auf und durchfliegen lassen.

Von Gedankengängen über die Unterschiede zwischen Mann und Frau macht Birk noch einen Abstecher ins Tierreich zu den Juchtenkäfern. Nirgendwo lasse es sich so klasse aussterben, wie in Stuttgart. Das unter Artenschutz gestellte Tier werde jetzt nicht mehr gesichtet. Wahrscheinlich stecke es in den Hosentaschen der Baumbesetzer, die sich davor schützen wollen, mit Wasserwerfern heruntergespritzt zu werden. Weihnachten steht schon bald vor der Tür, und Klaus Birk überlegt: Ob es da nicht eine Menge Bäume zu beschützen gibt?

Zwei Zugaben fordert das Publikum von dem geistreichen Kabarettisten. Ob sie denn alle am nächsten Morgen nicht arbeiten müssten, fragt Birk, bevor er sich zu fortgeschrittener Stunde verabschiedet. Arbeiten müssen die meisten in der Tat. Auch im Logistikzentrum der Firma Lorch. Noch während die Besucher die Halle verlassen, werden die Stühle wieder weggeräumt, damit am nächsten Tag der ganz normale Arbeitsalltag weitergehen kann. Wo am Abend noch herzhaft gelacht wurde, laufen dann wieder die Maschinen.