„Tatort“

Krimi-Jubiläen in Köln, Münster und Dortmund

In diesem Herbst feiern die „Tatorte“ aus Dortmund Münster und Köln Jubiläen. Im WDR gibt’s dazu eine Doku. Wir beleuchten die Besonderheiten der drei Ermittlerteams.

Krimi-Jubiläen in Köln, Münster und Dortmund

Die Schauspieler Dietmar Bär (li.) und Klaus J. Behrendt haben in Köln schon fast 90 Fälle gelöst. Hier eine Szene aus der Doku „Das ‚Tatort‘-Geheimnis“

Von ben/dpa

Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) feiert in diesem Herbst gleich drei „Tatort“-Jubiläen: In Dortmund wird seit zehn, in Münster seit 20 und in Köln sogar schon seit 25 Jahren ermittelt. In dem neunzigminütigen Dokumentarfilm „Das ‚Tatort‘-Geheimnis“, der am 29. Oktober um 21.45 Uhr ausgestrahlt wird, kommen die Kommissare ausgiebig zu Wort. Es geht um die jeweiligen Städte, die Charaktere der Ermittler, die Fälle, um Fans, Dreharbeiten, Pannen, Freundschaften, um die „Tatort“-Forschung und darum, was die ARD-Krimireihe für das Leben und die Karrieren der Stars bedeutet. Außerdem beschäftigt sich der Film von Annette Zinkant mit der Frage, warum Zuschauerinnen und Zuschauer dem „Tatort“ in Zeiten von Mediatheken und Streamingdiensten am Sonntagabend live die Treue halten. Das „Geheimnis“ im Titel sei auch für viele „Tatort“-Beteiligte „ein noch nicht ganz geklärter Fall“, so der WDR.

Hier ein kurzer Überblick über die Besonderheiten der drei „Tatorte“ aus Dortmund, Münster und Köln.

Dortmund: Faber, der Schwierige

Seitdem seine Frau und seine Tochter bei einem Autounfall ums Leben kamen, ist der Kommissar Faber (Jörg Hartmann), ein gebürtiger Dortmunder, ein Eigenbrötler, unberechenbar und zuweilen depressiv. Regulativ an seiner Seite war bis Anfang diesen Jahres die ehrgeizige Kommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) – gemeinsam mit ihr gelingt Faber zumindest gelegentlich so etwas wie Teamarbeit. Weitere Mitarbeiter halten es daneben nicht länger aus: Nach fünf „Tatort“-Jahren lässt sich der Oberkommissar Daniel Kossik (Stefan Konarske) 2017 versetzen, seine Kollegin Nora Dalay (Aylin Tezel) quittiert 2020 den Dienst. Ersetzt wurden beide durch Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger)und Jan Pawlak (Rick Okon). Herzogs größtes Talent: Sie kann Mikromimik in Gesichtern erkennen und dadurch Lügner entlarven. Pawlak indes hat private Probleme: Seine Frau ist drogenabhängig.

Münster: Witz und Ironie

Die „Tatort“-Fälle aus Münster leben von der liebevollen Reibung zwischen dem Gerichtsmediziner Professor Dr. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) und dem Kriminalhauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl). Die Tatsache, dass der stets aristokratisch, korrekt und arrogant wirkende Boerne obendrein der Vermieter von Thiels Wohnung ist und mit dem eher chaotischen Ermittler in einem Haus wohnt, bringt beide auch persönlich zusammen. Die Hassliebe zwischen den gegensätzlichen Charakteren und viele absurde Fälle machten die „Tatort“-Reihe aus Münster zum Quotenhit. Das liegt auch an den Nebendarstellern, besonders der Pathologie-Assistentin Silke Haller (ChrisTine Urspruch), die der Klassik- und Wagner-affine Boerne gerne „Alberich“ nennt, und Thiels Mitarbeiterin Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter). Hinzu kommen der Alt-68er Herbert Thiel, Taxifahrer und Vater des Kommissars, sowie die kettenrauchende Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann).

Köln: Currywurst und Kölsch

Der eine ist zurückhaltend, fast scheu, ein Einsamer auf der Suche nach Lebensbegleitung, der andere ist mittlerweile Großvater, ist eher prollig, oft aufbrausend, hoch emotional. Auch in Köln schlägt die Reibung von Gegensätzen Funken. Immerhin finden die Hauptkommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) bei Currywurst und Kölsch (gerne mit Rhein-Panorama) zusammen. Seit 1997 ermitteln sie zusammen, 80 Folgen „Tatort“ aus Köln sind so schon zusammengekommen. Unvergessen bleibt die Folge, in der die grundsympathische ehemalige Assistentin Franziska Lüttgenjohann (Tessa Mittelstaedt)entführt und ermordet wurde. Ihr Nachfolger Tobias Reisser (Patrick Abozen) verließ das Team nach der Hochzeit mit seinem Freund. Seit 2018 ist Norbert Jütte (Roland Riebeling) Assistent in Köln – auch Jütte ist ein Charakterkopf.

Sendungen zum Jubiläum

Anschauen In der „Tatort“-Jubiläumswoche vom 22. Oktober bis 1. November gibt es im WDR-Fernsehen fast jeden Abend ein Wiedersehen mit Fällen aus Köln, Münster und Dortmund. In diesem Zeitraum sind in der ARD Mediathek ausgewählte Tatorte aus Köln, Münster und Dortmund und die neue Doku „Das ‚Tatort‘-Geheimnis“ abrufbar .

Mitmachen Auf www.tatort.de zeigt eine Analyse des WDR-Datenteams von mehr als 1200 Beschreibungstexten zu einzelnen „Tatorten“, wie sich Rollenbilder rund um das Thema Familie in der Reihe entwickelt haben (Redaktion: Urs Zietan). Fans können in einem interaktiven Test herausfinden, welchem „Tatort“-Charakter sie am ähnlichsten sind.