Krimi von Catrine Bauer: Zimtschnecken zum Mordanschlag

Catrine Bauer aus Rottenburg am Neckar hat einen Krimi geschrieben. Aufgewachsen ist die 38-jährige Lehrerin in Backnang. „Winters Spuren“ heißt ihr gelungenes Debüt, das spannende Unterhaltung zwischen Tübingen und Schweden bietet. Der zweite Band der Reihe ist bereits in Arbeit.

Krimi von Catrine Bauer: Zimtschnecken zum Mordanschlag

Catrine Bauer nach einer Lesung in einer Buchhandlung in Herrenberg. Foto: Andreas Koch

Von Melanie Maier

Backnang/Rottenburg am Neckar. Jede Familie hat Geheimnisse. Einige haben aber ein paar mehr als andere. Zu der schmerzhaften Erkenntnis kommt Henriette Winkler – oder heißt sie in Wirklichkeit Henrietta Winter? –, nachdem sie am Telefon mit anhören muss, wie ihre Mutter erschossen wird. Von einem Unbekannten. Mitten am Tag. Zwar arbeitet Henriette Winkler für eine schwedische Nichtregierungsorganisation in Stockholm, doch ihre Zeit als Polizistin in Hamburg liegt noch nicht allzu lange zurück. Und so beginnt sie selbst zu ermitteln. Die Spuren führen sie nach Tübingen, die Stadt, in der sie als Kind lebte. Dort gerät sie ins Visier des Mörders.

Catrine Bauers Debüt „Winters Spuren“ ist ein Regionalkrimi, der sowohl im beschaulichen Tübingen mit seinen bunten Fachwerkhäusern am Neckar als auch im schwedischen Provinzstädtchen Sigtuna, wo rote Holzhäuschen das Ortsbild prägen und es gefühlt immer nach Zimtschnecken duftet, beheimatet ist. Das seien aber keine Klischees, kommentiert die Autorin: „Die roten Holzhäuschen gibt es wirklich. Und sobald man im Arlanda Airport in Stockholm aus dem Flugzeug aussteigt, riecht es einfach überall nach Zimtschnecken. Die werden in Schweden an jeder Ecke verkauft.“ Der geläufigen Vorstellung, sofort einen Elch am Straßenrand zu erblicken, sobald man durch das Land fährt, widerspricht sie jedoch: „Ich war mittlerweile schon sehr oft in Schweden und habe noch nie einen Elch in freier Wildbahn gesehen.“

Ihr Krimi ist ein Kind der Pandemie

Ihre Schweden-Affinität hat die 38-jährige Lehrerin schon seit dem Studium. Neben Deutsch und Biologie studierte sie auch Schwedisch auf Lehramt. Inzwischen lebt sie in Rottenburg am Neckar. Aufgewachsen ist sie aber in Backnang-Strümpfelbach. Dort wohnen ihre Eltern nach wie vor. Bevor Catrine Bauer nach dem Abitur zum Studium nach Tübingen umzog – dem zweiten Schauplatz ihres Krimis –, besuchte sie das Backnanger Gymnasium in der Taus. Heute unterrichtet sie Deutsch, Biologie und Labortechnik in Böblingen.

Ihr Krimi „Winters Spuren“ ist ein Kind der Pandemie. Fünf Monate lang schrieb sie im Lockdown an dem Buch. „Dadurch, dass wir online unterrichtet haben und ich jeden Tag eineinhalb Stunden Fahrtweg gespart habe, hatte ich auf einmal viel mehr Zeit“, blickt sie zurück. Auch jetzt bekommt sie das Schreiben noch gut unter: „Ich schreibe dann, wenn andere lesen.“

Mehrere Verlage wollten den Krimi veröffentlichen

Geschrieben habe sie eigentlich schon immer, so Catrine Bauer. Drei Romane und eine Novelle hat sie vor „Winters Spuren“ zu Papier gebracht, der Krimi ist jedoch das erste Buch, das veröffentlicht worden ist. „Ich habe davor noch nie etwas an einen Verlag geschickt“, erklärt die Autorin. „Winters Spuren“ reichte sie bei insgesamt drei Verlagen ein, zwei sagten sofort zu. Dass die CW-Niemeyer-Verlage mit Sitz im niedersächsischen Hameln den Zuschlag bekommen haben, liegt einfach daran, dass ihr Angebot sehr schnell kam: Einen Tag, nachdem Catrine Bauer ein Exposé und eine Leseprobe geschickt hatte, baten die Verlagsmitarbeiter bereits um ein Manuskript. Eine weitere Woche später wurde schon der Vertrag aufgesetzt. „Es ging ultraschnell“, kommentiert Catrine Bauer.

Dass ihr Debüt ein Krimi ist, hat zwei Gründe. Zum einen dachte sie nach einer Lesung von Klaus-Peter Wolf, Erfinder der Ostfrieslandkrimis um Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen, so schwer könne es doch nicht sein, einen Krimi zu schreiben. „Ich wollte mal ausprobieren, ob ich das schaffe.“ Zum anderen schaut sich Catrine Bauer mit ihrem Partner, der selbst Polizist ist, gerne Krimis im Fernsehen an. „Dabei regen wir uns dann immer wieder tierisch darüber auf, wie unrealistisch die sind“, verrät sie. Sie selbst legt viel Wert darauf, dass die Handlung ihrer Bücher realitätsnah ist. „Gleichzeitig habe ich aber auch einen Unterhaltungsanspruch“, räumt sie ein. „Das muss sich natürlich die Waage halten. Es ist einfach spannender, wenn ein einzelner Ermittler sich an einen Tatort wagt, als wenn er gleich das ganze SEK mitnimmt.“ Praktisch sei, dass ihr Partner ihr Ratschläge geben könne, wenn sich Fragen zur Polizeiarbeit auftun.

Der alte Ehering führt zur Krimi-Idee

Er hat auch zur Idee beigetragen, die den Anlass zu „Winters Spuren“ gab. „Das war eine ganz lustig Geschichte“, sagt Catrine Bauer. „Wir haben zusammen ein bisschen ausgemistet und dabei seinen alten Ehering gefunden. Ich habe gefragt, was man damit noch machen kann. Und Polizisten sind ja immer so ein bisschen morbide unterwegs. Er meinte nur: ‚Da kannst du höchstens noch eine Kugel draus gießen.‘“ Ein aus Ringgold gefertigtes Projektil ist es denn auch, das Henriette Winklers Mutter tötet.

Bevor sie mit dem Schreiben des Krimis begann, erstellte Catrine Bauer einen Scene Tracker – einen Plan, der auflistet, was in jeder einzelnen Szene passiert. „Ich muss ja auch immer wieder Hinweise für die Leser streuen und wissen, wie das Ganze endet“, erklärt die Autorin. Es habe ihr viel Spaß gemacht, sich die Handlung auszudenken, aber auch die Atmosphäre in Tübingen und vor allem Schweden zu verschriftlichen. „Ich mag die Landschaft wirklich sehr.“

Nun sitzt sie bereits am zweiten Band, in dem Henriette Winkler beziehungsweise Henrietta Winter die Hauptrolle spielt. „Es war von Anfang an klar, dass das eine Reihe werden soll“, sagt Catrine Bauer. Wie viele Bände diese umfassen soll, weiß sie noch nicht. Den Vertrag für die Fortsetzung von „Winters Spuren“ hat sie aber bereits vor einem halben Jahr unterschrieben – dabei kam ihr Debüt erst Anfang März in den Handel. „Es ist geplant, dass die Bücher im Jahresturnus erscheinen“, so Catrine Bauer. Teil zwei ist für März 2024 eingeplant. Und so viel hat sie schon verraten: Henriette Winkler wird wieder bei der Polizei arbeiten.