Kriminelle Straßenrowdys

Neben Veränderungen in der Landwirtschaft hat Klaus Wanninger in seinem 20. Schwabenkrimi auch die Verkehrswende im Blick

Zum 20. Mal ermitteln Kommissar Braig und seine Kollegin Neundorf im Ländle. Zu Füßen des Hohenaspergs wird eine Leiche gefunden. „Schwaben-Teufel“ heißt das neue Buch aus der Schwabenkrimireihe von Klaus Wanninger. Seit dem Jahr 2000 veröffentlicht der in Backnang lebende Autor jedes Jahr einen neuen Roman in der Erfolgsserie.

Kriminelle Straßenrowdys

Seit dem Jahr 2000 schreibt Klaus Wanninger jedes Jahr einen Schwabenkrimi. Mittlerweile ist der 20. Band der Reihe erschienen: Diesmal geht es um „Schwaben-Teufel“. Foto: J. Fiedler

Von Claudia Ackermann

BACKNANG. Dass einmal eine dauerhaft erfolgreiche Krimireihe daraus wird, das hat Klaus Wanninger nicht geahnt, als er im Jahr 2000 seine Romanfiguren, die Kommissare Steffen Braig und Katrin Neundorf, literarisch zum Leben erweckte. „Schwaben-Rache“ hieß der erste Krimi, der noch an einem fiktiven Ort im Umkreis von Stuttgart spielte. Wanninger führte die Idee der Schwabenkrimis fort und versetzte die Handlungen an reale Orte im Großraum Stuttgart und auf der Schwäbischen Alb. In Backnang waren schon der Schillerplatz oder das Straßenfest Schauplätze eines Verbrechens, oder die Ermittlungen führten in das Gasthaus Germania in Backnang-Strümpfelbach. Heute hat die Reihe mit 20 Büchern eine Gesamtauflage von über 650000 Exemplaren.

Auf mehreren Ebenen spielen sich seine Kriminalromane ab, so der Autor. Da ist die berufliche Seite der beiden Kommissare und des Spurensicherers Helmut Rössle. Alle drei Charaktere sind von Anfang an in der Reihe dabei. Falsche Fährten werden gelegt, die Ermittlungen durchlaufen unerwartete Wendungen, die die Spannung erhöhen. Bei der Polizeiarbeit der Kommissare ist ihm sein Großonkel ein Vorbild, der Kriminalhauptkommissar in Hamburg war. „Trotz dieses Berufs ist er immer Humanist geblieben und nie Zyniker geworden“, unterstreicht der Autor, der evangelischer Theologe ist und 36 Jahre lang Religion am Backnanger Gymnasium in der Taus unterrichtet hat. Seit dem Jahr 2015 ist er im Ruhestand und kann sich noch intensiver seiner schriftstellerischen Tätigkeit widmen.

Aber die Protagonisten haben auch ein Privatleben. Vielleicht sind sie treuen Lesern gerade deswegen ans Herz gewachsen. Als Vorlage dienen dem Autor drei reale Personen aus seinem Bekanntenkreis. Mal wird einer krank, dann gibt es Probleme in der Beziehung – eben das ganz normale Leben. Das helfe ihm, in all den Jahren die Charaktere konstant zu halten und nicht in eine falsche Realität abzudriften, sagt Wanninger.

Viel Recherche, etwa über geschichtliche Themen, gehört für Wanninger für die Entwicklung seiner Kriminalromane dazu. Den Hohenasperg in seinem neuen Buch hat er nicht zufällig als Schauplatz gewählt. „Er ist für mich das Symbol für die Unterdrückung der geistigen Freiheit im Schwäbischen“, sagt er. Freidenker seien dort eingekerkert worden, vor allem im 18. Jahrhundert unter der Herrschaft des verschwenderischen Herzogs Carl Eugen von Württemberg. In „Schwaben-Teufel“ geht es auch um die Unterdrückung kritischer Stimmen und um Profitgier.

Immer fließen in der Schwabenkrimireihe aktuelle gesellschaftliche und politische Themen ein. So ist dieses Mal das zentrale Hintergrundthema die anstehende Verkehrs- und Landwirtschaftswende. Es geht um Raser in Stuttgart, um Abgasprobleme und die Beeinträchtigung des Menschen durch die moderne Technik. Die Ermittlungen führen die Kommissare mitten in ein Geflecht um die von mehreren Gerichten angeordneten Fahrverbote. Braig sieht sich bald mit einem unüberwindbaren Bollwerk skrupelloser Interessenvertreter konfrontiert, die vor nichts zurückschrecken – auch nicht vor einem weiteren Mord. Der Kommissar ist übrigens immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Auch wenn das im echten Polizeialltag wohl eher unwahrscheinlich ist, will der Autor seine eigene Lebensweise und Grundsätze einfließen lassen. Übrigens besitzt der Schriftsteller aus Überzeugung kein eigenes Auto.

In „Schwaben-Teufel“ wird die Leiche eines Unbekannten zu Füßen des Hohenaspergs unmittelbar vor dem Hof eines Landwirts gefunden, der als nicht einfacher Zeitgenosse bekannt ist. Der Mann hatte am Vorabend in einer live ausgestrahlten TV-Diskussion heftigen Streit mit einem Bauunternehmer, der seitdem wie vom Erdboden verschluckt scheint. Themen wie biologischer Anbau und vegetarische Ernährung werden angesprochen. Aufgrund seiner Ablehnung der Massentierhaltung ernähre er sich sehr bewusst und fleischarm, erzählt Wanninger. Seine Krimis sollen nicht blutrünstig daherkommen oder sich nur auf wilde Verbrecherjagden reduzieren. Natürlich sollen sie spannende Unterhaltung bieten, aber der Krimiautor will auch zum Nachdenken anregen. Der nächste Schwaben-Krimi ist schon in Arbeit. Er soll nicht ganz so ernsthaft, sondern ironischer und dialektbetonter sein, verrät Klaus Wanninger.

Info
Lesung in Waldrems

Am Freitag, 11. Oktober, um 19.30 Uhr liest Klaus Wanninger aus seinem neuen Schwabenkrimi „Schwaben-Teufel“ im Museums-Scheuerle in der Remsstraße 18 in Backnang-Waldrems.

Klaus Wanninger: „Schwaben-Teufel“. Kriminalroman. KBV-Verlag Hillesheim. 349 Seiten. ISBN: 978-3-95441-457-4. Verkaufspreis: 13 Euro.