Leichte Mädchen, Ufos und ein Banküberfall

Backnanger Theatergruppe „d’Mauldäschla“ tischen in ihrem neuen Stück „Grüne Männla“ dem Polizeichef eine Räuberpistole auf, um das Polizeirevier zu retten

Was haben leichte Mädchen, ein schwerer Banküberfall und eine schwer zu glaubende Ufo-Landung miteinander zu tun? Sehr viel, wie die Komödie „Grüne Männla“ zeigt. Die Backnanger Theatergruppe „d’Mauldäschla“ tischen in ihrem neuen Stück „Grüne Männla“ dem Inspektor eine Räuberpistole auf, um die Schließung des örtlichen Polizeireviers zu verhindern.

Leichte Mädchen, Ufos und ein Banküberfall

Deftige Dialoge, schwäbische Sprüche und eine mitreißende Dynamik: Die Zuschauer dürfen sich auf die Aufführungen freuen.Foto: A. Becher

Von Heidrun Gehrke

BACKNANG. Schnell wird klar, warum in dem bislang kriminalistisch unauffälligen Polizeirevier eine Katastrophenstimmung erweckt werden muss: Die Inszenierung einer Ufo-Landung, für die Weizenäcker mit kreisrunden Zeichen präpariert werden, folgt dem Zweck, den beiden Dorfpolizisten den Job zu retten. Denn der Inspektor will das Polizeirevier schließen, in dem außer ein paar Trunkenbolden und Dellen im Autolack der Hund begraben ist. Weil ihm die Dorfbevölkerung die Vielfalt des Verbrechens hervorragend vorzuspielen weiß, sieht zunächst alles so aus, als seien die beiden Polizisten unentbehrlich.

Um drei Handlungsstränge herum zeigt die Theatergruppe „d’Maultäschle“ im sechsten Jahr ihres Bestehens eine schnelle, geistreiche Komödie mit Niveau. Mit beachtlicher Theaterarbeit und originellen Regieeinfällen werden sie ihrem Ruf gerecht, auf feine statt feiste Pointen zu setzen, mit ausgewogenem Mienenspiel eine Geschichte zu erzählen statt mit maximaler Verbal-Flachheit Lacher zu erzwingen. „Wir spielen nicht Bauer, Knecht, Magd, sondern anspruchsvolle Geschichten“, stellt Regisseurin Marion Hettich klar. Sie tritt als Polizisten-Exgattin auf: Ihre Rolle changiert zwischen raffinierter Strippenzieherin und sympathischer Querulantin, die sie mit souveräner Bühnenpräsenz ausdrückt.

Die Handlungen entwickeln, begleitet von deftigen Dialogen und schwäbischen Sprüchen, eine mitreißende Dynamik; dabei bleibt kein Auge trocken. „Auf der Bühne wird es sehr lebhaft“, kündigt Marion Hettich an. „In jedem Akt sind viele Akteure zugleich auf der Bühne, viel Handlung, viele Positionswechsel.“ Das Timing sei die größte Herausforderung. Damit die Wege und Einsätze passen, üben sie in den Kulissen, die während der Probenphase stehen bleiben. „Wir können die Raumaufteilung von Anfang an mit reinnehmen ins Spiel“, so Marion Hettich. Das Wiederholen der Texte auf Original-Laufwegen komme der Textsicherheit zugute. Darstellerin Maren Schuster, die im bürgerlichen Leben als Bankkauffrau arbeitet, übt auch daheim im Gehen. „Ich stolziere mit dem Skript im Wohnzimmer herum, ich brauche die Bewegung, um den Text zu lernen“, sagt sie. Wolfgang Renz, im Stück Polizist Horst Waldaberger, privat Gas-Wasser-Installateur, spricht seinen Text auf ein Diktiergerät und hört ihn beim Autofahren, „bis er sitzt“. Erstmals mit einem Sprechertext befasst ist Rudi Scheufler: Der Neuzugang in der Truppe sagt, er lerne am Besten „im stillen Kämmerlein“. Bei seiner Premiere fällt ihm gleich eine Paraderolle zu: Rudi Scheufler war hauptberuflicher Kommissar und darf auf der Bühne Polizist spielen. Bei seinen Kontrollen des Polizeireviers bringt sich der Inspektor unterhaltsam ein. Sein gespielter Ärger über das ungebührliche Benehmen der Dorfbewohner sitzt schon bei den ersten Proben Anfang Januar souverän. Dass er zur Truppe dazugestoßen ist sei ein „Glücksfall“ für „d’Maultäschle“. Die vierte männliche Rolle habe ihnen lange gefehlt. „Jetzt endlich konnten wir das Stück aus der Schublade holen“, so Marion Hettich.

Seine Kontakte zum Polizeimuseum Großaspach haben der Truppe zudem zu Dienstkleidung und Accessoires fürs Bühnenbild verholfen. Vor der Kulisse einer außer Rand und Band geratenen Polizeistation entwickeln die Figuren in temporeichen Szenen und mit treffenden Pointen ihr illustres Eigenleben: Jonas Renz, noch keine 19 und damit der Jüngste im Team, gelernter Kaufmann, verschmilzt förmlich mit seiner Rolle des Hausmeisters. „Daheim muss ich aufpassen, dass ich keine Nägel irgendwo reinschlage, der Reflex ist schon da“, berichtet er lachend. Auch im Stück hat Jonas viel zu tun und bringt sich mit gestischen Kniffen und vollem Körpereinsatz ein. Körperliche Arbeit in einem anderen Sinne ist das Spezialgebiet von „Gisela“ alias Tanja Werner, der eine Doppelrolle als Kindergärtnerin und als angebliche Prostituierte zukommt: Die gelernte Handwerkerin, die im Alltag Schweißgeräte baut, „schweißt“ überzeugend das Prägende ihrer Figuren zusammen, die widersprüchlicher nicht sein könnten. Maren Schuster bringt mit überzeichneten Posen in der Rolle der Polizistinnen-Gattin Hannelore allerlei esoterische Eigenheiten zum Ausdruck. „Es gibt keine ähnlichen Charaktere bei uns, niemand hat eine Hauptrolle, alle spielen Hauptrollen“, fasst Marion Hettich die verschiedenen Spielweisen zusammen.

Info
Aufführungstermine

6. März: Stadthalle Backnang (19.30 Uhr)

7. März: Schumm Forum Murrhardt (19.30 Uhr)

8. März: Schumm Forum Murrhardt

(14 Uhr)

14. März: Festhalle Pleidelsheim

(19.30 Uhr)

20. März: Gemeindehalle Oppenweiler (19.30 Uhr)

21. März: Gemeindehalle Kirchberg (19.30 Uhr)

27. März: Bandhaus Backnang (20 Uhr)

28. März: Bandhaus Backnang (20 Uhr)

29. März: Bandhaus Backnang (15 Uhr)

Mitwirkende: Wolfgang Renz (Horst Waldaberger/Polizist); Maren Schuster (Hannelore/Frau von Horst Waldaberger); Jochen Seibold (Manfred Motzer/Polizist); Marion Hettich (Irmgard Motzer/Exfrau und Politesse); Rudi Scheufler, Inspektor Herrlinger; Tanja Werner (Kindergärtnerin Gisela); Jonas Renz (Dieter Kümmerle, Hausmeister);

Souffleuse: Simone Stange

Technik: Horst Hettich, Thomas Wiczorek

Regie: Marion Hettich.

Vorverkauf: Telefon 0177 8054084.