Menschenleere Raumsituationen

Johanna Jakowlev zeigt in der Galerie des Backnanger Helferhauses aufs Wesentliche reduzierte Malerei, Sergei Moser Linoldrucke

In der Reihe Doppelpass wird in der Galerie im Helferhaus eine neue Ausstellung eröffnet. Das Künstlerpaar Johanna Jakowlev und Sergei Moser zeigt Malerei mit architektonischen Schwerpunkten und großformatige Arbeiten aus Linolschnitten. Vernissage ist am morgigen Sonntag, 26. Januar.

Menschenleere Raumsituationen

Sergei Moser hat ein Faible für surreal anmutende Motive, Johanna Jakowlev für von jeglichem Detail befreite Arbeiten. Foto: A. Becher

Von Claudia Ackermann

BACKNANG. „S[ch]ichtwechsel“ heißt die Ausstellung auf zwei Etagen im Helferhaus. Der Titel habe gleich mehrere Bedeutungen, erklärt Johanna Jakowlev bei einem Vorabrundgang durch die Werkschau. Was die Arbeiten der beiden Künstler verbindet, ist, dass sie in mehreren Schichten entstehen.

Zart und hauchdünn trägt Johanna Jakowlev die Farben bei ihren Bildern übereinander gelagert auf. Sie benutzt eine grobe Leinwand. Bei ihrer Technik bleibt die Struktur des Untergrunds erhalten, und es entsteht eine interessante Wechselwirkung. Die klaren, architektonischen Formen wirken dreidimensional und sind vom Bauhaus inspiriert. Sie sind meist irgendwo verortet. Den Hintergrund bildet Landschaft, wie das Meer mit angedeuteter Bebauung an der Küste in dem Bild „Rückschau“. Die Lichtsituation und die Landschaft machen die Bilder stimmungsvoll.

Der Himmel als Kontrast


zu geometrischen Formen

Bei anderen Arbeiten stellt nur der Himmel einen Kontrast zu den geometrischen Formen her. Es fehlt bewusst jeglicher Bezug zur Größe der Objekte, unterstreicht die Künstlerin. „Sie könnten unendlich groß sein, sodass man hindurchlaufen könnte.“ Mit Überhängen und Durchblicken sind die Gebilde gestaltet und wirken wie Betonelemente. Aber vielleicht sind sie auch winzig klein wie Bauklötze. Etwa beim Bild „Boxen“ ist das nur eine Frage der Sichtweise.

Sergei Moser arbeitet bei seinen Werken mit Schichten aus Malerei und Linoldruck. Die surrealen Objekte könnten dem Bereich der Technik entnommen sein. Wie eine Anleihe an Science-Fiction mutet das Bild „Der Beobachter“ an. Sichtbar sind die Drucke der einzelnen Platten etwa im Bild „Spiegelturm IV“. Oft gibt es das Motiv in mehreren Farbkombinationen, aber jedes Bild ist ein Unikat. Der gemalte Hintergrund entsteht teilweise gelenkt und manchmal durch Zufallstechnik. Bei den großformatigen Arbeiten sind oft 30 Druckvorgänge nötig, erläutert der Künstler. Es wird manuell gedruckt mit Klopfen, Reiben oder Stampfen. Sergei Moser setzt auch schon mal das ganze Körpergewicht ein, weiß Johanna Jakowlev. „Kein Ende in Sicht“, heißt eines seiner vielschichtigen Werke. Teilweise greift der Künstler Formen wieder auf und schneidet Schablonen aus, mit denen er druckt. Es entstehen malerische Flächen. „Ich male durch Drucken“, sagt Sergei Moser. Das sei eigentlich schon ein Widerspruch in sich. Zu seinen großformatigen Linoldrucken sind außerdem kleine Zeichnungen des Künstlers zu sehen.

Die beiden Künstler sind auch im privaten Leben ein Paar. Sergei Moser wurde 1976 in Moldawien geboren und ist 1988 nach Deutschland übergesiedelt. An der Staatlichen Kunstakademie Stuttgart studierte er Kunsterziehung und intermediales Gestalten. Dort lernte er seine heutige Ehefrau Johanna Jakowlev kennen. Die 1980 in Stuttgart geborene Künstlerin studierte in ihrer Heimatstadt Malerei.

Heute lebt und arbeitet das Künstlerpaar in Bad Wimpfen, wo Sergei Moser außerdem als Kunsterzieher am Gymnasium tätig ist. Die beiden haben eine gemeinsame siebenjährige Tochter. Da schließt sich der Kreis zum Titel ihrer Ausstellung wieder. Beim künstlerischen Arbeiten und anderen Aufgaben sei auch schon mal ein Schichtwechsel nötig, schmunzelt die Künstlerin.

Am Sonntag, 26. Januar , wird die Ausstellung in der Galerie im Helferhaus in Backnang, Petrus-Jacobi-Weg 5, eröffnet. Die Vernissage beginnt um 11.30 Uhr. Eine Einführung hält Ulrich Olpp, zweiter Vorsitzender des Backnanger Heimat- und Kunstvereins. Die Werkschau kann bis 16. Februar besichtigt werden. Öffnungszeiten sind: Dienstag bis Freitag von 17 bis 19 Uhr, an Samstagen, Sonntagen und an Feiertagen von 14 bis 19 Uhr.