Mit 16 Jahren vor der Leinwand statt vor dem Computer

Raphael Schuster malt leidenschaftlich gerne Acrylbilder

Gesichter zeichnen könne er gar nicht, sagt Raphael Schuster. Aber Landschaften liebe er. Der 16-Jährige verbringt einen großen Teil seiner Freizeit vor der Leinwand, genießt es, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen, um diese mit viel Farbe zu Papier zu bringen. Einige seiner Werke durfte er schon einem Publikum präsentieren. Unter anderem war er vor einiger Zeit einer der Gastkünstler, die bei der Ausstellung des Vereins Kreatives Sulzbach an der Murr im Schloss Lautereck dabei sein durfte.

Mit 16 Jahren vor der Leinwand statt vor dem Computer

Eines der Lieblingsbilder von Raphael Schuster: „Straße zur Mitternacht“ heißt es. Fotos: J. Fiedler

Von Yvonne Weirauch

MURRHARDT/SULZBACH AN DER MURR. Es sei schon eine Ehre gewesen, als er vom Verein Kreatives Sulzbach an der Murr gefragt wurde, ob er anlässlich der Eröffnung der Heimatstube im Schloss Lautereck (wir berichteten) nicht auch ein oder zwei seiner Bilder ausstellen wolle, erzählt Raphael Schuster. „Mein Vater hatte als Profilbild bei WhatsApp eines meiner Bilder. Sein Chef ist Mitglied im Verein und hat so meinen Vater darauf angesprochen“, berichtet der 16-Jährige darüber, wie der Kontakt zustande gekommen ist. Sehr gefreut habe er sich, „diese Chance zu bekommen, die Bilder zu zeigen“, aber auch aufgeregt sei er gewesen, ob den „Dingen, die da auf mich zukommen“, sagt Raphael.

Vor allem, weil er zum ersten Mal seine Hochformate – seine Bilder im Format 1x1,40 Meter – öffentlich zeigen konnte. „Von den großen Bildern habe ich noch nicht so viele, bisher habe ich immer auf dem Format 50x70 gemalt.“ Er habe schon sehr früh angefangen, erzählt der Jugendliche. „In der Grundschule ging das eigentlich schon los, dass ich sehr gerne gezeichnet habe“, nickt er ganz überzeugt, während er spricht.

Was seine Freunde dazu sagen, dass er lieber malt, als beispielsweise am Computer zu spielen? „Naja“, sagt Raphael, „ich treffe mich ja trotzdem mit meinen Freunden, oft male ich erst abends, zwei bis drei Stunden.“ Er male viel aus dem Kopf heraus, „aber ich habe auch schon die Aussicht aus dem Esszimmerfenster aufs Papier gebracht“, sagt der Schüler des Murrhardter Heinrich-von-Zügel-Gymnasiums. Wie er ein Bild anfängt, könne er gar nicht so genau beschreiben: Er überlegt: „Es gibt keinen bestimmten Punkt, ich male einfach“, sagt er und zeigt auf ein Bild, das eine Frau mit einem bunten Rock darstellt: „Das Bild heißt ‚Frau mit Kleid‘ – da habe ich einfach gemalt, wie es mir in den Sinn kam, und entstanden ist ein ganz bunter Rock.“ An einem Bild hängt Raphael ganz besonders: „Straße zur Mitternacht“ hat er es getauft. Das Bild habe viele beeindruckt, sagt der 16-Jährige.

Die Akropolis hat Raphael aus dem Kopf gemalt

Was sofort auffällt: Raphael Schuster malt gerne Landschaften. Zwei seiner Bilder heißen „Naturhaus“ und „herbstliche Obstbaumwiese“. Auf weiteren Werken erkennt der Betrachter sofort, für welche Region sein Herz schlägt: Griechenland. „Meine Mama ist Griechin“, liefert Raphael die Begründung. Wenn er von seinem ersten Bild, das er auf ein größeres Format gemalt hat, erzählt, leuchten seine Augen: Santorin – „Ich finde dieses Dorf am Berg einfach schön.“ Ebenso begeistert ist er vom Burgberg: „Die Akropolis habe ich aus dem Kopf gemalt, weil wir ja schon oft da waren.“ Am einfachsten habe er es, wenn er etwas abzeichnen kann, gibt der 16-Jährige zu und lacht: „Aber das gilt nur für Landschaften oder Häuser. Menschen von vorne gehen gar nicht, Gesichter kann ich nicht.“ Raphael kann sich noch genau darin erinnern, dass er zu Beginn seiner Malleidenschaft nur mit schwarz gezeichnet hat. Angefangen habe er mit „kleineren Blättern“ und Bleistiftzeichnungen. Er zeigt seine Ergebnisse: Ohne Zweifel zu erkennen sind Papas Motorrad und das Brandenburger Tor. „Mittlerweile mag ich es aber lieber, mit Acryl zu zeichnen, denn mit Farbe ist alles viel lebendiger.“ In seinem Zimmer hat er ein kleines Gestell, auf dem er seine Leinwand platziert und dann loslegt. „Sehr kostspielig“ sei dieses Hobby nicht – noch nicht, sagt Raphael und lacht. Im Moment reiche im der Acrylmalkasten und genügend Papier.

Ob er vor hat, demnächst einem Verein, beispielsweise dem in Sulzbach an der Murr, beizutreten? Raphael schmunzelt: „Ich lasse mir damit noch etwas Zeit, dafür fühle ich mich noch zu jung.“ Aber ein Anreiz sei es allemal. Am meisten freut es den Jugendlichen jetzt erst mal, wenn er anderen mit seinen Bildern eine Freunde bereiten kann: „Ich selbst habe noch kein einziges Bild für mich gezeichnet“, sagt er lachend.

Seine Verwandten kämen in den Genuss, seine Bilder geschenkt zu bekommen. Das nächste Projekt hat Raphael schon vor Augen, und die extra weiße Acrylfarbe dafür schon besorgt: „Ich möchte einen Wald mit viel Schnee malen.“ Er blickt aus dem Fenster: „Aber das werde ich wohl auch wieder aus dem Kopf malen müssen – bei uns fehlt der Schnee ja noch.“

Mit 16 Jahren vor der Leinwand statt vor dem Computer

Hier hat Raphael die Akropolis gemalt.