Musik von Barock bis Bohemian Rhapsody

Schüler der Jugendmusikschule begeistern beim Jahreskonzert das Publikum im Backnanger Bürgerhaus

Wer sich ein Bild über die qualitativ hochwertige Jugendarbeit der Jugendmusikschule Backnang machen möchte, sollte die Jahreskonzerte nicht versäumen. Nun war es wieder so weit: Im gut gefüllten Walter-Baumgärtner-Saal des Backnanger Bürgerhauses saßen nicht nur stolze Eltern, Großeltern und Familienangehörige der jungen Musiker, sondern auch Musikliebhaber.

Musik von Barock bis Bohemian Rhapsody

Das Jugendsinfonieorchester Backnang unter der Leitung von Michael Unger präsentierte unter anderem das Stück „Pirates of the Caribbean“. Foto: J. Fiedler

Von Marina Heidrich

BACKNANG. Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass ein Konzert der Jugendmusikschule auch für „objektivere“ Ohren geeignet ist und den Zuhörern quer durch alle Musikrichtungen viel Freude bereitet. Den Auftakt machten die Kleinsten, das Nachwuchsstreichorchester „Frisch gestrichen“ unter der Leitung von Karin Holzinger. Violinen und Celli lieferten sich ein musikalisches „Ping Pong“ und boten die akustische Umsetzung von Sportereignissen aus der explizit für Kinder komponierten Suite „Going for gold“ von Kathy und David Blackwell.

Eine beeindruckende Anzahl an jungen Musikern stand auf der Bühne, als Blockflöten- und Querflötenensemble gemeinsam das Quartettino des Barockkomponisten Alessandro Scarlatti intonierten. Vor allem das Allegro wirkte durch seine mühelose Leichtigkeit.

Im Anschluss bewies das Blockflötenensemble unter der Leitung von Elisabeth Pirner mit der Interpretation der Suite „Mock Baroque“ des 2011 verstorbenen Briten James Duncan Carey, wie stilvoll und gleichzeitig witzig Tango, Shuffle und Baroque and Roll auf Flöten klingen kann.

Gitarrenlehrer Andrej Lebedev begann mit Mozart (das Allegro aus Divertimento), bevor er und seine Schüler die Zuhörer mit spanischen Klängen erfreuten und dadurch ein bisschen Sonnenschein in den nasskalten Oktobersonntag brachten. Spanish Romance (aus dem 19. Jahrhundert) und Pieter van der Staaks „In a Spanish Tavern“ nahmen die Backnanger Zuhörer mit auf eine Traumreise nach Andalusien. Das Streichquartett „Junior strings“ war durch Erkrankung zum Trio geschrumpft; kurz entschlossen sprang Lehrerin Karin Holzinger ein und so konnten sich die Zuhörer über das mystische Palladio von Karl Jenkins freuen. Jenkins, 1944 in Wales geboren, komponierte das Werk ganz im Stil des Barocks. Ursprünglich war das Stück nur als Untermalung eines Werbespots gedacht, entwickelte dann aber ein dynamisches Eigenleben.

Fällt der Begriff Ragtime, gibt es musikalisch spontan eigentlich nur eine Größe: den farbigen Komponisten Scott Joplin (1868 bis 1917), Pianist und Sohn einer Sklavin. Ungewöhnlich klang das Arrangement seines „The Ragtime Dance“, statt Klavierklänge begeisterte das Querflötenensemble mit seinen Instrumenten unter der Leitung von Thomas Eden. Grandios auch die Flötenversion von Queens „Bohemian Rhapsody“; in ungekürzter Fassung fingen die jungen Musiker alle Aspekte des Jahrhundertsongs ein. Nach der Pause stand das Jugendsinfonieorchester unter der Leitung von Michael Unger im Mittelpunkt. Zunächst begannen nur die Streicher mit Carl Stamitz’ Allegro assai aus dem Orchesterquartett in C-Dur. Dann verstärkten die Bläser Joseph Haydns Klavierkonzert D-Dur bei den beiden Sätze Un poco Adagio und Vivace. Hinreißend die herausragende Pianistin Yi Ling Pan, deren Klaviersolo alle begeisterte und die für Bravorufe sorgte. Das Allegro moderato, der erste Satz der Symphonie Nr. 7 „Die Unvollendete“ von Franz Schubert ist ganz großes Drama. Eine hoch emotionale Komposition, von der man bis heute noch nicht weiß, weshalb Schubert sie nicht beendete; immerhin entstand das Werk sechs Jahre vor seinem frühen Tod. Das Jugendsinfonieorchester fing die Atmosphäre perfekt ein. Einen optimalen Abschluss bildete die Filmmusik zu „Fluch der Karibik“. Mittlerweile war das Orchester durch die Rhythmusgruppe komplettiert. Das mitreißende Werk des deutschen Komponisten Klaus Badelt (geboren 1967) erhielt Zugaberufe und so verabschiedeten sich die Lehrer und Schüler der Jugendmusikschule noch einmal mit den Schlusstakten.