Neustart für Kultur im Tal

Über viele Jahre sorgte der Kulturkreis Bildungszentrum Weissacher Tal dafür, dass Kunst und Kultur im Täle nicht zu kurz kamen. Nach einigen organisatorischen Umbrüchen und den Wirren der Pandemie startet die Gruppe unter neuem Namen, aber mit viel Kontinuität wieder durch.

Neustart für Kultur im Tal

Andreas Vogel (rechts) ist sehr zufrieden mit der Auftaktveranstaltung „Klassik im Täle“ in der Gemeindehalle von Unterweissach. Foto: privat

Von Kai Wieland

Auenwald/Weissach im Tal. Der Begriff „Institution“ wird bisweilen inflationär verwendet, aber für den Kulturkreis Bildungszentrum Weissacher Tal ist er zweifellos zutreffend. Seit der Gründung im Jahr 1983 bot der Kulturkreis über viele Jahre hinweg vorwiegend regionalen, aber auch bekannten überregionalen Künstlern und Kulturschaffenden eine Bühne und bereicherte so das kulturelle Leben im Weissacher Tal.

Nachdem der Gründer und langjährige Leiter Rüdiger Frey im Jahr 2018 die Verantwortung schließlich abgab, folgte eine holprigere Phase mit personellen Umbrüchen und natürlich den Turbulenzen der Pandemie. Für das laufende Jahr hat die Gruppe jedoch wieder ein vielfältiges Kulturprogramm auf die Beine gestellt – wenngleich unter neuem Namen.

Neuer Name, viel Kontinuität

Der Neustart unter dem Namen Kultur im Tal hat vor allem strukturelle Gründe: Während der Kulturkreis von Rüdiger Frey aus dem Zweckverband Bildungszentrum Weissacher Tal – dem Träger der Weissacher Gesamtschule – heraus gegründet wurde und auch personell durch den fest angestellten Frey mit diesem verknüpft blieb, wurde diese Verbindung nun gelöst. Das Kulturprogramm wird jetzt ausschließlich ehrenamtlich von einer Gruppe Kulturbegeisterter organisiert und umgesetzt.

Ansonsten gibt es aber viel Kontinuität: Thomas Smolarczyk, ehemaliger Rektor des Schulzentrums Rudersberg, und Andreas Vogel, Musiklehrer an der Gemeinschaftsschule Leutenbach sowie Oboist in verschiedenen Orchestern, waren wie viele weitere der etwa 15 Mitglieder der Gruppe bereits im Kulturkreis aktiv. Sie sind maßgeblich in die Organisation der Veranstaltungen involviert, wobei sich Smolarczyk auf die Gemeinde Auenwald und Vogel auf die Gemeinde Weissach im Tal konzentriert. Perspektivisch soll auch die Gemeinde Allmersbach im Tal eingebunden werden, allerdings noch nicht im laufenden Jahr.

„Wir wollten zunächst einmal klein anfangen“, erklärt Thomas Smolarczyk. „Außerdem waren die Kommunikationswege und Strukturen in Weissach und Auenwald schon recht gut ausgebildet.“

Eine weitere Konstante ist die Organisationsform, denn es bleibt dabei, dass es sich bei Kultur im Tal nicht um einen Verein, sondern um eine Gruppe handelt, die in Kooperation mit den jeweiligen Gemeinden Kulturveranstaltungen organisiert.

Festhalten will die Gruppe außerdem am Grundkonzept des ehemaligen Kulturkreises: Es gibt Veranstaltungen aus allen Kunstsparten, vorrangig von Künstlern aus der Region, jedoch immer mit einem hohen Anspruch. „Regional bedeutet nicht minderwertig“, betont Thomas Smolarczyk. „Die Qualität muss passen.“

Ein stimmiger Mix

Beim diesjährigen Programm setzt die Gruppe neben musikalischen Pop- und Jazz-Veranstaltungen auf eine Lesung mit dem Thrillerautor Arno Strobel, auf eine Kunstausstellung von Britta Ischka mit Gemälden, Skizzen und Objekten in der Ratsscheuer Unterbrüden und auf das Märchenkonzert „Hänsel und Gretel“ in der Unterweissacher Gemeindehalle. Die Auftaktveranstaltung „Klassik im Täle“, bei der Andreas Vogel selbst bereits zum fünften Mal mit musikalischen Gästen auf der Bühne stand, lockte schon im März rund 170 Gäste in die Gemeindehalle. „Das war ein voller Erfolg“, sagt Vogel. „Diese Veranstaltung wird es auch zukünftig geben, mit immer neuen Gästen und einem wechselnden Programm. Es ist ganz einfach ein tolles Format.“

Ganzjährig begehbar ist außerdem der Skulpturenpfad in Unterweissach, der alle drei Jahre neu konzipiert wird. „Die nächste Eröffnung ist für Mai 2024 geplant, wir arbeiten gerade an der neuen Ausstellung“, verrät Donate Weiß, die sich, selbst Malerin und Zeichnerin, vor allem um die Kunstsparte im Programm kümmert. „Bei uns hat jeder sein Steckenpferd, manche beschäftigen sich auch mit mehreren Themen, je nach Interesse“, erklärt Andreas Vogel.

„Wir wollen auch immer wieder neuen Gesichtern eine Chance geben“

Vorschläge für Veranstaltungen werden von den Mitgliedern in die Gruppe eingebracht und diskutiert. Manchmal können bereits bestehende Kontakte genutzt werden, so wie mit Marie-Louise, die am 6. Mai im Bürgerhaus Unterweissach auftritt und schon zuvor Gast der Veranstaltungsreihe gewesen ist. „Wir wollen aber auch immer wieder neuen Gesichtern eine Chance geben, vor allem Nachwuchskünstler fördern und hin und wieder mal etwas Nischiges machen“, ergänzt Thomas Smolarczyk, der sich unter anderem in den sozialen Netzwerken auf dem Laufenden hält und dort interessante Künstler kontaktiert.

Dem Stammpublikum, das aus dem Umkreis von Backnang sehr zuverlässig zu sämtlichen Veranstaltungen komme, sei das durchaus zuzumuten, stimmt Andreas Vogel zu. „Es ist sehr breit aufgestellt und offen für vieles. Ein ganzer Abend nur mit moderner Kunst würde wahrscheinlich nicht funktionieren, aber immer bloß Bach zu spielen geht auch nicht. Es muss einfach ein stimmiger Mix sein.“

Zu viel riskieren darf die Gruppe dennoch nicht, denn die Finanzierung läuft nicht zuletzt über die Gemeinden. Diese hätten sich zwar durchaus offen dafür gezeigt, dass Kultur auch etwas kosten dürfe, aber natürlich in einem begrenzten Ausmaß, sagt Andreas Vogel. „Allzu rote Zahlen dürfen wir nicht schreiben, die Veranstaltungen sollten etwa auf null rauskommen“, ergänzt Thomas Smolarczyk.

Ohne das Ehrenamt geht es nicht

Die Kosten werden nicht zuletzt durch das ehrenamtliche Engagement so gering wie möglich gehalten. „Wir machen alles selbst“, sagt Smolarczyk. „Aufbau, Abbau, Karten abreißen, vor allem natürlich die gesamte Organisation und die Werbung... Das ist sehr zeitintensiv.“

Hier kommt eben doch noch einmal ein wesentlicher Unterschied zum Zweckverband zum Vorschein: Während Rüdiger Frey sich noch in Vollzeit dem Kulturkreis widmete und seine Nachfolgerin Gabriella Lambrecht zumindest zu 50 Prozent (die restlichen 50 Prozent flossen in die Bibliothek), wird Kultur im Tal vollständig ehrenamtlich auf die Beine gestellt.

„Da sind die Wertigkeiten teilweise noch nicht ausgewogen“, findet Donate Weiß. „In anderen Bereichen, etwa im Sport, ist dann manchmal plötzlich ganz viel Geld da. Kunst und Kultur sollten noch mehr gewürdigt werden. Wir sind aber zuversichtlich, dass dieses Bewusstsein noch kommen wird.“