Pe Werner beschert einen ironisch-weihnachtlichen Chansonabend

Mit ihrem Programm „Ne Prise Zimt“ tritt die Sängerin und Kabarettistin Pe Werner in der Auenwalder Gruschtelkammer auf. Der Abend voller Witz und weihnachtlicher Lieder begeistert das Publikum – und bringt die Zuschauerinnen und Zuschauer in Weihnachtsstimmung.

Pe Werner beschert einen ironisch-weihnachtlichen Chansonabend

Pianist Peter Grabinger begleitet Pe Werner bei ihren Liedern auf dem Klavier. Foto: Alexander Becher

Von Klaus J. Loderer

Auenwald. Schon der erste Beifall ist eine Stufe lauter und mit mehr Johlen unterlegt als sonst. Und so bleibt es den ganzen Mittwochabend, als Pe Werner als Gast der Gruschtelkammer in der Auenwaldhalle über die Winterszeit plaudert und dazu ihre weihnachtlichen Chansons singt.

Was es mit dem Programmtitel „Ne Prise Zimt“ auf sich hat, das erfährt das Publikum gegen Ende des gleichnamigen Lieds, in dem Pe Werner besingt, wie ihr plötzlich eine Erinnerung an ihre Großmutter und deren Rezepte aufblitzt. Das Lied ist – wie so oft bei ihr – sehr persönlich gehalten. Sie trifft dabei einen besinnlichen Tonfall, mit dem sie im Lied „Wie kommst Du übern Winter“ die Menschen, die sich Weihnachtsluxus eben nicht leisten können oder gar als Obdachlose kein warmes Heim haben, bedenkt.

Für viele Lacher sorgt auch die ironische und witzige Abarbeitung an Weihnachtskonsum und Winterkitsch. Abgesehen von vielen Zitaten mit eher andeutungsweise von Pianist Peter Grabinger eingespielten bekannten Weihnachtsliedern besteht das Programm fast ausschließlich aus von Pe Werner selbst geschriebenen Liedern. Erst zum Schluss kommt doch noch ein populärer Weihnachtssong, nämlich „Last Christmas“ – jedoch in eher kuriosen Variationen.

Das Publikum kichert mit

Zu den köstlichsten Momenten des Abends gehört eine Hommage an Auenwald: In dem harmlos beginnenden Lied „Weißt Du noch, wie der Winter roch?“ taucht nach einem jazzigen Klaviersolo von Peter Grabinger der Zusatz „in Auenwald“ im abgewandelte Refrain auf. Das Publikum kichert schon dazu, nicht ahnend, dass sich daraus dann der Zungenbrecher „Es gibt ein Mittelmittelmittelbrüden“ in bester Poetry-Slam-Manier entspinnt. Zwischendurch erzählt Pe Werner dann noch beiläufig, dass Pianist Peter Grabinger schon während der ganzen Tournee verzweifelt versuche, auf einem Weihnachtsmarkt eine Thüringer Bratwurst zu finden. Über mittelscharfen Senf gerät sie sodann schnell wieder zu „Mittelmittelmittelbrüden“, was das Publikum endgültig zum Ausrasten bringt. Wie gut diese improvisierte Session gelingt, amüsiert auch die Kabarettistin selbst: „Wenn man seit 32 Jahren in die Gruschtelkammer kommt, geht einem die Spielfreude eben durch.“

Pe Werner kommt nicht nur seit 32 Jahren zur Gruschtelkammer, sie war damals deren erster Gast überhaupt. Gruschtelkammer-Vorsitzender Charley Graf erzählt dazu verschmitzt, dass er sich damals „geärgert“ habe, weil sie bei einem Auftritt in der Hitparade leider keine Werbung für den Termin in Auenwald gemacht habe. Der Abend damals wurde trotzdem der fulminante Anfang einer erfolgreichen Kleinkunstreihe. Damit die Gruschtelkammer nun doch nicht so einfach endet, kündigt Graf an, dass er wohl doch nicht so ganz von der Kleinkunst lassen werde. Es soll auch in Zukunft noch Kleinkunst in Auenwald geben und so kündigt Graf an: „Wir zeigen den Gemeinderäten, wie das geht.“

Pe Werner träumt von einer „warmen Manteltasche mit einem Mann dran“

In ihrem Weihnachtsprogramm der anderen Art kommt Pe Werner vom Nikolaustag auf die kalte Jahreszeit. Auch wenn ein Lied „Lass es schneien“ heißt, so macht sie schnell deutlich, dass sie mit Schneematsch und Kälte nichts anfangen kann und träumt von einer „warmen Manteltasche mit einem Mann dran“.

Passend dazu lässt Peter Grabinger mit den hohen Tasten den Schnee sanft rieseln. Pe Werner blickt erwartungsvoll nach oben, also ob sie erwarten würde, dass Schneeflocken aus dem Bühnenhimmeln rieseln könnten. Das Publikum lässt sich gerne foppen. Zu dem Lied „Es ist zu kalt“ räkelt sie sich dann lasziv auf dem Flügel und erzählt, dass sie von ihrer Großmutter aufgrund ihrer Verfrorenheit schon als „Frostmotte“ bezeichnet worden sei.

Mit einer Parodie auf das Lied „Ein Stern, der meinen Namen trägt“ von Nik P. geht die Sängerin, Autorin, Schauspielerin und Kabarettistin ironisch die Winterwunderwelt an und kommt zu dem Phänomen, dass Weihnachtsartikel immer früher in den Läden zu finden sind. „Marzipan schmeckt erst im Dezember“, singt sie trotzig.

Eine Fastenkur soll in der Adventszeit nicht ganz so gut funktionieren

Auch die drei Säulen des Weihnachtsfests dürfen nicht fehlen: essen, essen, essen. Davon, dass eine Fastenkur in der Adventszeit aus diesem Grund nicht ganz so gut funktioniert wie zu anderen Zeiten, handelt das Lied „Wie bin ich bloß auf diese blöde Idee gekommen“, das mit einer fulminanten Tanznummer endet. Zum Thema Essen passt auch „Gans oder gar nicht“, eine Persiflage auf veganes Essen mit dem beruhigenden Refrain: „Es ist ’ne Tofugans, die kannst du essen.“

Auf einem Barhocker macht sich Pe Werner mit einem Buch bereit für eine Weihnachtsgeschichte. Loriots Gedicht „Advent“ über eine gruselige Geschichte in einem Försterhaus verfehlt seine Wirkung nicht. Die im Programm manchmal aus dem Off erklingende Männerstimme gehört Pit Lenz, der als Tonmeister nicht nur für Klangeffekte sorgt, sondern gelegentlich auch mitsingt.

Auch sich selbst nimmt Pe Werner auf die Schippe

Mit kleinen Parodien verfremdet Pe Werner Weihnachtslieder. Auch sich selbst nimmt sie auf die Schippe. Oder wie soll man es verstehen, dass sie, als Peter Grabinger die Titelmelodie der Krimiserie „Tatort“ intoniert, deutlich sichtbar gähnt – da spielt sie nämlich gelegentlich selbst mit.

Auch über die Notlösung bei ganz spätem Einkaufen von Weihnachtsgeschenken fällt ihr ein Lied ein über „Die die die Bahnhofsdrogerie“. Und natürlich darf das Thema Männer nicht fehlen, denn: „Ich bin schon viel zu lange ungeküsst.“ Wo man Männer mit „Kuschfaktor zehn“ findet, da hat sie den Tipp bereit: „Suchst du geparkte Männer.“ In diesem Duett ist auch einmal Pit Lenz sichtbar, der noch ein Mundharmonikasolo auf Lager hat. Natürlich sorgt Pe Werner mit ihrem trockenen Humor in den witzigen Liedern und ihren durchdachten Moderationen für zahlreiche Lacher. Doch das Programm machen zu einem nicht geringen Teil auch die besinnlichen Lieder aus. Dazu gehört auch das traurige Lied „Ich zünde die Kerzen nicht mehr an“ über den Verlust eines geliebten Menschen. Nach dem Beifall zu schließen, war der Abend der vorweihnachtliche Höhepunkt der Gruschtelkammer.