Raum für kreative Kräfte

Im Helferhaus eröffnet am Sonntag die neue Ausstellung „KraftRaum“ mit Werken von Peter Haußmann und Gerhard Hezel

„KraftRaum“ ist der Titel der neuen Ausstellung in der Galerie im Helferhaus. Der Bildhauer Peter Haußmann zeigt Skulpturen und Objekte, von Gerhard Hezel ist Malerei zu sehen. Die Vernissage findet am kommenden Sonntag um 11.30 Uhr statt.

Raum für kreative Kräfte

Gerhard Hezel vor „Der Bein-Stein der Quellenkönigin“ (links) und „Deutsche Zündwaren Monopolgesellschaft“ (rechts). Seine Werke setzen sich einerseits mit seiner Vergangenheit als Leichtathlet, aber auch mit der Wegwerfgesellschaft auseinander. Fotos: P. Wolf

Von Claudia Ackermann

BACKNANG. Als seinen „Kraftraum“ bezeichnet Peter Haußmann den Ausstellungs- und Experimentierraum bei seinem Atelier. Es ist der Raum, wo kreative Kräfte wirken und in den Objekten sichtbar werden. Potenzielle Kräfte können für ihn schon in einem Gegenstand selbst liegen. Was passiert, wenn sie freigesetzt werden? „Speer und Scheibe oder das Warten auf den Kampf“ ist etwa der Titel eines Objekts. Der Speer und die Wurfscheibe, die in einem Metallsockel verankert sind, sind eigentlich Sportgeräte. Doch es liege auch immer eine potenzielle Gefahr darin, so Haußmann bei einem Vorab-Rundgang durch die Ausstellung. Auch beim Objekt „Hammer, gesichert mit rotem Faden“ liegt dieser Gedanke zugrunde. Wenn die Sicherung wegfällt und Kräfte freigesetzt werden, kann dies zu Zerstörung führen.

Persönliche Gegenstände hat der in Weissach im Tal lebende Künstler in einem Objekt verarbeitet. Da ist die grobe Lederschürze, die er beim Schweißen trägt. Ein Schutzschild aus schwerem Metall ist dazu gefügt. Oft arbeitet er mit Helm. Bei diesem Objekt ist der Schutzhelm mit einer Feder verziert, was mit der Leichtigkeit und Verletzlichkeit einen Kontrast zu der Schwere der anderen Gegenstände darstellt. Bauhelme tauchen immer wieder in seinen Arbeiten auf, wie bei „Relikte einer Tischgesellschaft“. Verschiedene Helme hat er unterschiedlich gestaltet. Mal wirken sie kriegerisch mit geschmiedeten Metallspitzen ergänzt, dann wieder tragen sie ein Geweih. Unterschiedliche Charaktere drücken sie aus.

Kindheitserinnerungen finden genauso Eingang in die Werke wie Fundstücke aus Urlauben

Fundstücke hat Peter Haußmann in Objekten verarbeitet, wie ein rostiges Drahtseil, das er am Strand in Norwegen gefunden hat. „Treibsand“ ist der Titel des Wandobjekts, bei dem die scheinbar weiche, geschwungene Form durch die Spiegelung auf einer Glasplatte verstärkt wird. Tritt man allerdings beim Strandspaziergang auf diesen Gegenstand, erweist er sich als hart und gefährlich, fügt Haußmann an. Ebenfalls aus Norwegen hat er eine mächtige Metallkugel, die Fischer zum Beschweren ihrer Schleppnetze benutzen, mitgebracht. Auf einer Stange in der Höhe thront ein „Gipfelkreuz“, das mit Stofftüchern umschlungen ist, die an einen Verband erinnern. Ist das Gipfelkreuz wirklich das Ziel, das zu erreichen erstrebenswert ist?

Für Peter Haußmann ist die Vielschichtigkeit seiner Arbeiten wichtig, die für ihn übertragbar sein muss. Bei „Stuhl mit Eisenfuß“ hat er das fehlende Stuhlbein eines alten Sitzmöbels durch einen Eisenstab ersetzt. Es erinnert ihn an seine Kindheit in der Nachkriegszeit, als noch oft im Straßenbild Menschen mit Beinprothesen zu sehen waren.

Kindheitserinnerungen verarbeitet auch Gerhard Hezel in seinen Bildern. Der 1935 in Stuttgart geborene und in Waiblingen lebende Maler porträtiert Adolf Hitler als Kopf aus Stacheldraht. Stechend schwarz sind die Augen aus Kohlestücken, die Nase besteht aus einem Schweinsknochen. Ein Haarkämmchen deutet den charakteristischen Schnauzbart an.

Als Kino-Plakatmaler und Reklamemaler hat Gerhard Hezel in jungen Jahren eine Ausbildung gemacht und später Malerei an der Stuttgarter Akademie der bildenden Künste studiert. Eigentlich, weil er wissen wollte, was in der Kunst anders gemacht wird als in der Malerei seines Lehrberufs, wie er sagt. „Ich wollte der Kunst nachspionieren.“ Seit 1964 ist er als freischaffender Künstler tätig. In der Ausstellung sind Bilder zu sehen, die in einem Zeitraum von über 50 Jahren entstanden sind.

Zum Thema „KraftRaum“ hat der Maler, der Mitglied der Waiblinger Künstlergruppe ist, einen persönlichen Bezug. Er selbst war Leichtathlet. Aus dem Jahr 1968 stammt das Bild „Pokalschrank des VfL Waiblingen“. In einem Ölbild von 1969 hat er das „Stillleben mit Kraftsportgeräten“ mit Sportgeräten aus dem Bereich Hammerwerfen und Steinstoßen gemalt. Oftmals gehen seine Bilder in Richtung Fotorealismus, wie bei der Serie der Acrylbilder „Der Mensch ist seines Glückes Schmied“ mit Hammerarten aus verschiedenen Berufszweigen. „Des isch a Beißzang“ mit ausgearbeiteten Schatten, Spiegelungen und Oberflächenbeschaffenheit des Werkzeugs steht der Reihe gegenüber. Natürlich ist der Titel augenzwinkernd gewählt.

Zum Titel „KraftRaum“ gehört für Gerhard Hezel auch die Thematisierung der übersättigten Wegwerfgesellschaft in einer seiner neueren Arbeiten. Zwar bieten die Lebensmittel im Überfluss genügend Kraft, aber es bedarf einer neuen Kraftanstrengung bei der Müllbeseitigung. So wird die gelbe Tonne zur wohlbeleibten Konsumfigur, vollgestopft mit Müllbeuteln, die die Farben Deutschlands symbolisieren.

Die Ausstellung wird am Sonntag, 30. Juni,
um 11.30 Uhr im Helferhaus, Petrus-Jacobi- Weg 5, eröffnet. Eine Einführung hält Ernst Hövelborn, 1. Vorsitzender des Heimat- und Kunstvereins. Finissage ist am Sonntag, 21. Juli, um 16 Uhr mit den „Altos“ und ihren Rundgewichten. Öffnungszeiten der Galerie im Helferhaus sind: dienstags bis freitags von 17 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 19 Uhr.

Raum für kreative Kräfte

Peter Haußmann vor seinem Wandobjekt „Treibsand“. Das darin verarbeitete rostige Drahtseil hat er am Strand in Norwegen gefunden.