„Roland, wo ist der Frühstücksraum?“

Elisabeth Kabatek liest mit musikalischer Unterstützung von Susanne Schempp in Weissach im Tal aus ihrem jüngsten Roman „Chaos in Cornwall“.

„Roland, wo ist der Frühstücksraum?“

Neben Szenen aus „Chaos in Cornwall“ zeigten Elisabeth Kabatek (links) und Susanne Schempp auch musikalische und kabarettistische Einlagen. Foto: J. Fiedler

Von Carmen Warstat

WEISSACH IM TAL. Die sparsame Bühnendekoration fällt sehr britisch aus, sie beschränkt sich auf eine kleine Ausgabe der typischen roten Telefonzellen sowie ein Minirennauto mit dem Union Jack, versteht sich. Denn der Roman, aus dem an diesem Abend in der Gemeindehalle von Unterweissach gelesen wird, heißt „Chaos in Cornwall“ und entführt den Leser in eine der schönsten Landschaften Englands. Erschienen ist er Ende März dieses Jahres. Die Autorin Elisabeth Kabatek hatte damals 160 Karten für die Buchpremiere in Stuttgart verkauft, erzählt sie: „Ich brauch Ihnen nicht zu sagen, was dann passiert ist.“ Jedenfalls: „Das ist heute die allerallererste Lesung!“ Kabatek wirkt glücklich und bedankt sich überschwänglich für das Engagement der Gemeinde Weissach im Tal, deren Mitarbeiterin Madelaine Fischer „sich ganz toll gekümmert hat“. Was es mit ihrem T-Shirt-Aufdruck, der eine Katze zeigt, auf sich hat, verrät die Autorin nicht. „Das müssen Sie lesen, es hat natürlich mit dem Roman zu tun.“

Es sei in ihren Büchern bisher immer um Freundschaft gegangen und, ja – die Irrungen und Wirrungen der Liebe bleiben nicht auf der Strecke. Die kurzweilige Lesung stellt die Heldinnen Mabel und Margarete (Maggie) vor, beide weit jenseits ihrer Jugendjahre könnten die Frauen unterschiedlicher nicht sein: Eine englische Expunkerin, die heute ein Bed and Breakfast führt, trifft auf eine deutsche Spießerin mit einem Liebhaber, der sein Auto liebt, einen „Strich Acht“ immerhin. Maggie kann sich leider nicht an Rolands Schnarchen gewöhnen – sehr anschaulich und erheiternd wird dies beschrieben, und ihre Schlussfolgerung besteht darin, dass sie mit seinem Auto „abhauen“ muss. Sie tut es und wird verfolgt, sie trifft Roland wieder, in Mabels Pension nämlich, sie hat sich inzwischen aber in Chris, einen deutlich jüngeren englischen Biobauern, verliebt. Trotzdem erhält sie einen (lächerlichen) Hochzeitsantrag von Roland – es ist ein Chaos. Elisabeth Kabatek erzählt von einem fehlenden Frühstücksraum im Billighotel, lässt Maggie von „niedlichen kleinen Würstchen“ träumen, sie zeigt Touristen und Einheimische in einem typischen Pub und zeichnet den Charakter der Mabel in gewinnender Art, indem sie deren Liebe zum Punk in den Mittelpunkt stellt und der Figur einen ironischen Blick auf sich selbst mitgibt.

Um das in sich (zumindest scheinbar) widersprüchliche Cornwall-Punk-Milieu zu illustrieren, haben die Autorin und die Musikerin Susanne Schempp eine Dramaturgie entwickelt, die unterhaltsam und ideenreich das Publikum entzückt und für Kurzweil sorgt. Punkikone Patti Smith wird mit „Because The Night“ gecovert, sehr schlicht und zugleich gekonnt, Johnny Rotten von den Sex Pistols findet seinen Platz, ein Quiz wird eingebaut und mit einem Originaldialog zwischen Kundin und Verkäuferin in einem kleinen Laden an der Südküste Cornwalls eine kabarettistische Einlage vorgetragen – der Witz: Eine gefühlte halbe Stunde lang geht es ausschließlich um das Wetter – in feinstem Hochdeutsch, das hier wohl für das Standard English steht. Zum Abschluss spielen und singen Kabatek und die Schempp einen selbst geschriebenen Song über Freundschaft. „Never Had A Friend Like You“ wird sehr gefühlvoll vorgetragen, und so auch die Zugabe. „Wir hätten noch ein Liebeslied für Sie“, sagt die Romanautorin und stimmt gemeinsam mit ihrer Freundin John Legends „All Of Me“ an.