Stehende Ovationen für Spark im Backnanger Bürgerhaus

Meisterliches Zusammenspiel mit Überraschungen: Das Ensemble interpretiert Bach, Berio und Beatles neu.

Stehende Ovationen für Spark im Backnanger Bürgerhaus

Die Formation Spark hat in Backnang viele Fans, eines ihrer ersten Konzerte hatte hier stattgefunden. Foto: Alexander Becher

Von Klaus J. Loderer

Backnang. Eine Melodica in einem klassischen Konzert? Das Ensemble Spark geht mit den Werken der Musikgeschichte ziemlich frei um und interpretiert sie neu. Darum nennt sich das Quintett auch „klassische Band“. Für dieses Changieren zwischen den Stilrichtungen lieben die Fans die Gruppe. Dass es von diesen auch in Backnang etliche gibt, liegt auch daran, dass eines der allerersten Konzerte der damals neu gegründeten Band vor 15 Jahren in Backnang stattfand. Waren sie damals im kleinen Fritz-Schweizer-Saal des Backnanger Bürgerhauses aufgetreten, bot vergangenen Samstag der große Walter-Baumgärtner-Saal den Rahmen eines bejubelten Konzerts, bei dem Spark den Bogen von Johann Sebastian Bach über Luciano Berio bis zu den Beatles spannte.

Mit der Melodica brachte Daniel Koschitzki immer wieder einen ungewöhnlichen Tonfall in die Stücke. Wobei der Harmonikaklang durchaus gut zu Bachs Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ passte, mit dem Spark das Konzert eröffnete. Ansonsten teilte er sich mit Andrea Ritter die eindrucksvolle Batterie von Flöten in unterschiedlichen Größen. Koschitzki lockerte das Konzert auch mit seinen informativen Plaudereien auf. So erläuterte er die besonderen Spielweisen der Berio-Stücke, für das Publikum hilfreiche Informationen, da die Werke des italienischen Komponisten in Backnang eher selten zu hören sind.

Aber es machte den Reiz des Konzerts aus, dass Berios Stücke zwischen denen von Bach und den Beatles eingebaut waren. Bei „Sequenza XIV“ lernte man die ungewöhnliche Spielweise des Cellos kennen, das hier weder gestrichen noch gezupft wurde, sondern geschlagen wird. So entstand ein unerwartetes Zusammenspiel zwischen dem Saitenklang und dem Holzklang. Sein Violoncello als Trommel zu verwenden, gelang Victor Plumettaz ebenso virtuos wie die klassische Spielweise.

Dass Victor Plumettaz im Zentrum saß, war kein Zufall, ist der Cellist doch der Gründer des Quintetts. Mehrere Kompositionen aus seiner Feder waren im Programm zu hören, darunter als Zugabe „Scotch Club“. Der 1986 als Sohn einer ungarisch-schweizerischen Musikerfamilie geborene Musiker gründete das Ensemble 2007, als er an der Musikhochschule Karlsruhe Andrea Ritter und Daniel Koschitzki kennengelernt hatte. Von Plumettaz stammt auch „The Eternal Second“ nach dem Präludium aus der zehnten Partita des Barockkomponisten Christoph Graupners, mit dem der erste Teil des Konzerts effektvoll schloss.

Zu den im Konzert aufklingenden Stücken Bachs gehörten die bekannten Motive aus dem Rondeau und der Bourrée der zweiten Orchestersuite. Weitaus verfremdeter tauchte die Ohrwurmmelodie der Badinerie auf. Mit Jazz-Anklängen waren Bachs Präludium und Fuge versehen. Auch Vivaldi-Melodien konnte man entdecken. Das lag daran, dass Bach sich für das Concerto für vier Cembali durch den Meister in Venedig beeinflussen ließ. Natürlich hatte Spark es für das Quintett umgearbeitet. Auch Pianist Christian Fritz steuerte Stücke bei, darunter „Triple B“. „Neo Largo“ entstand mit barocken Motiven als Hommage an Bach. Den Beatles-Hit „Black Birds“ hatte Andrea Ritter neu arrangiert. Auch „Honey Pie“ und „Help“ erhielten bei Spark ihren ganz besonderen Klang. Modernisiert Spark Bach in seiner eigenen Weise, barockisiert das Ensemble die Beatles.

Unverfälscht erklangen dagegen Berios Werke, die ihre ganz eigene Virtuosität erfordern. Dem tonalen Bereich ist dessen „Wasserklavier“ verpflichtet. Ließ Christian Fritz eher den sanften Klang von Wasser erscheinen, hatte Stefan Balazsovics mit der Viola in „Sequenza VI“ geradezu Kaskaden zu meistern. Ebenso beherrschte Balazsovics auch die Violine. Zu den ungewöhnlichen Spielweisen gehörte Berios „Gesti“, bei dem Andrea Ritter an der Altblockflöte Finger, Lippen und Atem getrennt einsetzte, wodurch unerwartete Klänge entstanden. Auch ein Stück des in Stuttgart lebenden Komponisten Sebastian Bartmann war im Programm zu finden. Im Bürgerhaus waren fünf Virtuosen ihres Fachs zu erleben, die ein meisterliches Zusammenspiel boten und immer wieder für Überraschungen sorgten. Konventionelle Spielweise ist nichts für dieses Ensemble. Spark ist das englische Wort für Funke. Schnell sprang der Funke über. Mit Beifall im Stehen feierte das Backnanger Publikum das Ensemble.