Ein neues Online-Tool berechnet den CO₂-Fußabdruck von Kunstwerken – auch anhand moralischer Fragen. Am Samstag präsentiert Clair Bötschi seinen Rechner in Stuttgart.
Muss Kultur im klassischen Sinne nachhaltig sein?
Von Katrin Maier-Sohn
Kann Kunst CO2 sparen? Künstler und Kulturunternehmer Clair Bötschi hat ein Online-Tool entworfen, das auf absurde, aber kritische Weise den CO2-Fußabdruck von Kunstwerken berechnen soll. Sein Projekt hinterfragt provokant den aktuellen Nachhaltigkeitsdiskurs in der Kultur – insbesondere den Trend zur Bürokratisierung und Technokratisierung von Nachhaltigkeit. Dabei soll der CO2-Ausstoß nicht nur mittels realer Emissionen, sondern auch anhand moralischer, ästhetischer und kontextueller Fragen (zum Beispiel: Möchtest du mit deinem Kunstwerk die Welt verbessern?) berechnet werden.
Das Tool misst nicht Effizienz, sondern Haltung
Abgefragt werden die sechs Kategorien Produktion, Sichtbarkeit, Relevanz, Kapital, Opportunität und Verantwortung. Künstlerinnen und Künstler können den Rechner online nutzen und sich dann ein kostenloses CO2-Zertifikat für ihre Werke erstellen lassen. Die Ergebnisse sind zugleich ironisch und kritisch gemeint.
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„CO2-Rechner haben in der Industrie kaum etwas verändert – warum also sollten wir sie in der Kultur einfach übernehmen? Mein Tool misst nicht Effizienz, sondern Haltung. Es zeigt: Was wir berechnen, bestimmt, was wir für wahr halten“, sagt Bötschi. Der gebürtige Filderstätter stellt seinen Rechner am Samstag, 6.September, im Projektraum Kunst [ ] Klima im Rahmen von „Homeservice Ortstermine“ des Kunstvereins Neuhausen vor.
Projektraum Kunst [ ] Klima, Breitscheidstr. 104, Stuttgart-West, 6.9.25, 16-19 Uhr