Wenn die Flöhe Feste feiern

Seit sein Sohn und seine Tochter auf der Welt sind, fallen Stefan Wolters ständig Lieder für Kinder ein. Inzwischen hat er Enkel – und das zweite Buch mit Kinderliedern und -gedichten veröffentlicht.

Wenn die Flöhe Feste feiern

In Stefan Wolters Kinderbuch „Die Kleinen zuerst“ geht es lustig zu.

Von Melanie Maier

WEISSACH IM TAL. In Stefan Wolters Kinderbuch „Die Kleinen zuerst“ geht es lustig zu. Die Flöhe feiern ein Fest, die Buckelwale entdecken einen Schatz, der Wasserläufer geht zum Schuhverkäufer. 33 Kinderlieder und -gedichte hat der Liedermacher aus Cottenweiler in seinem zweiten Buch zusammengestellt, das im November von dem Mössinger Verlag Stellaplan veröffentlicht wurde.

Ein Coronaprojekt? „Nein. Die Lieder sind schon vor Jahren entstanden“, sagt Wolters. Mit einem bunt gestreiften Schal um den Hals und einer weißen FFP2-Maske über dem Mund und der Nase sitzt der 64-Jährige auf seiner Terrasse. Es ist ein kalter, sonniger Vormittag. Eine halbe Stunde kann man es gut aushalten im Freien. Vor allem, wenn man, wie von Wolters Terrasse, so schön auf die Wiesen hinter Cottenweiler blickt.

Im Rems-Murr-Kreis ist Wolters in erster Linie als Liedermacher mit Songs für Erwachsene bekannt. Und als Lehrer, seit 16 Jahren unterrichtet er Deutsch und Geschichte/Gemeinschaftskunde an der Eduard-Breuninger-Schule in Backnang. Musiziert habe er eigentlich schon immer, sagt Wolters. Bis er eigene Texte schrieb, dauerte es aber eine Weile. Die ersten selbst getexteten Songs für Erwachsene entstanden vor ungefähr 20 Jahren, die ersten für Kinder vor 35. Seit sein Sohn und seine Tochter geboren wurden, fallen ihm ständig Kinderlieder ein, sagt Wolters.

Einige von ihnen, aus der Mitte der 80er-Jahre, hat er 2015 im Eigenverlag veröffentlicht. „Das Mäusefest“ war ein Herzensprojekt von Wolters und seinem langjährigen Freund Orlando Morrone, einem Waldorfschullehrer aus Bonn. Er bebilderte die Musikstücke.

Die Illustrationen in Wolters neuem Buch stammen von Marlene Bucka. Die 28-Jährige aus Lörrach ist Dozentin am SAE-Institut in Zürich, einer privaten Bildungseinrichtung für die Bereiche Audio, Film, Web und Game. An „Die Kleinen zuerst“ hat Bucka vor allem am Wochenende gearbeitet. Es war ihr erstes Projekt im Kinderbuchbereich, eine „schöne, spannende“ Erfahrung. „Ich mag es, Verschiedenes auszuprobieren“, sagt die Illustratorin am Telefon. Dabei habe sie sich gar nicht so sehr aus ihrer Komfortzone herausbewegen müssen: Tiere habe sie immer gern gezeichnet.

Die Arbeit an dem Buch dauerte rund eineinhalb Jahre.

In „Die Kleinen zuerst“ sind sie sehr realitätsnah dargestellt. Sie sehen aus, als wären sie mit Wasserfarben gemalt, sind aber am Computer mithilfe von Fotoreferenzen entstanden. Ungefähr 30 bis 40 Minuten hat Bucka für jede der Zeichnungen gebraucht, etwa doppelt so lange für die anschließende Kolorierung.

Für Stefan Wolters war es jedes Mal „wie Weihnachten“, wenn ihn eine E-Mail von Bucka mit neuen Illustrationen erreichte. Von ihrem Stil sei er gleich sehr angetan gewesen: „Ich fand ihn ganz großartig.“

Insgesamt dauerte die Arbeit an dem Kinderliederbuch rund eineinhalb Jahre – von der Idee über die erste Leseprobe, die Zusammenstellung der Werke sowie deren Bebilderung bis zur Aufnahme in einem Tonstudio in Tübingen. Gesungen und Gitarre gespielt hat Wolters selbst. Eine CD liegt „Die Kleinen zuerst“ bei, die Noten zum Nachspielen und Nachsingen stehen jeweils neben den Liedern.

Welche es ins Buch schaffen, hat der Autor nicht ganz allein bestimmt. An der finalen Auswahl seien seine „4,9 Enkelkinder“ maßgeblich beteiligt gewesen, sagt Wolters. „Der fünfte Enkel kommt erst in drei Wochen zur Welt“, erklärt der Weissacher Liedermacher.

Da seine Tochter in Köln, der Sohn im bayerischen Kaufbeuren lebt, sieht er seine Enkel zwar nicht oft. Doch über das Internet fällt ihm das Kontakthalten leicht. Seine neuen Werke schickt er als Audiodatei über WhatsApp, die Enkel kommentieren.

Auf ihre Meinung lege er sehr viel Wert, sagt der (noch) vierfache Großvater. Und die sei nicht immer unkritisch: „Manchmal bibbere ich schon ein wenig, wenn ich die Lieder verschicke.“ In der Regel falle das Urteil aber positiv aus: Ein Enkel habe eines der Gedichte schon auswendig gelernt, die Enkelin in Bayern tanze gern zur Musik.

Heiter und beschwingt, manchmal auch ein bisschen nachdenklich klingen die Töne in „Die Kleinen zuerst“, in dem die Tiere sich, wie bei Joachim Ringelnatz, sehr menschlich verhalten. Und die Lieder über sie gehen Wolters so schnell nicht aus. „Manche fallen mir einfach so ein, die schreibe ich in ein paar Minuten auf. Für andere brauche ich gefühlt ein ganzes Leben“, sagt er. „Welche am Ende besser sind, kann man oft gar nicht sagen.“ Auch für Erwachsene schreibt Wolters noch Songs. Ein neues Bühnenprogramm sei schon fertig. Wann es aufgeführt werden kann, hängt nun vor allem von der Coronapandemie ab. Derzeit hat Wolters fast keine Außenkontakte, was er nicht nur schlecht findet. „Dass alle ein bisschen entschleunigen, ist sozusagen ein Kollateralnutzen“, sagt er und lächelt.

Aus dem Vorrat an Kinderliedern, den er über die Jahre gesammelt hat, möchte Wolters ebenfalls ein neues Projekt angehen: Das nächste Buch mit Kinderliedern ist bereits geplant. Zwei Jahre Zeit gibt sich der Autor bis zur Veröffentlichung. Die Lieder sollen in Ruhe reifen.

Stefan Wolters: „Die Kleinen zuerst. 33 lustige Tierlieder und Tiergedichte für Kinder“. Zu haben über www.stellaplan.de. Preis: 19,80 Euro.

Wenn die Flöhe Feste feiern

Wenn die Flöhe Feste feiern

Die Illustratorin Marlene Bucka. Foto: M. Bucka