Buchtipp: Der Wandel des Büros

Wilder Ritt durch die Büroarchitektur

Das Buch „The Office of Good Intentions. Human(s) Work“ gibt Einsichten in die moderne Arbeitskultur. Eine Bürogeschichte im Wandel der Zeit.

Wilder Ritt durch die Büroarchitektur

Dieses Büro mit grandiosem Ausblick ziert das Cover des Buches „The Office of Good Intentions. Human(s) Work“.

Von Andrea Jenewein

Rund ein Drittel unserer kompletten Lebenszeit verbringen wir an unserem Arbeitsplatz – und da heute fast jeder Zweite als Büroangestellter tätig ist, somit im Büro. Arbeiten ist nach dem Schlafen die zweithäufigste Beschäftigung und damit verbringen wir im Büro mehr Zeit als üblicherweise mit dem Partner, der Familie oder mit Freunden.

Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich die Architekten Florian Idenburg und LeeAnn Suen gemeinsam mit dem Fotografen Iwan Baan in dem beim Taschen-Verlag auf Englisch erschienen Buch „The Office of Good Intentions. Human(s) Work“ auf eine Reise – oder vielmehr einen wilden Ritt – durch eine umfangreiche Sammlung von Objekten, Systemen und Gebäuden begeben, die seit dem Aufkommen des Internets den amerikanischen Büroraum prägen: allesamt Dinge, die sicherlich mit guter Absicht etabliert wurden, wie der englischsprachige Titel des Buches schon verrät, aber dieses Versprechen nicht immer eingelöst haben.

Am Beispiel von Geschichten und Gedanken legen Idenburg und Suen die Beziehungen zwischen Raum, Arbeit und Menschen frei, erforschen die Absichten und Kräfte hinter der Entwicklung des Bürodesigns für den arbeitenden Menschen. In zwölf Essays untersucht dieses Buch die räumlichen Typologien und globalen Phänomene, die das Büro während des vergangenen halben Jahrhunderts geprägt haben.

Sie beschäftigen sich unter anderem mit der Rückkehr der Arbeitervereine, dem Aufstieg des Firmenfests, der Abschaffung der Stechuhr und der Gestaltung von Spielplätzen am Arbeitsplatz. Sie radeln durch die radikalen, verspielten Räume für digitale Werbeweltnomaden des kanadisch-amerikanischen Architekten und Designers Frank O. Gehry, taumeln unter dem Gewicht von Stapeln von Lochkarten, fühlen die Passform ihrer Körper im berühmten Bürostuhl Aeron Chair von Don Chadwick and Bill Stumpf und führen Telefonate im Bett des ehemaligen Chefredakteurs des US-amerikanischen Männermagazins „Playboy“ Hugh Hefner.

Fotografische Essays von Iwan Baan liefern visuelle Nutzungsanalysen bekannter Büroprojekte, wie Marcel Breuers IBM-Campus in Florida und den Atriumgarten der Ford Foundation in Manhattan.

Die Arbeit als spielerischer Prozess

Dieses Buch nähert sich mit Neugier und Skepsis Räumen und Lösungen für das menschliche Arbeiten und verfolgt den Wandel von der Arbeit zum Beruf und von der Lochkarte zum „Playbor“, jenem Phänomen, das Arbeit als spielerischen Prozess sublimiert und sich aus „play“ (Spiel) und „labor“ (Arbeit) ableitet. Es beschreibt den Weg unserer heute erlebten Erfahrungen in eine unvorhersehbare erdachte Zukunft.

Info

Bibliographie„The Office of Good Intentions. Human(s) Work“,von Florian Idenburg, LeeAnn Suen, Iwan Baan. In englischer Sprache. Taschen-Verlag. 592 Seiten. 50 Euro.

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Arcosanti, einer Experimentalstadt auf der Basis einer Stadtutopie. Sie wurde 1970 von dem Architekten Paolo Soleri in der Wüste von Arizona, gut 100 km nördlich von Phoenix, gegründet. Der Plan sah eine Kapazität von 5000 Einwohnern bei Fertigstellung vor.

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Kochen oder arbeiten? Auch die Büros in Arcosanti sind experimentell und ungewöhnlich. Arbeiten wird zum integrierten Teil des Lebens – und Wohnens.

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TBWA\CHIAT\DAY in Los Angeles, California: eine Werbeagentur, entworfen von Clive Wilkinson Architects.

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In dieser Werbeagentur geht es bunt und eher informell zu – und auch der Hund darf mit zur Arbeit.

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IBM verlagerte 1967 eine seiner Computer-Entwicklungen nach Boca Raton, Florida. Das Herzstück des Quartiers bildet ein sechseckiger Hof mit einem künstlich angelegten See in der Mitte. Eine geometrische Pfeilerkonstruktion ist das Kennzeichen des Y-förmigen Baus des Architekten Marcel Breuer.

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1981 wurde in den Büros in Boca Raton der IBM-PC entwickelt.

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Das Salk Institute for Biological Studies ist eine in La Jolla, einem Vorort von San Diego in Kalifornien, angesiedelte Forschungseinrichtung. Architekt ist Louis I. Kahn.

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Der Gründer Jonas Salk wollte eine Anlage schaffen, in der Forscher leben und arbeiten können. Eine Umgebung, die eine völlige Konzentration ermöglicht und fördert. Die privaten Büros sollten den Vorlieben der Mitarbeiter entsprechend angepasst werden können.

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Das National Center for Atmospheric Research ist ein US-amerikanisches Forschungsinstitut aus dem Bereich der Atmosphärenwissenschaften.

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Das National Center for Atmospheric Research wurde 1961 vom modernistischen Architekten I. M. Pei entworfen.

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Die Büros des Forschungsinstituts sind so konzipiert, dass sie den Blick auf die Berge von Boulder, Colorado, öffnen.

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PA Technology Center, East Windsor, New Jersey: Die Rohre und Ka­näle der haus­tech­ni­schen An­la­gen tragen die Hand­schrift des Architekten Richard Rogers.

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The Ford Foundation Center for Social Justice ist ein 12-stöckiges Bürogebäude in East Midtown Manhattan in New York City. Der Architekt Kevin Roche und sein Partner John Dinkeloo griffen zu einem Mix aus Stahl, Messing, Holz, Leder und Vegetation.

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Das Ford Foundation Building wurde sowohl nach seiner Fertigstellung als auch nach der Renovierung für sein Design gelobt.