Einzige Deutschlandkonzerte

Viva Las Vegas! So gut sind die Shows von Usher in Berlin

Zwischen Sexspektakel und Selbstfindungstrip: Fotos und Kritik vom ersten der drei exklusiven Deutschlandkonzerte des R&B-Superstars Usher in der Berliner Uber Arena.

Viva Las Vegas! So gut sind die Shows von Usher in Berlin

R&B-Superstar Usher bringt ein bisschen Las Vegas nach Berlin.

Von Gunther Reinhardt

Mr. Raymond hat den Blues. Der Mann, den alle nur mit seinem Vornamen, Usher, ansprechen, steht einsam auf der runden Bühne, die mal Laufsteg, mal Rollschuhbahn ist, und schüttet am Donnerstagabend seinen Fans in der ausverkauften Uber Arena in Berlin sein Herz aus.

Während hinter ihm seine Tänzerinnen und Tänzer ihren Spaß zu haben scheinen, in riesigen Schattenspielen ziemlich explizit sexuelle Praktiken vorführen, muss Usher in ultrahocherhitzten R&B-Balladen wie „Nice and Slow“ oder „U Got It Bad“ den Barry White mimen, der den Soundtrack für eine laszive Show liefert. Ihm bleibt nur sein Mikrofonständer, um sich abzureagieren. Am Ende gießt er sich zur Abkühlung auch noch eine Flasche Wasser über den Kopf. „Climax“, so der Titel des Songs dazu, geht eigentlich anders.

Choreografien als Beischlafsimulationen

Bei der ersten von insgesamt drei exklusiven Deutschlandshows, die der 46-jährige US-Superstar in Berlin gibt, präsentiert sich Usher als ein ganz anderer als der, der er war, als er sich vor vielen Jahren auch mal nach Stuttgart verirrt hat. Wer alt genug ist, um beim Auftritt im Juni 2004 in der Schleyerhalle dabei gewesen zu sein, wird sich noch daran erinnern, dass die Show, mit der Usher die Veröffentlichung seines Grammy-prämierten Albums „Confessions“ feierte, ebenfalls eine Vorliebe für Choreografien hatte, die Beischlafsimulationen darstellten. Allerdings spielte der junge Usher da noch gerne ganz unironisch den Sexprotz, der sich im Zentrum erotisch aufgeladener Szenarien vergnügt. Damals glich die Show einer feuchten Coming-of-Age-Jungs-Fantasie. Heute wirkt das Ganze, selbst wenn sich die Bühne in einen Stripclub verwandelt, wie ein wehmütig-ernüchterter Blick zurück.

Usher, der 2024 auch für die Super-Bowl-Halbzeitshow verantwortlich war, ist erwachsen geworden. Die über zwei Stunden lange „Past Present Future“-Show führt das vor. Zwischen Las-Vegas-Glitzerspektakel, Erotikshow und Hitrevue verbirgt sich ein Selbstfindungstrip: Wie wurde aus Raymond Usher IV. der Mann, der er heute ist? Auf dem gigantischen Videowürfel, der manchmal Teil der Bühne wird, ist Usher immer wieder auf Fotos und in Videoschnipseln aus allen Lebensphasen zu sehen. Er spricht auch über seinen Vater und das eigene Vatersein.

Weißer Pelzmantel oder BDSM-Lederkluft

Mal handelt es sich um Archivmaterial, mal wurde dieser Usher am Computer generiert, mal spricht er als Teenager über seine Pläne, mal blickt ein Usher aus dem Jahr 2044 zurück auf sein Leben und verrät, was er anders hätte machen sollen. Dazwischen taucht immer wieder eine Computerstimme auf, die mit dem Mann auf der Bühne Was-wäre-wenn-Spiele macht. Die Show ist eine futuristisch dekorierte Zeitreise, springt ständig zwischen den verschiedenen Phasen in Ushers Karriere hin und her, erweist sich als eine Art Autobiografie in Bild und Ton, ein Musical über das Leben Ushers – mit ihm selbst in der Hauptrolle.

Rechts und links vom Videowürfel gibt es Platz für eine furiose Band: Über 30 Songs haben sie an diesem Abend im Programm. Wer nicht aufpasst, verliert da schnell den Überblick, kaum hat sich ein R&B-Hit zum Refrain gesteigert, ist schon der nächste dran. Kaum hat man sich an Ushers schrille Kostümierung gewöhnt – vom Cyberspace-Raumanzug über den weißen Pelzmantel und die BDSM-Lederkluft bis zum silbernen Glitzer-Outfit, bei dem selbst die In-Ear-Kopfhörer wie Diamanten blitzen –, hat er sich schon ausgezogen, um mit nackten Oberkörper über die Bühne zu tanzen.

Cocktailkirschen für weibliche Fans

Zum Erwachsenwerden des Mannes, der achtmal mit einem Grammy ausgezeichnet wurde, zählt auch, dass zwischen den Posen der Hypermännlichkeit, der sexuellen Suggestion und der exzentrischen Verkleidung Selbstironie lauert. Etwa wenn er kurz „Call Me a Mack“ singt, diesen Hit, der ihn als 14-Jährigen berühmt machte, und sich Baseballcap und Baggy-Jeans anzieht. Wenn er sich auf der Bühne von Assistentinnen seine schwere Goldkette mit dem U-Schriftzeichen umhängen lässt und seine eigene Eitelkeit ad absurdum führt. Oder wenn er gegen Ende der Show durchs Publikum geht, Frauen mit Cocktailkirschen füttert und loslachen muss, als eine ihm so lasziv ihre Zunge entgegenstreckt, dass er merkt, wie albern ist, was er da tut.

Im Finale der Überhit „Yeah!“

Die Show arbeitet derweil immer wieder grandios mit Laserprojektionen, das Tanzensemble vollbringt akrobatische Höchstleistungen und macht dem Cirque du Soleil Konkurrenz, wenn es bei „Love This Club“ auf Rollschuhen über die Bühne wirbelt. Aber das Gute an dieser von Ushers Las-Vegas-Gastspielen inspirierten Show ist, dass sie nie von den Songs ablenkt, nicht mit ihnen konkurriert, sondern diese stets effektiv in Szene setzen. Beim Prince-Soundalike „You Don’t Have To Call Me“ genauso wie beim in cooles Blau getunkten „New Flame“. Und natürlich auch dann, wenn vorm Finale mit David Guettas „Without You“ erneut Rollschuhe angeschnallt werden und zur fiesen Synthiemelodie des Überhits „Yeah!“ alles funkelt und blitzt – und man dann kurz den Eindruck hat, doch noch einmal den Usher des Jahres 2004 vor sich zu haben.

Tournee und Tickets

Usher tritt noch einmal im Rahmen seiner „Past Present Future“-Tournee am Freitag, 2. Mai, (ausverkauft) sowie am Sonntag, 4. Mai in der Uber Arena in Berlin auf. Es sind noch wenige Tickets hier verfügbar. Mit Konzerten am 6. und 7. Mai in London endet dann die Tour, die am 20. August 2024 in Washington, D.C., begonnen hat. Der Konzertfilm „Usher: Rendezvous in Paris“ dokumentiert den Auftritt Ushers, der während der Tour in Paris stattfand.

Viva Las Vegas! So gut sind die Shows von Usher in Berlin

Eindrücke vom Konzert des US-Superstars Usher in Berlin

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Eindrücke vom Konzert des US-Superstars Usher in Berlin

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Eindrücke vom Konzert des US-Superstars Usher in Berlin

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Eindrücke vom Konzert des US-Superstars Usher in Berlin

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