Neu im Kino: „Tanz der Titanen“

Zombies beim Staatstreffen

„Tanz der Titanen“ ist eine Horror-Science-Fiction-Polit-Farce über einen aus dem Ruder laufenden G7-Gipfel – mit Cate Blanchett als deutsche Kanzlerin in einer Extremlage.

Zombies beim Staatstreffen

Fiktives G7-Treffen. In der Mitte: Cate Blanchett als deutsche Kanzlerin.

Von Kathrin Horster

Ein G7-Gipfel ist eine äußerst ernste Angelegenheit. Da kommen die Staatschefs der sieben wohlhabendsten liberalen Demokratien zusammen, um sich zu beraten. Nur: Über was eigentlich? Dieses Vakuum, nicht zu wissen, was hinter den verschlossenen Türen eines solch exklusiven Gipfels geschieht, hat die kanadischen Brüder Evan und Galen Johnson mit dem Filmemacher Guy Maddin zu einer filmischen Fantasie mit dem deutschen Titel „Tanz der Titanen“ (Originaltitel: „Rumours“) inspiriert.

Persönliche Probleme behindern die Politprofis

Man begegnet darin einem eleganteren Abbild der vergangenen deutschen Bundeskanzlerin, die hier Hilda Ortmann (Cate Blanchett) heißt und ihre Amtskollegen aus Japan, Kanada, Großbritannien, Frankreich, den USA und Italien im Erholungsort Dankerode begrüßt, um gemeinsam an einem Plan zur Eindämmung aktueller Krisen zu tüfteln. In der Realität gibt es davon mehr als genug, im Film geht es den Politprofis jedoch weniger um die Verwerfungen der Welt als um persönliche Probleme.

Der kanadische Premier Maxime Laplace (Roy Dupuis) wirkt abgelenkt von Beziehungsfragen, während der US-Präsident Edison Wolcott (Charles Dance) mit den Zeichen seines greisen Alters zu kämpfen hat. Immerhin hirnt die Britin Cardosa Dewindt (Nikki Amuka-Bird) mit dem Franzosen Sylvain Broulez (Dénis Menochet) über einem politischen Thesenpapier – vergeblich.

Als nach dem Fund einer Moorleiche das gesamte Personal vom Tagungsort verschwunden und die Telekommunikation zur Außenwelt unterbrochen ist, kommt Panik auf: Haben etwa radikale Demonstranten einen Anschlag auf die Veranstaltung geplant? Oder um welche finsteren Gestalten könnte es sich auf dem Gelände handeln?

Man ahnt es: Wirklichkeitsnah geht es nicht zu in dieser Horror-Science-Fiction-Polit-Farce über ein aus dem Ruder gelaufenes Treffen von Staatsvertretern, die in einigen wenigen Charakter- und Körpereigenschaften real existierenden Personen ähneln könnten, aber nichts Substanzielles mit bekannten Politgrößen gemein haben.

Klamauk oder Satire?

Vielmehr geht es den Machern darum, Politiker als menschliche Jedermänner und -frauen zu entblößen, denen in keiner Sekunde die Lösung einer Staatskrise zuzutrauen ist. Die ist in diesem Fall zwar sehr unrealistisch nicht einem Krieg, dem Klimawandel oder Rechtsruck zuzuschreiben, sondern der Erscheinung untoter Wesen und eines riesenhaften Gehirns, das im Park vor sich hin pulsiert. Weniger angsteinflößend als die Wirklichkeit ist das surreale Setting trotzdem nicht. In dieser bedrohlichen Extremlage will der Kanadier ausgerechnet Liebe und der Amerikaner nur sterben. Ein Albtraum, der in absurden Klamauk abzudriften droht, sich aber mit einem starken Finale zurück ins Reich der Satire rettet. Demonstranten, Funklöcher, Zombies, alles halb so wild. Nur vor hilflosem Blabla versammelter Politiker sollte man sich fürchten.

Tanz der Titanen. Kanada, Deutschland 2024. Regie: Evan und Galen Johnson, Guy Maddin. Mit Cate Blanchett, Charles Dance. 118 Minuten. Ab 16 Jahren.