Zum Abschluss der Winterkulturtage tritt Wendrsonn in Weissach im Tal auf

Hinter der Band Wendrsonn liegt ein schwieriges Jahr: Mitgründer Markus Stricker spricht über den Tod des Bassisten Ove Bosch, die Folgen der Pandemie und wie es für die Gruppe nun weitergeht.

Zum Abschluss der Winterkulturtage tritt Wendrsonn in Weissach im Tal auf

Zum Abschluss der Winterkulturtage tritt die Band in Weissach im Tal auf. Foto: Wendrsonn

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Das Jahr 2022 war für die Mitglieder der schwäbischen Folkrockband Wendrsonn keines, an das sie sich einmal gerne erinnern werden. Durch die Coronapandemie waren nur noch wenige Auftritte vor Publikum möglich. Der Mann von Sängerin Anke Hagner erlitt mit gerade einmal 50 Jahren Hirnblutungen. Und dann starb Ende Juni auch noch Bassist Ove Bosch an einem Herzinfarkt. Der 51-Jährige hinterlässt eine Frau und eine Tochter. „Es war wirklich brutal“, fasst Markus Stricker zusammen. Der Multiinstrumentalist hatte Wendrsonn 2005 mit seinem Bandkollegen Michael Schad gegründet.

„Bei mir war nach Oves Tod die Luft raus, das muss ich klipp und klar sagen“, so Stricker. „Ich hab gesagt: Wir hören auf.“ Sängerin Anke Hagner argumentierte dagegen, munterte zum Weitermachen auf. „Wenn du jetzt aufhörst, trägst du dieses negative Gefühl dein ganzes Leben lang mit dir herum“, warnte sie Stricker. Er ließ sich überzeugen. Anfang Juli, kurz nach Ove Boschs Beerdigung, gaben Wendrsonn zum ersten Mal nach seinem Tod wieder ein Konzert. Ausschlaggebend dafür war hauptsächlich Boschs Frau. Susanne Bosch hatte den Bandmitgliedern mitgeteilt, sie sollten so bald wie möglich wieder auftreten. Es sei im Sinne ihres Mannes.

Der Tod von Ove Bosch ist noch lange nicht verarbeitet

Für Markus Stricker fühlte sich der Auftritt trotzdem schräg an, sagt er. Toll fand er aber die Solidarität der Fans und insbesondere zweier Musiker, die als Bassisten aushalfen: Paul Harriman (Purple Schulz) und Martin Hofpower (Dr. Mablues). „Wir haben mit den Jungs gar nicht groß geprobt“, verrät Stricker. „Sie sind einfach eingesprungen. Ich war überrascht, wie gut das gepasst hat!“

Den Tod von Ove Bosch versuchen er und seine Bandkollegen aber immer noch anzunehmen. Verarbeitet ist er noch lange nicht. Bei Auftritten sprechen sie mit dem Publikum darüber. Stricker hat auch Songs geschrieben, die den Verlust thematisieren.

Ein „wahnsinniger Gewinn“ für die Band sei der neue Bassist Chris Weigold, der im September 2022 zu Wendrsonn dazustieß, betont Stricker. Mit Weigold und Sängerin Anke Hagner, die seit Ende 2021 dabei ist, sei Wendrsonn wie ein Phönix aus der Asche gestiegen. „Es passt bei beiden total – menschlich wie musikalisch.“

Ein neues Album soll noch in diesem Jahr erscheinen

Eine Herausforderung für die Band sind nach wie vor aber die Folgen der Pandemie. Um Auftritte zu bewerben, musste Stricker bereits selbst Geld in die Hand nehmen. Die Konzerte seien keine Selbstläufer mehr, sagt der Musiker. „Ich hab das Gefühl, dass die Menschen Kultur in der Pandemie ein bisschen verlernt haben.“

Worauf er sich neben den zahlreichen Konzerten freut, die anstehen: Im Juni will die Band wieder ins Studio; das neue Album soll noch in diesem Jahr erscheinen.