Christina Schöffler präsentiert ihr neues Buch „Slow living – Aus der Ruhe leben“

Die Autorin und Bloggerin Christina Schöffler gibt viel persönlich Durchlebtes preis. Das inzwischen vierte Buch der gelernten Krankenschwester enthält „52 Impulse für Sonntags-Entdecker“.

 Christina Schöffler präsentiert ihr neues Buch „Slow living – Aus der Ruhe leben“

Christina Schöffler wirbt für Entschleunigung im Alltag. Foto: Alexander Becher

Von Uta Rohrmann

Backnang. „Slow living – Aus der Ruhe leben“ heißt das soeben erschienene Buch der Sachsenweiler Autorin und Bloggerin Christina Schöffler. Dabei geht es nicht einfach um einen Lebensstil, der gerade im Trend liegt, sondern um sehr viel persönlich Durchlebtes. „Meine Kompetenz zu diesem Thema liegt in einem halben Leben Unruhe und dem Gefühl, ständig überfordert zu sein“, bekennt die gelernte Krankenschwester mit großem Herzen für gesellschaftliche Randgruppen, die zwei Burn-outs durchlitten hat. Seit Jahren lese, höre und inhaliere sie daher alles, was sie zum Thema Ruhe finden könne. Beim Thema Sonntag beziehungsweise dem jüdischen Schabbat blieb sie hängen. Der wöchentliche Ruhetag sei ihr zu einem wichtigen Richtungsweiser geworden, um Kraft für ihren Alltag zu tanken und sich auf das Wesentliche zu besinnen, erzählt die Autorin, die in ihrem Blog „Den Spatz in der Hand“ wöchentlich Alltagserfahrungen reflektiert, in denen sich Hunderte Leserinnen und Leser wiederfinden.

„Mit Slow living ist nicht ein besonders langsames, sondern ein angemessenes Lebenstempo gemeint“, erklärt die 53-Jährige. „Natürliche Rhythmen wie Arbeit und Ruhe, Saat und Ernte, Ein- und Ausatmen helfen dabei.“ Der Rhythmus von sechs Tagen Arbeit und einem Ruhetag sei in der Geschichte immer wieder infrage gestellt worden. So wollte man in der Französischen Revolution den Sonntag unter den Tisch fallen lassen, da ein Ruhetag ineffektiv sei, und auch in der Sowjetunion waren die Machthaber der Meinung, jeder zehnte Tag müsse doch zum Ausruhen genügen. Doch immer wieder sei man auf den 7-Tage-Rhythmus zurückgekommen als diejenige Struktur, die langfristig für unser Leben am besten funktioniert – „als hätte das jemand in uns einfach so angelegt“, sagt Schöffler in Anspielung auf die biblische Schöpfungsgeschichte.

Der Sonntag ist laut Grundgesetz „der Tag zur seelischen Erhebung“

Bis 1976 habe der Sonntag, laut Grundgesetz der „Tag zur seelischen Erhebung“, als erster Tag der Woche gegolten. Doch dann sei nach der internationalen Empfehlung zur Zeitangabe ISO 8601 der Montag zum Tag Nummer eins erklärt worden. „Ich finde, das sagt viel über unsere Leistungsgesellschaft“, meint Christina Schöffler. Das allseits bekannte Sprichwort „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ werde nach biblischem Verständnis auf den Kopf – oder je nach Betrachtungsweise wieder auf die Füße – gestellt. Direkt nach der Erschaffung des Menschen folgt der erste Ruhetag. „Das Feiern und das Liebhabenlassen steht bei Gott nicht als Belohnung am Ende der Strecke, sondern es ist der Ausgangspunkt“, sagt die verheiratete Mutter eines elfjährigen Sohnes.

Sonntagskleidchen, Kirchgang und Spazierengehen – als Kind hat die aus dem Schwarzwald stammende Autorin den Sonntag als eher langweilig erlebt. Durch die Beschäftigung mit jüdischer Tradition entdeckte sie den Schabbat, der für das satte, gute Leben stehe. Den Tag, an dem man aufhören, innehalten und ausruhen, mit allen Sinnen genießen und gemeinsam mit anderen Zeit verbringen kann. Dabei gehe es nicht darum, am Wochenende endlich mal etwas zu tun, worauf man selbst Lust hat, sondern sich auf Gott auszurichten, von dem die Israeliten ihre tiefste Identität bezögen. In der Begegnung mit Gott erfahre der Mensch Zuspruch von außen, den er sich nicht selbst geben könne: Du bist gewollt. Du bist genug. Ich schenke dir meinen Frieden.

Der Sonntag als sorgenfreier Raum

Für die persönliche Sonntagsgestaltung mit ihrer Familie hat sich Schöffler von der Tradition des Schabbat inspirieren lassen. So beginnt der Ruhetag bereits am Vorabend. Am Samstag um 19 Uhr wird mit der Arbeit aufgehört. Der Computer bleibt aus, was nicht fertig geworden ist, wartet bis zum Montag. Eine Kerze wird angezündet. Es ist Zeit für Lieblingsbeschäftigungen. Etwas Besonderes darf genossen werden, das man sich extra für den Feiertag aufgespart hat. Für Christina Schöffler ist das beispielsweise das wachsweich gekochte Frühstücksei, während sich Sohn Samuel am Sonntag so dick Schokocreme aufs Brot schmieren darf, wie er will. Etwas länger zu schlafen, den Gottesdienst zu besuchen und Freunde zu treffen, einander zuzuhören, Sonne und Wind auf der Haut zu spüren, langsam spazieren zu gehen, zu spielen sind Dinge, die für die Autorin den Sonntag schön machen.

„Der Stopp in der Woche wirkt sich ganz langsam auf die anderen Tage aus. Ich merke: Die Welt bleibt am Laufen, auch ohne meine Bemühungen,“ stellt sie fest. Wichtig sei auch das mentale Loslassen, der Sonntag als sorgenfreier Raum. Er ist die Gelegenheit, die Seele neu auszurichten – auf Gott, auf das, was Wert hat, was mir wirklich wichtig ist im Leben. Und Dinge zurückzuweisen, die zu viel Raum einnehmen.

Das leicht lesbare Buch mit dem Untertitel „52 Impulse für Sonntags-Entdecker“ kann als spirituelles Jahreslesebuch verstanden werden, das jeden Sonntag ein Kapitel genussvolle Inspiration bietet. Die informativen und sehr persönlichen Texte, kleinen Geschichten und poetischen Reflexionen, die Anregungen zur praktischen Umsetzung zur eigenen Sonntagsgestaltung bieten, eignen sich aber auch als Alltagsoase.

Aus der Ruhe leben

Blog Christina Schöffler bloggt unter: denspatzinderhand.blogspot.com

Buch Ihr viertes Buch ist soeben bei Gerth Medien erschienen und kostet 18 Euro. Der Titel: „Slow living – Aus der Ruhe leben. 52 Impulse für Sonntags-Entdecker.“