Rekonstruierter Schädel aus China

1 Million Jahre: Ist der moderne Mensch viel älter als gedacht?

Die digitale Rekonstruktion eines 1 Million Jahre alten Schädels könnte das bisherige Wissen über die menschliche Evolution auf den Kopf stellen. War Asien und nicht Afrika die Wiege der Menschheit?

1 Million Jahre: Ist der moderne Mensch viel älter als gedacht?

Schädelrekonstruktion des „Yunxian Man“ im Provinzmuseum von Hubei in Wuhan.

Von Markus Brauer/AFP

Eine digitale Rekonstruktion eines eine Million Jahre alten Schädels des „Yunxian Man“ könnte das bisherige Wissen über die menschliche Evolution auf den Kopf stellen.

Die Rekonstruktion des 1990 in China entdeckten zertrümmerten Schädels deutet laut einer in der Zeitschrift „Science“ veröffentlichten Studie darauf hin, dass sich der Homo sapiens möglicherweise 400.000 Jahre früher als bisher angenommen von anderen menschlichen Vorfahren abgespalten hat - und zwar in Ostasien und nicht in Afrika.

In respect to the Yunxian skulls pushing back Denisovan, Neanderthal and Modernus divergence by hundreds of thousands of years, its important to note that a third more complete skull is being worked on. This other skull will doubtless change the story.While I think the Yunxian… pic.twitter.com/6tJt7OpUiD — Bruce R. Fenton (@GeologicalSETI) September 26, 2025

#FossilFriday Replicas of Yunxian 2 reconstruction (L) and Sangiran 17 Homo erectus from Java. Our research indicates that Yunxian is not an erectus, but is an early member of the group containing Homo longi, other Chinese fossils, and Denisovan material pic.twitter.com/G2AoCz5AE1 — Chris Stringer (@ChrisStringer65) September 26, 2025

Gab es schon viel früher verschiedene Hominiden?

Der Untersuchung zufolge könnte es bereits viel früher verschiedene Hominiden, darunter Neandertaler und Homo sapiens, gegeben haben.

Die Ergebnisse lassen darauf schließen, „dass sich unsere Vorfahren bereits vor einer Million Jahren in verschiedene Gruppen aufgeteilt haben, was auf eine viel frühere und komplexere Aufspaltung der menschlichen Evolution hindeutet, als bisher angenommen“, erklärt Chris Stringer, Anthropologe am Naturhistorischen Museum in London, der Teil des Forschungsteams war.

Die Ergebnisse erschütterten zudem die These, dass sich der Homo sapiens in Afrika entwickelt und sich der moderne Mensch von dort aus verbreitet hat, konstatiert der Direktor des Australischen Forschungszentrum für Menschliche Evolution der Griffith University, Michael Petraglia. In der Forschung könnte sich nun eine „große Veränderung vollziehen, da Ostasien nun eine sehr wichtige Rolle in der Evolution der Hominiden spielt“.

Merkmale von Homo longi und Homo sapiens

Der Schädel war zuvor einem Homo erectus zugeordnet worden. Die Rekonstruktion weist jedoch Merkmale des Homo longi und des Homo sapiens auf. Menschlichen Vorfahren, von denen bisher angenommen wurde, dass sie erst später in der menschlichen Evolution auftauchten.

Die Ergebnisse könnten somit auch Licht in die noch nicht genauer erforschte Phase der menschlichen Evolution im mittleren Pleistozän - etwa 774.000 bis 129.000 Jahre vor der heutigen Zeit - bringen.