Im Kampf gegen Blutkrebs werden Stammzellen benötigt. Die Zahl der Spender aber ist rückläufig. Die zuständige Organisation nennt einen wenig beachteten Grund dafür.
Stammzellspenden sind nur zwischen dem 18. und dem 61. Geburtstag möglich. (Symbolbild)
Von red/dpa
Der demografische Wandel setzt der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) bei der Suche nach Stammzellenspendern im Kampf gegen Blutkrebs zu. Denn mit jedem Jahr steigt die Anzahl von Menschen, die altersbedingt aus der Stammzellspenderdatei ausscheiden. Denn Stammzellspenden sind nur zwischen dem 18. und dem 61. Geburtstag möglich.
Dies hat zur Folge, dass beispielsweise in diesem Jahr erst Mitte Juni die Verluste für 2025 ausgeglichen werden können. „Statistisch gesehen fangen wir dann erst an, die Datei weiter auszubauen“, sagt DKMS-Geschäftsführer Stephan Schumacher. In Deutschland erkranke alle zwölf Minuten ein Mensch an Blutkrebs.
Die Zahlen sind ernüchternd
Schumacher macht eine Rechnung auf: 150.000 Menschen hat die DKMS seit Beginn des Jahres 2025 neu aufgenommen – und dabei die Datei noch um keinen Spender erweitert. Denn genau so viele Personen, rund 150.000 Registrierte, verliert die gemeinnützige Organisation in diesem Jahr allein aus Altersgründen. Für viele Patientinnen und Patienten sei eine Stammzellspende die einzige Hoffnung auf Überleben. „Noch immer findet jeder zehnte Patient in Deutschland, der eine Stammzellspende benötigt, kein passendes Match“, sagt Schumacher. Eine Registrierung sei unter www.dkms möglich und sei einfach.
Im Jahr 2019 schieden 66.000 Menschen aus Altersgründen aus. Zwei Jahre später waren es 86.000, im Jahr 2022 insgesamt 101.000 und in diesem Jahr werden es 150.000 sein.
Auf junge Spender angewiesen
Besonders wichtig sind laut der Organisation Spenderinnen und Spender bis 30 Jahre. Denn sie werden aus medizinischen Gründen besonders häufig von den Transplantationszentren für eine Stammzellspende für Menschen mit Blutkrebs angefragt.
Vor der Pandemie, also im Jahr 2019, hatte die DKMS in Deutschland über 688.000 neue Spenderinnen und Spender aufgenommen. Der Trend sei seitdem rückläufig: Im Jahr 2023 waren es noch 411.000, im Jahr 2024 noch rund 344.000 Menschen, die sich neu registriert haben. „Dadurch registrieren sich in der Summe auch weniger junge Menschen“, heißt es von der DKMS.
Generell gebe es - und zwar altersunabhängig - bezogen auf Neuregistrierungen eine größere Zurückhaltung als vor einigen Jahren. Dem versucht die DKMS entgegenwirken, etwa durch Aufklärung an Schulen. Dort wolle man insbesondere junge Menschen ansprechen, damit sich diese registrierten. Aktiver sei man auch über digitale Werbekampagnen, in Social-Media-Kanälen, in Sportvereinen oder auf Musikfestivals. „Nur so können wir den steigenden Verlust der älteren Spenderinnen und Spender auffangen, beziehungsweise unsere Spenderdatei weiter ausbauen.“
Millionen Spender im Laufe der Zeit
In der DKMS sind weltweit über 12,5 Millionen Menschen registriert, davon mehr als 7,8 Millionen bei der DKMS in Deutschland. Bis heute hat die Organisation mehr als 125.000 Stammzellspenden vermittelt. Die Organisation ist außer in Deutschland in den USA, Polen, Großbritannien, Chile, Indien und Südafrika aktiv.
Grundsätzlich kann sich jeder gesunde Mensch bis 55 Jahre registrieren. 17-Jährige dürfen zwar noch keine Stammzellen spenden, werden aber ab dem 18. Geburtstag automatisch in der Datei aktiviert und bei der Suche nach Spendern berücksichtigt.
Es gibt nicht nur die DKMS
In Deutschland gibt es neben der DKMS 25 weitere Dateien, insgesamt sind es nach Auskunft der Organisation 26. Die pseudonymisierten Daten aller Spender aus Deutschland werden beim Zentralen Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) in Ulm gesammelt und verwaltet. Das heißt, dort gehen Suchanfragen ein.
Gibt es einen Treffer, wird die jeweilige Datei informiert, bei der der passende Spender gelistet ist. Wenn das die DKMS ist, nimmt diese den Kontakt zur Spenderin oder zum Spender auf. Es gibt auch ein internationales Register für eine weltweite Datenbank: WMDA (World Marrow Donor Association). Weltweit sind über 42 Millionen Menschen registriert - davon rund 30 Prozent bei der DKMS.