2021 war im Südwesten vor allem nass

dpa/lsw Karlsruhe. Viel Schnee im Winter, Hochwasser im Sommer, und nicht dauernd so schweißtreibende Temperaturen wie in den vergangenen Jahren. Auch mit Blick aufs Wetter war 2021 irgendwie anders, dürfte mancher meinen. Und da ist auch was dran, wie Experten mit Daten belegen.

2021 war im Südwesten vor allem nass

Eine Frau geht mit einem Regenschirm auf einer Straße entlang. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Es ist nicht nur eine gefühlte Wahrheit: Das zu Ende gehende Jahr war in Baden-Württemberg kühler und deutlich feuchter als die Vorjahre. Schon im Januar verzeichnete die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) erheblich mehr Niederschlag im Vergleich zum langjährigen Mittel. Vielerorts rieselte der als Schnee herab. Aber gerade im Sommer erreichten die Niederschlagsmengen Werte deutlich über den Vergleichswerten aus den vergangenen Jahrzehnten. Das Ergebnis: „Die Grundwasserstände und Quellschüttungen haben sich erholt und sind derzeit im Normalbereich“, sagte die Leiterin der Abteilung Nachhaltigkeit und Naturschutz, Svea Wiehe, der Deutschen Presse-Agentur in Karlsruhe.

Gerade im Sommer haben Starkregenereignisse auch in manchen Regionen im Südwesten ihre Spuren hinterlassen. Landesweit gab es den Angaben nach 40 Prozent mehr Niederschlag als im Mittel der letzten 30 Jahre. So erreichten die Werte im Juni dieses Jahres 160 Millimeter, im Mittel der Jahre 1991 bis 2020 waren es gerade einmal 90 Millimeter.

Das sei ein ähnlicher Überschuss wie in Rheinland-Pfalz, sagte Sabrina Plegnière aus dem Kompetenzzentrum Klimawandel der LUBW unter Berufung auf Daten des Deutschen Wetterdienstes. In Nordrhein-Westfalen habe die Niederschlagssumme im Sommer 25 Prozent über dem Schnitt gelegen. Beide Bundesländer waren von extremen Hochwassern mit Dutzenden Toten und immensen Schäden betroffen. Das zeigt aus Sicht von Plegnière, dass sich lokale Ereignisse nicht anhand solcher gemittelten Daten ablesen lassen.

Sowohl der Frühling als auch die Monate seit September liegen beim Niederschlag jedoch schon wieder deutlich unter den Vergleichswerten vergangener Dekaden. Wie lange sich die Grundwasservorräte im Südwesten daher im Normalbereich befinden, bleibt abzuwarten.

Verglichen mit Vorjahren war 2021 aber nicht nur nasser, sondern auch kühler. An der Messstation in Rheinstetten bei Karlsruhe zum Beispiel habe es nur acht heiße Tage mit Temperaturen über 30 Grad gegeben, sagte Plegnière. Selbst im Zeitraum 1961 bis 1990 seien es mit durchschnittlich 12 Tagen mehr gewesen, in der Vergleichsperiode 1991 bis 2020 waren es sogar 21 heiße Tage.

Während der Frühling eher kühler war, lag hingegen der Juni über den Mittelwerten, wie Wiehe deutlich machte. Nach drei sehr heißen und trockenen Jahren habe die Natur wieder etwas aufatmen können.

Langfristig gesehen verzeichnen die LUBW-Expertinnen allerdings starke Anstiege bei den Temperaturen. Allein seit 2000 habe es 17 Jahre gegeben, die zu den 20 wärmsten in Baden-Württemberg zählten, sagte Wiehe. Die Tendenz verschiedener Modelle für die kommenden Jahre sei ebenfalls eindeutig: „Wir müssen uns auf trockenere, heißere Sommer und nassere, mildere Winter einstellen.“ In der Konsequenz kann das zum Beispiel heißen, dass künftig manche Winter ganz ohne Eis und Schnee auskommen, wie Plegnière erklärte.

Schon jetzt liege die Durchschnittstemperatur am Feldberg bei über 4 Grad, im Mittel der Jahre 1961 bis 1990 seien es noch 3 Grad gewesen. Das ist zwar gerade mal ein Anstieg von gut einem Grad. Tiere und Pflanzen, die niedrigere Temperaturen gewohnt und daran angepasst sind, stellt das aber vor große Herausforderungen. In den kommenden Jahren sei zudem damit zu rechnen, dass manche Pflanzen früher blühen, dann aber von Spätfrösten erwischt werden.

In wärmeren Regionen wie dem Oberrheingraben um Karlsruhe wiederum könnte es Plegnière zufolge sein, „dass wir in ferner Zukunft zwei Monate lang heiße Tage haben“. Das einzige, das laut Wiehe helfen kann: „Wir müssen ambitionierten Klimaschutz betreiben und uns mit geeigneten Maßnahmen an die unvermeidbaren Folgen anpassen.“

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